Klaus tho Seeth klettert in Hamburg nach einer Hüftoperation im April 2011 wieder in den Trabersulky. 2005 wurde er den Europameister.

Horst/Elmshorn. Es war nach dem ersten Rennen, so kurz vor 19 Uhr, als Klaus tho Seeth aus dem Sulky kletterte und den fünfjährigen Wallach Mendic auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld in den Stall zurückführte. Dort sah er nur zufriedene Gesichter, und er selbst war es ja auch: Bei seinem zweiten Start in diesem Jahr hatte der Amateurtrabrennfahrer aus Horst-Hahnenkamp (nahe der Elmshorner Stadtgrenze) mit dem fünfjährigen Wallach Mendic den fünften Platz belegt - so wie bereits am 10. Juni, als tho Seeth erstmals 2012 ein Rennen bestritt. Da es sich diesmal aber um ein noch stärker besetztes Rennen mit Profifahrern handelte, war es ein achtbares Abschneiden für das Gespann. "Der äußere Startplatz war ungünstig, aber der Wallach wird sicher bald ein passendes Rennen finden."

Klaus tho Seeth ist ein eher seltener Gast am Volkspark, nachdem er früher bei den Elmshorner Rennveranstaltungen (bis 2006) nahezu regelmäßig Pferde angespannt hatte. Jetzt will der 63-Jährige versuchen, wieder häufiger aktiv ins Geschehen einzugreifen - das Hobby Trabrennen lässt ihn nun doch nicht ganz los. "Leider habe ich mit Mendic nur ein Startpferd", sagt der über Jahre hinaus erfolgreiche Züchter, der zweimal die deutsche Amateurmeisterschaft gewann - 2002 mit Star Crown und 2005 mit Matador, damals beides Seriensieger. 2005 gelang ihm dann mit dem EM-Erfolg noch der größte Triumph. Unvergessene Zeiten für tho Seeth, die auf dem heimischen Hof in Horst-Hahnenkamp immer ein Gesprächsthema bleiben werden. "Das Renndress mit den deutschen Nationalfarben haben wir schön säuberlich im Schrank verwahrt", sagt tho Seeths Gattin Uschi, selbst ein glühender Fan des Trabrennsports und auf der Rennbahn meist mit anwesend.

Inzwischen hat sich einiges verändert im privaten Alltag der Familie. Klaus tho Seeth will sich heute etwas Schonung auferlegen, denn im April vergangenen Jahres musste er sich in Itzehoe einer Hüftoperation unterziehen, die zu seiner vollen Zufriedenheit verlief. Den Hof hat Klaus tho Seeth bereits 2009 an Tochter Britta abgegeben, die mit Florian Prelle, einem Architekten und begeisterten Radsport-Fan, verheiratet ist. Derweil kümmert sich das Familienoberhaupt um die verbliebenen, noch nicht startfertigen Vierbeiner sowie um den Pensionsstall, in dem 30 Reit- sowie Turnierpferde des Hamburger Polo-Spitzenspielers Thomas Winter untergebracht sind.

In seiner aktiven Zeit - erst mit 40 Jahren fuhr er erstmals Rennen - hat der Horster rund 500 Fahrten im Sulky bestritten, etwa 50 Mal fuhr er als Gewinner bei der Siegerehrung vor. Eine Bilanz, die nicht allzu viele deutsche Hobbyfahrer vorweisen. Zu den bleibenden Erlebnissen gehören neben dem zweimaligen Triumph bei der DM und bei der EM auch ein Auftritt bei einem internationalen Vergleichskampf in Taranto (bei Triest) an der italienischen Adriaküste. Dort belegte Klaus tho Seeth 2010 im Vorlauf den zweiten Platz, im Finale siegte er sogar.

Ob alles noch einmal so sein wird wie früher, daran glaubt tho Seeth nicht, er setzt andere Prioritäten: "Bloß keine Verbissenheit. Der Spaß darf mir nicht verloren gehen, und alles muss zum Wohle der Tieres geschehen." Diesbezüglich nennt der Traber-Routinier ein Beispiel, das sicher so manchen Pferdesportfreund rühren wird. Klaus tho Seeth hatte Anfang Januar beschlossen, Wallach Mendic an Züchter und Trainer Frank Ostermann zu verkaufen. Fortan stand Mendic auf dem Gestüt in Burgwedel (bei Hannover). Dort fühlte er sich aber offensichtlich nicht wohl, denn er stellte das Fressen ein, was beinahe lebensbedrohliche Konsequenzen hatte. Frank Ostermann fragte an bei Klaus tho Seeth, ob er sein Pferd denn nicht zurückkaufen wolle.

"Ich habe nicht lange gezögert und Mendic wieder in meine Obhut genommen", erklärt der zweifache Europameister. Nachdem der Traber am 16. April wieder auf dem heimischen Hof vom Transporter kam, packte ihn plötzlich der Heißhunger. Es dauerte nicht lange, bis er eine Schaufel voll Hafer bis auf den letzten Krümel vertilgt hatte. "Per Zufall stellte ich also fest, dass Mendic stark unter Heimweh litt."

Welch schöne Geschichte.