Die ersten Schritte hat Pinnebergs Hockeytalent bereits getan. Jenny Siemer wurde mit dem UHC zum zweiten Mal deutsche Meisterin auf dem Feld

Pinneberg. Muss man eine 14-Jährige, die mindestens dreimal in der Woche von Pinneberg quer durch Hamburg fährt, um sich zwei Stunden lang richtig zu schinden, noch nach ihren sportlichen Träumen fragen? "Natürlich will ich einmal in die Hockey-Nationalmannschaft", kommt die Antwort von Jenny Siemer ohne jedes Zögern. "Für Deutschland zu spielen, das ist mein Traum. Ich weiß allerdings auch, dass ich dafür noch viel, viel härter arbeiten muss."

Immerhin, auf ihrem Weg nach oben hat Mannschaftsführerin Jenny gerade ihren zweiten großen Erfolg feiern können. Mit der Mädchen-A-Mannschaft des Uhlenhorster Hockey-Clubs (UHC) wurde die Abwehrspielerin deutsche Meisterin auf dem Feld. Die goldene Ehrennadel für diesen Titel hat ihren Ehrenplatz in der Küche der Familie - neben der vom vergangenen Jahr. Auch da schon zählte Jenny Siemer zum UHC-Talentschuppen, der sich die nationale Feldmeisterschaft erkämpfte. "In der Halle waren wir in der vergangenen Saison deutsche Vizemeister", ergänzt Jenny die Erfolgsgeschichte ihrer UHC-Mannschaft, die von Vater Bernd Siemer betreut wird.

Dass diese Mädchen-Clique zurzeit das Beste ist, was der deutsche Hockey-Sport in dieser Altersklasse zu bieten hat, demonstrierten die Spielerinnen in der Finalrunde auf der eigenen Anlage am Wesselblek. Im Halbfinale deklassierten die UHC-Girls die Mannschaft des Frankenthaler HC mit 6:0. Im Finale begeisterten sie mit einem 4:0 über die Mädchen des Düsseldorfer HC.

Bei dieser nationalen Finalrunde waren Schüler des Pinneberger Theodor-Heuss-Gymnasiums im übrigen gleich dreifach vertreten. Jenny Siemer besucht die neunte Klasse, ihre Hockey-Freundin Jule Ochterbeck die Parallelklasse. Als Jenny und Jule sechs Jahre alt waren, gehörten sie zu den ersten, die in der neu gegründeten Hockey-Abteilung des VfL Pinneberg mit dem Krummstock versuchten, kleine, harte Bälle zu treffen. "Jule und ich sind dann beide zur SV Blankenese gewechselt", erzählt die zweifache deutsche Meisterin. "Ich glaube, das war vor vier Jahren."

Vor zwei Jahren trennten sich die Wege der hoffnungsvollen Pinneberger Hockey-Talente. Jenny wechselte zum UHC, Jule zum Großflottbeker THGC. Und auch Jule Ochterbeck hatte sich mit ihrem Team für die nationale Finalrunde qualifiziert. Großflottbek allerdings unterlag im Halbfinale Düsseldorf mit 0:4 und dann auch im Kampf um Platz drei gegen Frankenthal mit 7:8 im Siebenmeterschießen.

Wenn der UHC gegen Großflottbek antritt, sind die beiden Pinneberger Hockey-Freundinnen meistens direkte Gegnerinnen. Dann muss Jenny Siemer, die Abwehrspielerin, dafür sorgen, dass die Stürmerin Jule Ochterbeck keine Tore schießt. "Wir reden zwar auch im Spiel immer viel miteinander", erzählt Jenny von diesen internen Pinneberger Duellen, "aber sanft und freundschaftlich gehen wir nicht miteinander um". Um noch einmal zurück auf die deutsche Meisterschaft und Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums zu kommen: Das Finale zwischen dem UHC und dem Düsseldorfer HC wurde von Schiedsrichter Jan Reimers geleitet. Der ist erst 17 und ebenfalls Schüler an dem Pinneberger Gymnasium.

Wenn Jenny Siemer mittags nach Hause kommt, sind immer die Schulaufgaben erste Pflicht. Denn mindestens dreimal in der Woche steht dann kurz vor 16 Uhr das Familien-Taxi bereit. Meist ist es Mutter Ute, die die Tochter zum Training nach Hummelsbüttel chauffiert. Abends ist es dann der Vater, der vom Büro zum Hockeyplatz kommt und die abgekämpfte Tochter mit nach Hause nimmt.

Allerdings muss die Familie diese Touren zum UHC und auch zum Hamburger Auswahltraining richtig organisieren. Denn da ist schließlich noch Niklas, mit 17 Jahren das älteste der drei Siemer-Kinder, der auch beim UHC spielt und ebenfalls zur Hamburger Auswahl gehört. Aber Sohn und Tochter haben nur selten an denselben Tagen zur gleichen Zeit Training. Und jetzt ist auch noch Tim, mit 13 das jüngste der Geschwister, zum UHC gewechselt. "Deshalb muss jetzt manchmal die Großmutter als Chauffeur aushelfen", erzählt Jenny, die Hockeyspielerin mit den ehrgeizigen Zielen.

Wer im Hockey zur Spitze will, sollte nicht nur perfekt mit dem Schläger sein, es muss vor allem für Schnelligkeit und Ausdauer schuften und schwitzen. Hockeyspieler behaupten gerne, im Vergleich zu ihnen seien Fußballprofis faule Kerle. Jennys Bruder Niklas geht neben dem Training regelmäßig ins Fitness-Studio. "Ich jogge lieber noch", sagt das Mädchen mit den zwei nationalen Meisternadeln. Und jeden Donnerstag wird getanzt in der Schul AG. Bleibt da noch Zeit für ein anderes Hobby? "Ich gebe Nachhilfe in Mathe", sagt Jenny. Und muss selbst dabei lachen, weil sie das Schulfach als Hobby bezeichnet.