Weltmeisterin Janne Meyer äußert sich in Kiel zu ihren Zukunftsplänen. Morgen beginnt die Baltic Horse Show

Kiel/Schenefeld. Die Goldreiterin kam 17 Minuten zu spät. "Ich bitte um Entschuldigung", sagte Janne Friederike Meyer, als sie kurz nach 11 Uhr den Konferenzraum im Steigenberger Conti Hansa Hotel in Kiel betrat. Schnell zog sie ihren roten, gefütterten Kurzmantel aus und legte ihn zusammen mit dem dicken Winterschal über die Stuhllehne. Dann nahm sie neben Turnierchef Peter Rathmann Platz. Erstmals nach ihrer Rückkehr von der WM in Lexington (Kentucky), bei denen sie am Gewinn der Mannschafts-Goldmedaille maßgeblich beteiligt war, stellte sich die Schenefelder Springreiterin der Öffentlichkeit.

Draußen auf der Kieler Förde, wo riesige Kreuzfahrtschiffe lagen, schien die wärmende Mittagssonne, doch Janne Meyer, immer noch ein wenig außer Atem, fröstelte. "Ganz schön kalt ist es in Deutschland, wenn man aus Kentucky kommt", sagte sie. Vier Tage erst ist es her, dass sie mit ihrem Holsteiner Wallach Cellagon Lambrasco in Lexington triumphierte, doch eine Ruhepause kennt sie nicht. Das einzige, was sie sich gegönnt hat: "Am Montag habe ich, weil ich nach all den Strapazen unendlich müde war, den ganzen Tag auf dem Sofa gelegen und geschlafen."

Der 29 Jahre alte weibliche Shooting-Star der internationalen Reiterszene hält sein Versprechen: Janne Meyer reitet wie jedes Jahr bei der Baltic Horse Show (14. bis 17. Oktober) in der Kieler Sparkassen-Arena. Nicht mit ihrem Holsteiner Wallach Lambrasco im "Großen Preis von Schleswig-Holstein", aber mit talentierten Nachwuchspferden in Rahmenprüfungen.

"Lambrasco ist gesund und munter wieder zu Hause eingetroffen, er hat den Flug über den Atlantik gut überstanden", berichtet sie. "Aber jetzt erhält er seine wohlverdiente Pause, ehe ich ihn wieder antrainieren kann. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er für mich geleistet hat. Er wusste ja nicht, dass wir bei einer Weltmeisterschaft waren, aber instinktiv hat er alles gegeben. Er ist ein Muster an Zuverlässigkeit, wenn es wichtig ist."

Janne Meyer fühlt sich dem Kieler Hallenturnier und besonders Peter Rathmann verpflichtet. Das ist der Mann, der ihr in ihrer Jugend viele Wege geebnet hat. Und er erzählt eine Geschichte aus uralten Zeiten: "Janne war 15, als ich auf sie aufmerksam wurde. Es war bei den Raisdorfer Turniertagen. Da gewann sie drei Prüfungen in der Jugendklasse, und ich fragte mich: Wie schafft dieser Blondschopf das?"

Die Mannschafts-Weltmeisterin aus Schenefeld lächelte verschmitzt. Sie konnte sich gut erinnern: "Der Preis für den Sieg war eine Reise in die Dominikanische Republik. Ich bin als 15-Jährige ganz allein in die Karibik geflogen, und meine Eltern haben sich darüber sehr gewundert." Der Triumph von Raisdorf sollte der Start in eine atemberaubende Reiterkarriere werden.

Janne Friederike Meyer ist noch längst nicht am Ziel ihrer Träume angelangt. Seit Kentucky gehört sie zur absoluten Spitze unter den deutschen Springreitern. Doch sie sagt: "Ich werde mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen, sondern weiterhin hart an mir arbeiten, damit ich mich noch verbessern kann." Ihr Fernziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. "Das wäre für mich die Krönung", sagte sie. "Das ist aber nur zu erreichen, wenn Cellagon Lambrasco in zwei Jahren topfit ist und wenn ich mich weiter gesteigert habe. Ich werde dafür alles tun."

Janne Friederike Meyer ist nicht die einzige Weltmeisterin, die bei der Baltic Horse Show reitet. Hier trifft sie ihre Mannschaftskollegin von Kentucky, Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), die mit Checkmate zum deutschen Gold-Team gehörte. Dafür reitet Carsten-Otto Nagel (Wedel) nicht in Kiel.

Turnierleiter Peter Rathmann hatte vor dem Abflug nach Kentucky mit dem Vize-Europameister telefoniert. Nagel war zunächst unentschlossen, er wollte sich kurzfristig entscheiden. Rathmann sagte gestern: "Carsten-Otto, das hat er mir angedeutet, kann wegen seiner langen Abwesenheit seine Pferde nicht genügend trainieren und in Form bringen. Er möchte in Kiel nicht als Lückenbüßer auftreten. Vielleicht kommt er ja als Zuschauer."