Bei den Special Olympics erkämpft das zehnköpfige Fußballteam aus Appen Platz fünf in der zweitstärksten Gruppe

Appen. Hinten erkämpft sich die kleine Steffi mal wieder tapfer den Ball. Im Mittelfeld winkt Regisseur Dennis und will angespielt werden. Vorne löst sich Kapitän Kevin von seinem Bewacher und schießt das Tor. Auf diese (oder ähnliche) Weise haben "die Helden der Heideweg-Schule" (stellvertretender Schulleiter Günter Jänke) bei den Special Olympics in Bremen immerhin sechsmal ins Netz getroffen. In der zweitstärksten von fünf Leistungsgruppen des Fußball-Turniers erreichten sie den fünften Rang. "Darauf bin ich stolz, auch wenn es keine Medaille geworden ist", betont Jänke, der das Team gemeinsam mit Tobias Pätzel immer freitags trainiert.

Fußballgruppe legte Extraschichten auf dem Sportplatz des TuS Appen ein

Wie es sich vor großen Wettkämpfen gehört, hatte die Fußballgruppe mit insgesamt zwölf Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren auf dem Sportplatz des TuS Appen noch manche Extraschicht eingelegt. Zehn setzten sich zu den ehrenamtlichen Betreuerinnen Ute Zok und Gerlinde Mielke in den Bus, doch dann waren Kevin, Dennis, Tanja, Steffi, Jannis, Ümit, David, Maik-Torben, Aykut und Torwart Alexander nicht vor einem "Skandal" gefeit. Günter Jänke musste feststellen, dass sich verschiedene Trainer nicht ans Fair Play hielten: "Sie haben in der Qualifikation bewusst nachteilig aufgestellt und ausgewechselt, um in eine schwächere Leistungsgruppe eingestuft zu werden und ihre Chancen auf Edelmetall zu erhöhen."

Die offiziellen Spielbeobachter teilten diese Ansicht. Dem Organisationskomitee blieb es nicht erspart, ein süddeutsches Team vom Wettbewerb auszuschließen und Umgruppierungen vorzunehmen. Für die Delegation aus dem Kreis Pinneberg kam diese Maßnahme aber zu spät. Nach erfolgreicher Qualifikation setzte es am ersten Finaltag auf den Kleinfeldern der Bezirkssportanlage "Pauliner Marsch" auch Niederlagen. Vier Minuten vor dem Abpfiff der Partie am zweiten Finaltag gegen Stuttgart fiel dann das Tor, das die Appener Jungen und Mädchen "Bronze" kostete. "Wir hatten Spaß am Spiel. Jeder ist für jeden gelaufen und nach Fehlern wurde nicht gemeckert, sondern aufgemuntert", freute sich Günter Jänke trotzdem. Mit viel Lob für diese Haltung und das sportliche Abschneiden wurde das Team bei seiner Rückkehr nach fünf ereignisreichen Tagen von seinen 77 Mitschülern willkommen geheißen.

Per Mertesacker übermittelte per Videobotschaft Grüße aus Südafrika

Der "Verein der Freunde der Heideweg-Schule" und viele Sponsoren ermöglichten den Heranwachsenden mit Förderbedarf geistiger Entwicklung ein herausragendes Erlebnis. Unvergesslich bleibt die emotionale Eröffnungsfeier in der mit 10 000 Teilnehmern und Gästen voll besetzten Messehalle, wo Bundesratspräsident Jens Böhrnsen die Ansprache hielt, Fußball-Nationalspieler Per Mertesacker per Videobotschaft die besten Grüße aus Südafrika übermittelte und die Band Revolverheld sowie Künstler und Akrobaten das Publikum begeisterten. Keinen gab es wohl, der nicht wackelige Knie bekam, als die Oympische Fahne gehisst und der Eid gesprochen wurden: "Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben."

Total beeindruckt fassten die Schüler tags darauf die Eindrücke des Spaziergangs durch die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten (Rathaus, Dom, Roland, Stadtmusikanten) zusammen. Maik-Torben sprach allen aus dem Herzen: "Kultur ist wunderschön." Und wer kann schon behaupten, wie die Appener Schüler einmal zum Mittagessen in die VIP-Lounge des Weserstadions eingeladen worden zu sein?

Aufmerksamkeit wird ihnen aber auch in heimischer Umgebung zuteil. Zum wiederholten Mal hat die Landesligamannschaft des VfL Pinneberg einen Besuch in Appen (am 5.7.) angekündigt. "Unsere Vorbilder, sie motivieren uns", schwärmt Jänke von den Gästen. Mit einem guten Gefühl verabschiedet er sich demnächst in den beruflichen Ruhestand. Die nicht immer leichte Arbeit an der Heideweg-Schule wird gesehen und unterstützt. Jänke: "Dafür allen ein riesiges Danke."