Die Zweitliga-Basketballer des SC Rist wollen nach dem Texaner Chris Johnson weiteren Amerikaner verpflichten. Das Team wird verjüngt.

Wedel. Die zurückliegende Spielzeit der 2. Bundesliga Pro B Nord verlangte den Basketballern des SC Rist alles ab - auf dem Spielfeld, aber auch im Reisebus oder Mini-Van. Kurz vor Saisonbeginn stockte die Spielleitung der Jungen Liga (Dachverband von Pro A und Pro B) die ursprünglich zwölf Mannschaften umfassende Nordstaffel auf 13 Teams auf, da Pro-A-Ligist UBC Hannover Tigers erfolgreich gegen einen Lizenzentzug protestierte und daraufhin in die nächst tiefere Klasse eingestuft wurde. Die Folge waren Reisestress und Terminhatz für alle Teams, im Herbst 2011 bestritten die Wedeler neun Spiele binnen 33 Tagen, einige davon unter der Woche.

Zwar beginnt die kommende, insgesamt vierte Pro-B-Spielzeit an einem Mittwoch, doch der 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) ist seit 1990 arbeitsfrei, und so dürfen die Rist-Herren diesmal vielleicht auf eine halbwegs stressfreie Saison hoffen. Sportlich erfolgreich verlief trotz aller Strapazen schon die zurückliegende, erstmals gelang der Mannschaft von Headcoach Özhan Gürel der Einzug in die Playoffs, in denen die Wedeler dann in drei dramatischen Begegnungen an den Giants Nördlingen scheiterten.

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Die Aufstiegsrunde und den damit automatisch verbundenen Klassenerhalt möchte Gürel auch in seiner insgesamt sechsten Saison als Herren-Headcoach wieder erreichen. Damit dies gelingt, wird vor allem unter dem Korb kräftig aufgerüstet. Mit der Verpflichtung von Chris Johnson aus der Millionenstadt San Antonio im US-Bundesstaat Texas steht der erste Neuzugang aus Übersee bereits fest. Drei seiner vier College-Spielzeiten absolvierte der 22 Jahre alte 2,01-Meter-Mann für das College-Team der University of Incarnate Word in der NCAA-Division 2 seiner Heimatstadt. Double-doubles in den Kategorien Korbpunkte und Rebounds waren für den Center und Power Forward eher die Regel als die Ausnahme, in seiner Abschlusssaison bilanzierte er im Schnitt 14,2 Zähler und 8,1 Abpraller pro Partie.

In Wedel soll Johnson als bislang zweiter US-Amerikaner neben Harold August Johnston seinen Vorgänger Anthony Pettaway (wechselte zu Pro-A-Klub Kirchheim Knights) fast eins zu eins ersetzen. Nach Gürels Auffassung kann der Texaner sogar noch mehr: "Er ist ein beweglicher großer Mann, der sehr viel Präsenz unter dem Korb zeigt und auch von außen trifft." Um konkurrenzfähiger zu werden, wollen die Wedeler kurzfristig noch einen dritten Amerikaner holen.

Trotz dieser Verpflichtungen und der Vertragsverlängerung mit Fabian Böke (25), der ebenfalls über US-College-Erfahrung verfügt, setzt Gürel in der kommenden Saison vor allem auf die Jugend. "Die Nachwuchsspieler sollen in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen", sagt der Coach, der in dieser Hinsicht vor allem auf U18-Nationalspieler Ismet Akpinar, Jamo Ruppert und Nicolas Oosterman setzt. Geringfügig älter als dieses Trio sind der gebürtige Hamburger Tobias Lange (22 Jahre, 2,08 Meter), der zuletzt eine Ausbildung in Berlin absolvierte und für Ligarivale RSVE Stahnsdorf spielte, und Simon Dolkemeyer (22, 1,96 Meter), der zuletzt beim Osnabrücker SC aktiv war und nun zum Jurastudium nach Hamburg übersiedelt.

Ihren Abschied vom SC Rist nahmen dagegen die Routiniers Peter Huber Saffer, Florian Moysich und Mac-Davis Duah. Während die beiden erstgenannten aus beruflichen und privaten Gründen sportlich kürzer treten, zog sich Duah, der mit kurzen Unterbrechungen 15 Jahre lang für den Wedeler Klub spielte, in den Playoffs einen Achillessehnenanriss zu.

Gegner der Wedeler in der kommenden Pro-B-Saison sind der Oldenburger TB, die BG Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen, die BG Dorsten, der BSV Wulfen, Citybasket Recklinghausen, die MTV Wolfenbüttel Herzöge, die Hertener Löwen, der RSVE Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf, die Schwelmer Baskets, die Baskets Braunschweig und die UBC Hannover Tigers. Maßgeblich für die Einteilung war laut DJL-Geschäftsführer Nicolas Grundmann "die geografische Lage der Bundesligisten". Zusätzlich sei von der Spielleitung der "auf die Klubs im Rahmen ihrer Auswärtsfahrten zukommende Aufwand" berücksichtigt worden.