Vor ihrer Autogrammstunde losen Zé Roberto und Tomas Rincon die Gruppen für das Hallen-Fußballturnier um den Riewesell-Cup im Januar aus

Uetersen. Die Ausrichter und Gastgeber waren selbst überrascht. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass der TSV Uetersen und Turnierchef Heino Riewesell zu dieser Pressekonferenz ins Parkhotel Rosarium geladen hatten: Nie zuvor hatte es bei der Ankündigung des Hallen-Fußballturniers um den Riewesell-Cup einen solchen Andrang gegeben wie vor der 14. Auflage Anfang kommenden Jahres.

Aber wer einen der Besucher fragte, die sich in einer Ecke des Hotelsaals drängelten, ob er sich so auf die Gruppen-Auslosung für das Ereignis am 15. Januar freue, der bekam zur Antwort: "Nein, ich freue mich auf Zé Roberto". Und der Freund des kleinen Timm fügte schnell hinzu: "Und auf Tomas Rincon, der spielt doch auch beim HSV."

Zwei HSV-Stars in Uetersen - der große Fußball brachte auch den Amateuren Glamour. Tomas Rincon, 30-facher Nationalspieler, für Venezuela hatte bereits neben Moderator Michael Schubert am Tisch Platz genommen. Die Kinder aber lauerten noch draußen auf der Straße. Dann kam, langsam suchend, ein Porsche angerollt. "Da ist er, da ist er!", kreischten zwei Mädchen. Und aus dem Auto stieg, freundlich lächelnd, der kleine Mann mit den kleinen, gedrehten Zöpfchen auf dem Kopf: Zé Roberto, der in der Bundesliga schon für Bayer Leverkusen und Bayern München am Ball war und jetzt beim HSV glänzt.

Der 84-malige brasilianische Nationalspieler saß geduldig und kauend dabei, als Michael Schubert mit allen Details den Riewesell-Cup als Hamburgs beliebteste Fußball-Hallenveranstaltung in der Winterpause ankündigte. Und er hörte auch zu, als Turnier-Initiator Heino Riewesell mit freundlichen Dankesworten alte und neue Sponsoren vorstellte. Zu denen gehört auch die Firma "Roland Würstchen" aus Tornesch, die letztlich den Abstecher der HSV-Hochkaräter nach Uetersen initiierte, denn Besitzer Jens Ahlert ist der Bruder von HSV-Team-Manager Jürgen Ahlert.

Besuch der HSV-Profis in Uetersen lief über die Freundschaftsschiene

"Die beiden sind heute mir zuliebe gekommen", sagt Jürgen Ahlert, vor Jahren Ligaspieler bei der SV Halstenbek-Rellingen. "Sonst machen sie solche Auftritte nur bei Sponsoren des HSV. Autogrammstunden und andere Auftritte sind in den Verträgen festgeschrieben, aber das hier läuft über die Freundschaftsschiene."

Dabei hatten Zé Roberto und Tomas Rincon durchaus eine Aufgabe. Sie losten die beiden Gruppen für das Hallenturnier aus. Als in der Gruppe A zu der gesetzten Mannschaft von Gastgebers TSV Uetersen der FC Sylt, der SC Victoria, St. Pauli Zweite und Buchholz 08 gelost wurden, rief ein Besucher Uetersens Trainer Peter Ehlers zu: "Da kannst du deine Jungs ja gleich in der Kabine lassen. Macht euch einen gemütlichen Nachmittag." In der Gruppe B treffen die Riewesell-Betriebsfußballer, Altona 93, Pokalverteidiger TSV Wedel, der VfL Pinneberg und der Sieger aus dem Vorturnier am 14. Januar aufeinander.

Die prominenten Stargäste und die zahlreichen Besucher animierten Moderator Michael Schubert zu einer spontanen Talk-Runde. Ganz professionell redeten die beiden Mittelfeldspieler ihren HSV stark und fanden die freundlichsten Worte für die Fans, die Stadt und ihren Arbeitgeber. "Sie sind 36 Jahre alt", wandte sich Michael Schubert an Zé Roberto. "Wollen Sie denn da Ihre Karriere in Hamburg beenden?" Der freundliche Mann in engen Jeans und weißen Schuhen lächelte freundlich. "Eine nette Frage. Aber die kommt viel zu früh. Ich will ja auch mit 50 noch Fußball spielen". Alle im Saal lachten und applaudierten. "Und wo wird am Saisonende der FC St. Pauli in der Tabelle stehen?", wollte Schubert anschließend von dem Brasilianer wissen. "St. Pauli?" fragte der kleine Fußballkünstler zurück. "Wer ist St. Pauli? Ich bin nur auf mich selbst gerichtet und den HSV."

Zumindest für einen jungen Mann im Parkhotel Rosarium war die Antwort recht bitter. "Ich bin nämlich St. Pauli-Anhänger", bekannte Uetersens Ligaspieler Helge Kahnert. Und doch drängte auch er sich später an den Tisch, an dem Zé Roberto und Tomas Rincon alle Autogramm- und Fotowünsche erfüllten. "Aber das Autogramm ist für meine Mutter", sagte Helge Kahnert, "die schwärmt für den HSV."

Übrigens: Bernd Enderle, der Chef des TSV Uetersen freute sich diebisch über seinen Trick. Er hatte auf seinen Zettel "Vertrag mit dem TSV Uetersen" geschrieben und zeigte dann lachend die Unterschriften von Zé Roberto und Tomas Rincon in die Runde.