VfL gewinnt brisantes Landesligaderby bei HR mit 1:0. Der Halstenbeker Gerrit Diederichsen leistet sich eine böse Entgleisung

Halstenbek. Ganz in Weiß, aber ohne Blumenstrauß, so sehen für die Landesliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen die schlimmsten Träume aus. Der in der Farbe der Unschuld angetretene Nachbarschaftsrivale VfL Pinneberg hatte es faustdick hinter den Ohren und gewann das Derby auf dem Jacob-Thode-Platz vor 400 Besuchern verdient 1:0 (0:0).

Ein bitterböses Erwachen droht vor allem HR-Spieler Gerrit Diederichsen, der nach dem Abpfiff wegen Reklamierens die Rote Karte sah, darauf hin völlig die Fassung verlor und in Körperkontakt mit Schiedsrichter Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide) getreten sein soll. Noch Schlimmeres verhinderte möglicherweise ausgerechnet VfL-Trainer Michael Fischer, der Diederichsen gemeinsam mit dessen Teamgefährten Ali Arslan aus dem Brennpunkt zog.

Nach Spielende entschuldigte sich Diederichsen beim Schiedsrichter

Es ging darum, dass der Unparteiische lediglich eine Minute und 50 Sekunden hatte nachspielen lassen. Mindestens die doppelte Zeit wäre allein aufgrund einer langen Unterbrechung wegen einer Verletzung von VfL-Spieler Wiegand Leskien zwingend angebracht gewesen. Das rechtfertigt natürlich nicht Diederichsens Entgleisung, in dieser Beurteilung waren sich die Halstenbeker einig. Immerhin hat sich der Spieler später beim Mann in Gelb und Schwarz in der Kabine für sein Verhalten entschuldigt.

Gefühlsausbrüche, tragische Momente, Szenen, die man nie vergisst, das ist es doch, was die Zuschauer von einem Nachbarschaftsduell erwarten. Sogar Ex-HSV-Profi Peter Nogly, der insgesamt neun frühere Schützlinge während seiner Zeit beim TSV Wedel in Diensten der Halstenbeker (fünf) und Pinneberger (vier) in Aktion erlebte, und der frühere HR-Coach Michael Dahms fühlten sich von der Brisanz des Spiels angezogen. Diesmal mussten sie sich lange Zeit in Geduld üben, ehe sie auf ihre Kosten kamen. Es begann zunächst einmal mit einem Gewaltschuss von Thorben Reibe über das Halstenbeker Tor (2.).

Bei Elfmetern haben die Pinneberger ein Problem

Derselbe Spieler verzog dann knapp den Ball, den HR-Torwart Thomas Brandt nach einem Kracher von Nicola Maksimovic vor seine Füße gefaustet hatte (43.). Ein Aufschrei im Publikum war aber vor allem in der 34. Minute zu hören. Der Halstenbeker Nils Matthiessen foulte Tugay Hayran und Ehrenfort deutete sofort auf den Elfmeterpunkt, ehe er das Signal seines Assistenten Sascha Trost bemerkte - abseits, Kommando zurück, Freistoß für HR.

Dafür blieb Ehrenfort, an dem die Gastgeber ihre Niederlage nun wirklich nicht festmachen dürfen, trotz Protesten in der 51. Minute bei seiner Strafstoß-Entscheidung. Sebastian Munzel war der Ball bei einem weiteren Fernschuss von Maksimovic offenbar an die Hand geflogen, genau war das im Getümmel nicht zu erkennen. Tugay Hayran legte sich den Ball am Kreidepunkt zurecht und machte es dann nicht besser als Maksimovic beim 1:1 in Lieth: Er scheiterte mit seinem unplatzierten Versuch am Torwart (Thomas Brandt). "Erst das Pokal-Aus beim SSV Rantzau im Elfmeterschießen, schon zwei vergebene Strafstöße in den Punktspielen, da haben wir wohl ein Problem", stellte Michael Fischer fest.

Fehlende Durchschlagskraft war für HR-Coach Bliemeister das Hauptmanko

Aber er durfte das mit einem Lachen im Gesicht sagen, denn gewonnen haben seine spielfreudigen und hoch konzentrierten Pinneberger ja trotzdem. Der für den diesmal blassen Sören Badermann eingewechselte Jan Eggers schlug in der 79. Minute einen Freistoß von rechts an den Fünfmeterraum. Der starke Thorben Reibe lief dem Ball entgegen und köpfte ihn gegen Brandts Laufrichtung links in die Maschen.

Die Pinneberger schlugen vor Freude Purzelbäume, am Spielfeldrand fielen sich sogar die früheren VfL-Funktionäre Manfred Kirsch und Roland Lange um den Hals. HR-Trainer Thomas Bliemeister aber munterte sein deprimiertes Team nach dem Abpfiff wieder auf und erklärte sich die Enttäuschung mit "fehlender Durchschlagskraft".

Brenzlig wurde es für den VfL eigentlich nur in der 56. Minute, als Henk Boesten zunächst am Ball vorbei schlug und dann Ali Arslan das Tor verfehlte. Auch der für Arslan eingewechselte Antonio Ude (Adduktorenprobleme) konnte keine entscheidenden Akzente mehr setzen.