Landesmeisterin Alexandra Bimschas und Lebensgefährte Rainhard Nielsen trainieren Dressurpferde im Klövensteen.

Schenefeld. Die Zuschauer in der großen Reithalle im Forst Klövensteen sind verwundert. Alexandra Bimschas (39), Norddeutschlands beste Dressurreiterin, belegt in der S-Prüfung beim Turnier des "Club der Dressurreiter" in Schenefeld nur Platz 22. Was ist denn da passiert? Die Nationenpreisreiterin und oftmalige Landesmeisterin von Hamburg und Schleswig-Holstein, die seit dem 1. März als Reitlehrerin im Ausbildungsstall von Jürgen Böckmann arbeitet, erklärt: "Bei kleineren Turnieren reite ich nicht die Championatspferde, da bekommen junge Nachwuchspferde eine Chance."

Alexandra reitet alle Pferde vom Herausgeber der "Kieler Nachrichten"

Diesmal ist es die sieben Jahre alte Oldenburger Stute Lovely Princess, die erst ihre vierte S-Prüfung bestreitet. Alexandras zurzeit bestes Dressurpferd, auf das sie große Hoffnungen setzt und das Mitte Dezember in der Frankfurter Festhalle ihren ersten internationalen Auftritt haben wird, heißt Dick Tracy. Der zehn Jahre alte Oldenburger Hengst verbringt an den beiden Schenefelder Turniertagen einen ruhigen Tag. Ruhig steht er in seinem blitzsauberen Stall und schaut in die Umgebung, während seine Stallgefährtin Lovely Princess Erfahrungen im Dressur-Parcours sammelt.

Zehn Pferde hat Alexandra Bimschas unter ihren Fittichen. Alle gehören der Familie von Christian Heinrich, dem Herausgeber der "Kieler Nachrichten". Mit dem bekannten Zeitungsmann hat sie vor einem halben Jahr per Handschlag einen Vertrag als Privattrainerin abgeschlossen. Ihr Superpferd Wito Corleone, mit dem sie zuletzt dreimal hintereinander Landesmeisterin von Hamburg und Schleswig-Holstein wurde und mit dem sie schon Nationenpreise ritt, steht zum Verkauf. Noch gehört der Wallach der Familie Hansen in Kiel.

"Er war mein bestes Pferd und hat das Herz eines Löwen", erklärt Alexandra Bimschas. Um ihre Augen wird es verdächtig feucht, als sie von den erfolgreichen Auftritten mit ihrem Lieblingspferd, das sie immerhin fünf Jahre lang trainiert hat, erzählt. Die ausgebildete Pferdewirtin sitzt auf einer Zuschauerbank in der Schenefelder Reithalle und beobachtet die Dressur-Konkurrenz. Neben ihr sitzt ihr Lebensgefährte Rainhard Nielsen. Der 52 Jahre alte Pferdewirtschaftsmeister, der bei den Titelkämpfen in Bad Segeberg Vize-Landesmeister wurde, arbeitet seit einigen Tagen ebenfalls als Reitlehrer im Ausbildungsstall von Jürgen Böckmann.

Um 7 Uhr Abfahrt in Boostedt, eine Stunde später im Reitsattel

"Wir sind ein Team, gemeinsam sind wir stark", sagt Rainhard Nielsen. Ihren Ausbildungsstall in Boostedt haben sie aufgegeben, sie leben jedoch weiterhin in einem Einfamilienhaus in dem 4500-Einwohnerort bei Neumünster. Alexandra, von Kindesbeinen an vom "Virus" Reitsport gepackt, erzählt: "Der Arbeitstag ist lang. Morgens um 7 Uhr fahren wir los, eine Stunde später sitzen wir auf den Pferden. Vor 19 Uhr sind wir nie zu Hause."

Nach einem halben Jahr folgte Nielsen seiner Lebensgefährtin

Als Alexandra Anfang März zwischen Boostedt und Schenefeld zu pendeln begann, fielen ihr die ersten vier Wochen schwer. "Damals lag hoher Schnee und es war bitterkalt", erinnert sie sich. "Ich wurde im Klövensteen zwar mit offenen Armen aufgenommen, aber Heimweh hatte ich doch sehr." Ihr Lebensgefährte beobachtete das genau, doch er ließ wie geplant ein halbes Jahr verstreichen, ehe er eingriff.

Und das sah so aus: "Der zeitliche Aufwand war zu hoch, denn es kamen ja noch an jedem Wochenende die Turniere dazu", sagt der gebürtige Nordfriese. "Da habe ich mich entschieden: Ich nehme das Angebot an und gehe als Trainer zu Jürgen Böckmann. Dann kann ich Alexandra noch mehr unterstützen."

Die beiden schauen sich an und lächeln. Da drängt sich zum Schluss die Frage förmlich auf: "Wollt ihr irgendwann einmal heiraten? Alexandra antwortet spontan: "Nein", Rainhard zur selben Sekunde: "Ja". Noch einmal lächeln sie und korrigieren dann erneut im Gleichklang: "Jein!"