In 15 Profijahren gewann Matthias Kröger nie einen Einzeltitel. Aber Speedway-Teamweltmeister wurde er jetzt zum vierten Mal

Bokel. Es war bereits das vierte Mal, dass sich die deutschen Langbahn-Spezialisten des Speedway-Sport den Weltmeistertitel in der Mannschaftswertung sicherten. Allerdings: Nie zuvor war das Finale so dramatisch, wie in der milden Sommernacht im französischen Morizes. Stephan Katt, der amtierende deutsche Langbahn-Meister, und Matthias Kröger, der Profi aus Bokel, Richard Speiser und Martin Smolinski - das Quartett mit dem Bundesadler auf der Brust, musste im Finale gegen die Franzosen antreten.

Bei jedem Lauf traten vor 8000 Zuschauern zwei Teams mit je drei Fahrern gegeneinander an. Da die vier Deutschen in den Qualifikations-Läufen jeweils gleich stark gefahren waren, verzichtete nach längeren Beratungen Matten Kröger (41) freiwillig auf das Finale. Es war Stephan Katt, der sich sofort an die Spitze setzte und sie verteidigte. Richard Speiser, der auf dem dritten Platz am härtesten vom letzten Franzosen attackiert wurde, rettete sich letztlich als Dritter über die Ziellinie. Und das war die Titelverteidigung, die mit 8:7 Punkten nicht knapper hätte ausfallen können. Die vier Weltmeister können am Sonntag auf dem Holsteinring in Brokstedt gefeiert werden. Sie treten bei den deutschen Speedway-Einzelmeisterschaften an. Die Qualifikations-Rennen beginnen um 9.45 Uhr, die Finalduelle um 14 Uhr.

Nach der WM-Feier und vor der deutschen Einzelmeisterschaft sprach das Hamburger Abendblatt mit Matthias Kröger, den alle "Matten" nennen.

Abendblatt:

Glückwunsch zum Langbahn-WM-Titel, aber wird das nicht allmählich zur Routine?

Matten Kröger:

Der Kampf wird doch von Jahr zu Jahr heißer, die Entscheidungen immer knapper. Das ist kein Platz für Routine.

Aber viermal in Folge Mannschafts-Weltmeister zu sein, deutet das nicht darauf hin, dass Ihr Sport sich festgefahren hat?

Kröger:

Sicher, wir Deutschen haben den Vorteil, dass bei uns die meisten Rennstrecken über 500 Meter führen, also Langbahnen sind. Aber die anderen Nationen sind uns immer härter auf den Fersen.

Auf den Kappen, die Sie tragen und auf der Overall-Brust steht zu lesen: DMSB. Was heißt das?

Kröger:

Deutscher Motor-Sport-Bund. Für den sind wir die WM gefahren.

Aber da war bei Ihnen auf der Kleidung noch viel Platz für weitere Sponsoren.

Kröger:

Speedway ist kein Millionen-Sport. Da ist es nicht leicht, ein paar Sponsoren zu gewinnen, die einem wenigstens das Öl oder die Rennanzüge stellen. Mein einziger Hauptsponsor ist der Kugelschreiber-Hersteller P-Collection.

Sie haben Familie mit zwei Söhnen, wie füllen Sie denn Ihr Bankkonto?

Kröger:

Wenn ich antrete, gibt es zum einen Startgeld. Das Sahnehäubchen sind dann die Preisgelder. Nur wenn man wenigstens als Vierter oder Fünfter ankommt, kann man in unserem Sport die Familie ernähren.

Was war in dieser Saison Ihr lukrativstes Rennen?

Kröger:

Das Traditionsrennen an Himmelfahrt in Herxheim in der Pfalz. Da kommen 15 000 Zuschauer und ich bin Zweiter geworden.

Und über wie viel Preisgeld hat sich Ihre Frau freuen können?

Kröger:

Über Geld spricht man doch nicht

Dem Finanzamt müssen Sie es sowieso offenbaren. Waren es über 3000 Euro?

Kröger:

Sagen wir um die 3000 Euro.

Profi sind Sie schon seit 15 Jahren, leben Sie ausschließlich von Ihrem Sport?

Kröger:

Ich bereite meine Motoren ja selbst auf. Das spart erst einmal Geld. Dann tune ich auch die Motoren von Stephan Katt.

Am Sonntag steigt die deutsche Speedway-Einzelmeisterschaft auf Ihrer Hausbahn in Brokstedt - können Sie mit 41 Jahren das erste Mal deutscher Meister werden?

Kröger:

Am Sonnabend starte ich schon beim Grand-Prix für die Langbahn-Weltmeisterschaft in Vechta. Am Sonntag in Brokstedt muss ich mich am Vormittag zunächst für die Finalläufe am Nachmittag qualifizieren. Aber ohne den Glauben an den Sieg würde ich nicht antreten, erst recht nicht vor meinen eigenen Fans.

Dreimal sind Sie bereits deutscher Vizemeister geworden. Warum hat es noch nicht mit dem Titel geklappt?

Kröger:

Darüber habe ich oft gegrübelt. Ich bin wohl doch kein Siegertyp. Aber bedenken Sie nur, Hüftbruch, Rippenbrüche, beide Knie, beide Knöchel zertrümmert - irgendwie nimmt man diese Unfälle schon als Last mit auf die Maschine. Vielleicht bin ich aber auch zu tolerant, zu sehr Kumpel, vielleicht fehlt mir die allerletzte Aggressivität.

Warum werden Sie in der Speedway-Szene eigentlich 'Matten' gerufen?

Kröger:

Die meisten denken, wegen meiner langen Haare. Falsch. Mein Onkel, der mich als Junge zu dem Sport brachte, sang immer ein plattdeutsches Lied, das übersetzt heißt: 'Matten der Haas, der hat seinen Spaß'. Weil ich so ein pfiffiges Kerlchen war, hat mein Onkel mich Matten gerufen. Seit dem bin ich Matten - aber kein Angsthase.