Fasziniert verfolgen 5000 Besucher das Reitfestival am Catharinenhof. Derbysieger Lüneburg sichert sich Großen Preis vor Carsten-Otto Nagel.

Wedel. Der Große Preis beim Pfingstturnier auf dem Catharinenhof in Wedel war fast zu Ende, doch die meisten Zuschauer verließen den Platz nicht. Sie wollten noch den Welt- und Europameister sehen. Als Vorletzter von insgesamt 52 Startern ritt Carsten-Otto Nagel (Norderstedt/Stall Moorhof in Wedel) mit der Superstute Corradina ein. Mit diesem Pferd will der Pferdewirtschaftsmeister, der seit einem halben Jahr mit Reiterkollegin und Freundin Mylene Diederichsmeier in Norderstedt wohnt, bei den Olympischen Spielen in London für Furore sorgen.

Es war der erste Turnierstart für die Schimmelstute nach überstandener Zahnoperation und längerer Pause, und trotz eines Fehlers an einem Hindernis und Platz 19 war Nagel zufrieden. Der Mannschafts-Welt- und Europameister will Corradina langsam wieder an den großen Sport heranführen. Die deutschen Meisterschaften in Balve und das CHIO-Turnier in Aachen werden ihm genauso wie Bundestrainer Otto Becker Aufschluss geben, ob die Form für Olympia reicht.

Noch besser präsentierte sich der Einzel-Vizeeuropameister im Großen Preis mit Rarität. Im Stechen unter 18 Teilnehmern blieb die Stute erneut fehlerfrei. Ihre Zeit reichte jedoch nicht zum Sieg, denn ein Reiter war schneller: Nisse Lüneburg auf Westbridge. Der gebürtige Hetlinger, der für den RFV Uetersen startet, war am Catharinenhof natürlich sehr gefragt (seine Derbysiegesparty fand noch nicht statt. "Glückwunsch, Nisse, du bist der Größte!" Eine Schar junger Mädchen in sommerlichem Outfit umringte den 23 Jahre alten Springreiter. Die Fans gratulierten ihm und wollten ihm am liebsten um den Hals fallen. Nisse Lüneburg, 23, vor zehn Tagen mit Calle Cool Sensationssieger beim 83. Deutschen Springderby, wusste bei seinen Rundgängen über das weitläufige Gelände an der Pinneberger Straße gar nicht, was er vom "Überfall" seiner weiblichen Fans halten sollte.

Hier ein Schwätzchen, dort ein Händedruck, und dann noch ein Küsschen auf die Wange: Beim Turnier des Reit- und Fahrvereins Wedel stand Nisse im Blickpunkt der 5000 Zuschauer.

Nicht Carsten-Otto Nagel war die Hauptattraktion des Turniers, nicht dessen WM-Kollegin Janne Friederike Meyer aus Schenefeld. Den meisten Beifall erhielt Nisse Lüneburg, auf den auch Bundestrainer Otto Becker schon aufmerksam geworden ist. Auch in einem Punktespringen der Klasse S ließ der Derbysieger mit Westbridge die Konkurrenz klar hinter sich. Da wollte ihm sein Bruder Rasmus nicht nachstehen. Der 29 Jahre alte Betriebsleiter vom heimischen Hof Idenburg in Hetlingen schaffte im Punktespringen Klasse S mit Raja und Quintana sogar einen Doppelsieg. Dazu kamen für beide zahlreiche Platzierungen.

Die Eltern, Karin und Jan Lüneburg, registrierten die Auftritte ihrer Söhne mit Genugtuung. Sie freuten sich auch sehr, als Rasmus beim erstmals durchgeführten Fohlenchampionat ein gerade drei Wochen altes Fohlen präsentierte, das vornehm gezogen ist. Seine Mutter ist die Stute Leica, die 2006 im Deutschen Springderby in Flottbek platziert war.

Auch die "Sportlerin des Jahres", Janne Friederike Meyer, ging nicht leer aus. Mit ihren Nachwuchspferden, darunter die talentierten Lenett und La Coco, konnte sie sich platzieren. Ihr bestes Pferd im Stall, Cellagon Lambrasco, erhält am Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Balve seine zweite Bewährungsprobe im Olympiajahr. Danach folgt noch das CHIO-Turnier in Aachen, wo Pferd und Reiterin im vergangenen Jahr den Großen Preis gegen die Weltelite gewann. Danach fällt die Entscheidung, ob Janne Meyer bei Olympia reiten darf.

Bei den deutschen Meisterschaften im Sauerland startet die 31-jährige Amazone gleich zweimal: mit Lambrasco in der Herrenklasse (hier wurde sie 2011 Dritte) und mit La Choco bei den Amazonen (Meisterin 2011). "Die Stute ist noch ein wenig unerfahren, könnte eines Tages aber in die Fußstapfen von Lambrasco treten", sagte Janne Meyer.

Alle Reiter und alle Zuschauer waren begeistert. "Das war ein gigantisches Turnier, besser geht es nicht", stellte Rasmus Lüneburg stellvertretend für viele abschließend fest. Darüber freute sich auch Olaf H. Tonner, Vorstandsmitglied des Reit und Fahrvereins Wedel: "Es hat alles hervorragend geklappt. Jeder der vielen Helfer hat sein Bestes gegeben. Ich freue mich schon auf das nächste Turnier auf dem Catharinenhof, die Kreismeisterschaften Ende September."

* Durch seinen Sieg im "Großen Preis" auf dem Catharinenhof, der zweiten von insgesamt fünf Wertungsprüfungen der Springserie "Holsteiner Schaufenster", hat Nisse Lüneburg 16 Punkte auf seinem Konto, genau wie Lars Bak Andersen (Elmshorn), der das erste Springen in Borgstedtfelde gewann, in Wedel aber unplatziert blieb. In Führung liegt Claas Gröpper/Tökendorf mit 20 Punkten. Die weiteren Prüfungen werden in Rendsburg (8.-10.6.), Süderbrarup (13.-15.7.) und Behrendorf (10.-12.8.) ausgetragen. Der Punktbeste der Serie erhält einen Sonderpreis von 3000 Euro, der Zweitplatzierte 2000 und der Drittplatzierte 1000 Euro.

Turnier-Ergebnisse in Wedel: www.reitverein-wedel.de