Bundestrainer Otto Becker holt die Schenefelderin in die deutsche Equipe für den Nationenpreis in Aachen

Schenefeld. Janne Friederike Meyer hat es sich zu Hause auf dem Balkon in einem Strandkorb bequem gemacht, streichelt ihren Hund und liest in einem Buch über Flugzeugkunde - sie möchte demnächst ihren Flugschein machen. Die Arbeit mit den Pferden ist getan, Feierabend. Doch lange wird die Ruhepause nicht andauern. Deutschlands beste Springreiterin neben Meredith Michaels-Beerbaum steht kurz vor ihrer größten Bewährungsprobe.

"Viel Arbeit wartet in den kommenden Wochen und Monaten auf mich", sagt die 29-jährige deutsche Ex-Meisterin aus Schenefeld. Nicht nur auf sie, sondern auch auf ihren Wallach Cellagon Lambrasco. Der zwölfjährige Holsteiner, der in Familienbesitz steht, hat wie seine Reiterin in dieser kurzen Saison schon erstklassige Leistungen gezeigt. Seine Reiterin erläutert seine Stärken: "Er ist sehr zuverlässig und ein Kämpfer, der nie aufgibt. Er hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert, und ich bin glücklich, dass ich ein solch gutes Pferd reiten darf."

Bundestrainer Otto Becker schätzt ihr Leistungsvermögen hoch ein

Die Folge: Bundestrainer Otto Becker (Sendenhorst/Münsterland) hat Janne Meyer und ihren "kleinen Braunen", der im Schenefelder Stall nur "Mops" genannt wird, für die deutsche Equipe für den Preis der Nationen beim CHIO Aachen (11. bis 18. Juli) nominiert. Becker hatte sich besonders darüber gefreut, dass die Amazone im FEI Nations Cup vor drei Wochen in Rotterdam (Platz vier) ohne Springfehler blieb und damit besser war als Carsten-Otto Nagel (Wedel), Marcus Ehning (Borken) und Ludger Beerbaum (Riesenbeck).

Diese vier gehören in Aachen erneut zum Nationenpreis-Kader, dazu kommt Marco Kutscher (Riesenbeck). Einer muss aber noch ausscheiden, denn nur vier Reiter dürfen starten. Janne Meyer möchte dabei sein: "Lambrasco ist hervorragend in Form. Wenn das so bleibt, dann halte ich noch mehr als die Teilnahme am Nationenpreis für möglich."

"Auch wenn ich als Reserve-Reiterin mitfliegen dürfte, wäre ich zufrieden"

Was sich hinter dieser selbstbewussten Äußerung verbirgt, stellt Janne Meyer zum ersten Mal klar: "Ich habe eine WM-Chance. Sie ist vielleicht nicht besonders groß, aber ich werde alles tun, um sie zu nutzen. Auch wenn ich nur als Reserve-Reiterin mit nach Lexington dürfte, wäre ich zufrieden." Die Weltreiterspiele werden vom 25. September bis 10. Oktober im US-Bundesstaat Kentucky ausgetragen.

Welche deutschen Reiter im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung nach Nordamerika fliegen, darüber spricht Bundestrainer Otto Becker das letzte Wort. Die Leistungen von Pferd und Reiter in der Aachener Soers sind mitentscheidend, aber die endgültige Nominierung der fünf WM-Reiter erfolgt erst im Anschluss an die deutschen Meisterschaften in Münster (12. bis 15. August).

"Ich hoffe, dass Lambrasco dann noch in Bestform ist", sagt Janne Meyer. In Spangenberg/Hessen hat sie ihn am Wochenende noch einmal vorgestellt: "Ich wollte üben, wie er unter Flutlicht geht, denn der Nationenpreis in der Soers findet ja auch am späten Abend statt." "Mops" flog fehlerfrei über alle Hindernisse. Vor der Abfahrt nach Aachen reitet die WM-Kandidatin mit einigen Nachwuchspferden beim Turnier in Süderbrarup.

Carsten-Otto Nagel dürfte sein WM-Ticket schon sicher haben

Während Janne Meyer auf einen Platz im WM-Team hofft, scheint Carsten-Otto Nagel ihn schon sicher zu haben. Der Vizeeuropameister und Derbysieger vom Stall Moorhof (Wedel) hat seine WM-Berechtigung schon oft genug unter Beweis gestellt. Aber alles kommt darauf an, ob seine Schimmelstute Corradina beim CHIO und dann bei der DM in Münster topfit ist.