Oberliga-Aufsteiger SV Rugenbergen rutscht nach 0:2 gegen Norderstedt in der Tabelle weiter ab

Bönningstedt. Die Leichtigkeit ist weg, nur nicht beim Warmschießen zur Pause. Da rauften sich die Ersatzspieler Christian Dirksen und Kim Scheibe wie die Schuljungen. Mit diesem Übermut konnte der in der 46. Minute für Christian Mießner eingewechselte Dirksen seine Teamgefährten aber nicht anstecken. Erstmals diese Saison gab es nach einem Heimspiel des SV Rugenbergen mehr ernste als fröhliche Gesichter zu sehen. Die so gut gestarteten Bönningstedter Oberliga-Fußballer stecken nach einer 0:2 (0:1)-Niederlage gegen Eintracht Norderstedt in ihrer ersten kleinen sportlichen Krise nach der Rückkehr ins Amateur-Oberhaus und bald schon im Abstiegskampf - "wenn wir uns nicht auf die Tugenden besinnen, was uns stark gemacht hat", warnte Co-Trainer Thomas von Kretsch nach dem Abpfiff.

Dirksen selbst demonstrierte, wie man sich nicht verhalten soll, wenn es nicht läuft. Auf einen Fehlpass im rechten Mittelfeld von Sören Lühr reagierte er mit einer abfälligen Handbewegung (63.). "Wir müssen wieder mehr aufeinander eingehen und miteinander spielen", fordert von Kretsch. Einmal konnte er sich dann allerdings auch nicht beherrschen und schlug wütend mit der flachen Hand gegen die Barriere, dass es nur so schepperte. Spätestens nach der Gelb-Roten Karte für Mittelfeldspieler Daniel Brehmer (55.) verstummte dann sogar der sonst so emotionale Chefcoach Ralf Palapies. Diese Partie war nicht mehr umzubiegen, das ahnten in diesem Moment alle.

Vier Spiele ohne Sieg - das nagt am Nervenkostüm

Viermal nacheinander haben die Bönningstedter nun nicht mehr gewonnen. Ob die Talfahrt wohl damit zusammenhängt, dass der kampfstarke Tim Vollmer in diesen Partien verletzungsbedingt fehlte? Manndecker Dennis Schmidt wirkte ohne sein Pendant im Abwehrzentrum jedenfalls auch verunsichert. In der 66. Minute ließ er sich leicht und locker von Ivan Sa Borges Dju umkurven. Gegen dessen Flachschuss in die linke Ecke hatte Torwart Dennis Schultz keine Abwehrmöglichkeit. Die Norderstedter führten 2:0.

Von Anfang an war es ein verkorkster Nachmittag für die Heimelf. Freude hatte Ralf Palapies nur an seinem Sohn Noah (3), der schon verdächtig interessiert am Ballnetz unter der Trainerbank hantierte. Auf dem Rasen spielte nur eine Mannschaft und das waren die Norderstedter, denen schon in der elften Minute die Führung glückte.

Offensivszenen mit Qualität waren Mangelware

Prächtig frei gespielt, konnte sich Milos Ljubisavljevic die Ecke aussuchen. In regelmäßigen Abständen erarbeiteten sich die Norderstedter weitere Torchancen. Die beste hatte noch Sa Borges Dju, der sich artistisch in der Luft verrenkte, dann aber die Flanke von Stefan Siedschlag verfehlte (64.). Sein Trainer Andreas Prohn bekam an der Seitenlinie fast einen Tobsuchtsanfall. Zwei Minuten später machte der kritisierte Stürmer dann alles wieder gut.

Offensivszenen dieser Qualität hatten die Bönningstedter nicht zu bieten. Die Zuschauer waren schon froh, dass wenigstens Dirksen mal einen Weitschuss riskierte. Eintracht-Torwart Marcel Kindler hielt den Ball sicher (84.). Dabei musste die Eintracht-Fans in der 50. Minute für kurze Zeit das Ausscheiden ihres Keepers befürchten. Im Zweikampf um den Ball hatte Maik Grabow dem Schlussmann noch "einen mitgegeben".

Kindler wälzte sich am Boden, Grabow eilte zum Tatort zurück und tätschelte Kindlers Kopf - Thema erledigt. So rasch werden die Bönningstedter bei der Spielanalyse nun nicht zur Tagesordnung übergehen. Das gesamte Auftreten war diesmal nicht oberligareif. Nur aufgrund der Norderstedter Abschlussschwäche kam der SV Rugenbergen noch glimpflich davon, zumal sich auch Patrick Kiene wegen eines groben Fouls noch die Gelb-Rote Karte einhandelte und darauf seine Kapitänsbinde an Sören Lühr abtrat (77.).

Reden müssen die Verantwortlichen aber nicht mehr mit Daniel Brehmer, der sein Fehlverhalten sofort einsah: "Es war dumm von mir, mich auf Diskussionen mit dem Schiedsrichter einzulassen." Wenn Einsicht der erste Schritt zur Besserung ist, dann besteht Hoffnung, dass die Bönningstedter bald wieder Spiele erfolgreich absolvieren.