Als der SC Egenbüttel zunehmend aus den Fugen geriet, kam der neue Spitzenreiter Pinneberg zu einem 5:0

Rellingen. In der 65. Minute handelte sich Tobias Müller (SCE) wegen eines harten Remplers an Nikola Maksimovic höchst berechtigt die Gelb-Rote Karte ein. Das ist nicht nur deshalb erwähnenswert, weil die bis dahin gleichwertigen Landesliga-Fußballer des SC Egenbüttel anschließend restlos aus den Fugen gerieten und eine 0:5 (0:1)-Niederlage gegen den VfL Pinneberg bezogen.

Vielmehr war es spannend, die Reaktion des Spielers Maksimovic zu beobachten. Der machte nicht etwa drei Rollen über den Rasen oder mimte in anderer Form den sterbenden Schwan, sondern stand sofort ganz gelassen wieder auf den Beinen. Die Herren Profis kriegen so ein sportliches Verhalten meistens nicht hin, das sieht man ja jedes Wochenende in der Bundesliga.

Aber ohnehin scheinen die Pinneberger und die Rellinger Kicker freundschaftlich miteinander verbunden zu sein. Bevor er die treue Schar Fans zum Freibier auf Kosten der Mannschaftskasse einlud, richtete VfL-Coach Michael Fischer jedenfalls tröstende Worte in Richtung seines Egenbütteler Trainerkollegen Holger Podein: "Mir tut's leid für euch. Dieses Ergebnis entspricht natürlich in keiner Weise dem Spielverlauf."

Warum sich die Rellinger nicht in die eigene Tasche lügen dürfen

Podein nickte und äußerte sich nur lobend über das eigene Team: "Ich bin zufrieden, wenn man bedenkt, wer uns diesmal alles gefehlt hat." Aber die Rellinger müssen auch ein bisschen aufpassen, dass sie sich nicht in die eigene Tasche lügen. Bis auf die zurzeit verletzten Dominik Lange und Hossein Zolfaghari ist keiner mehr da, die ihre zum Schluss in alle Bestandteile aufgelöste Abwehr stabilisieren könnte. Als ob es nicht auch oft genug mit diesen beiden in die Hose gegangen wäre.

Vorne veranstaltete Alexander Levern, sonst Stürmer der zweiten Mannschaft, einigen Alarm. In der 10. Minute stellte er VfL-Keeper Hannes Schüler ernsthaft auf die Probe, in der 56. Minute hatte er Pech mit einem Latten-Kopfball. Niemand war dann zur Stelle, den Abpraller zu verwerten, das bekamen die Pinneberger in der 20. Minute besser hin. Da war der aufgerückte Innenverteidiger Mark Müller im Anschluss an einen Lattenkopfball von Dirk Hellmann zur Stelle und schob den Ball zum 1:0 der Kreisstädter über die Linie.

Dennis Lünstäden erzielt ein "Tor des Jahres"

Ronald Kirschstein wurde "das dumme Gefühl" trotzdem nicht los. "Unter Flutlicht haben wir nie gewonnen, wenn ich dabei war", unkte der Klasse-Keeper (67) der guten, alten VfL-Zeiten. Dann aber hatte ihn sein früherer Teamkollege Roland Lange (70) doch überredet, ihn an den Moorweg zu begleiten. Das lohnte sich allein schon wegen der 53. Minute. Da glückte Dennis Lünstäden ein Treffer, wie es ihn nun mal auch im Spitzenfußball - pardon - nur selten zu sehen gibt.

An der linken Außenlinie schlug der Lünstäden den Ball in Richtung von Patrick Marciniak zwischen den Rellinger Torpfosten. Der junge Ersatzmann des erneut verletzten Stefan Steen hatte nicht die Spur einer Chance, den Einschlag in die rechte Ecke zu verhindern. "Vollkommen unhaltbar", urteilte der frühere VfL-Manager Manfred Kirsch. Stand da nicht einer mit Filmkamera am Spielfeldrand? Einsenden und zum "Tor des Jahres" vorschlagen . . .

Nach einem Querpass des eingewechselten Sören Badermann grätschte Lünstäden den Ball dann auch noch zum 4:0 über die Torlinie (81.). Wer ihn bislang nur wegen seiner gefürchteten Einwürfe schätzte, der muss allmählich aber gewaltig umdenken. Glänzend herausgespielt waren dann auch das 3:0 (Dirk Hellmann /77.) von Christoph Dobirr und das 5:0 (Badermann/83.) von Ömür Kaplan. "Zufall und die Dezimierung des Gegners haben uns geholfen", urteilte Michael Fischer. Und ganz am Ende dann auch der totale Zerfall des SC Egenbüttel.

Der VfL ist dank des klaren Erfolges wieder Spitzenreiter und bestreitet am Dienstag (19.30 Uhr, Stadion II) ein Testspiel gegen den Kummerfelder SV.