In der Handball-Oberligasaison 2012/13 betreut Timo Jarama die Frauen. Michael Bollhöfer wird bei den Männern Nachfolger von Till Wiechers.

Ellerbek. Es ist mehr oder weniger Zufall, dass sich im Traditionsverein TSV Ellerbek beinahe zur selben Zeit zwei Trainerwechsel vollziehen. Der Handball-Vorstand hat sich entschieden: Die Frauen-Mannschaft wird nach dem Ausscheiden von Manuela Henße (wir berichteten) zukünftig von Timo Jarama trainiert, die ebenfalls in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein spielenden Crew betreut in der Saison 2012/2013 Michael Bollhöfer.

Beide Newcomer am Rugenbergener Mühlenweg sind in Handballkreisen durchaus bekannt - sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft des TSV. Timo Jarama, der vor der Hochzeit mir seiner aus Peru stammenden Ehefrau den Nachnamen "Weber" trug, trainierte zuletzt die Männermannschaft der Halstenbeker Turnerschaft. Auch wenn die vor wenigen Tagen den Abstieg aus der Hamburg-Liga in die Landesliga quittieren musste, hat man in Ellerbek keinerlei Zweifel daran, dass der 29 Jahre alte Physiotherapeut der richtige Mann ist.

"Wir haben großes Vertrauen in ihn und seine Arbeit", sagt Wolfgang Lohmeier aus dem Frauen-Management, der auch für die Finanzen in der Handballabteilung zuständig ist. Aufgrund seiner Erfahrung als aktiver Spieler bei der Halstenbeker Turnerschaft würde Jarama bei der Vorbereitung auf die neue Saison die richtigen Ansatzpunkte hinsichtlich Taktik und Teamarbeit finden.

Vor allem ist es dem TSV daran gelegen, nach vielen Jahren wieder einmal einen männlichen Coach für die Frauenmannschaft zu verpflichten. Acht Jahre lang hatten Frauen das Sagen. Es fing an mit Birgitt Geißler, danach folgte Zsuzsa Nyari, dann ihre ungarische Landsmännin Martha Beles, anschließend wieder Nyari und vor zweieinhalb Jahren schließlich Manuela Henße, die seit 20 Jahren Mitglied im Verein ist und mit dem Umfeld der Handball-Abteilung bestens vertraut ist.

Nach der nicht immer erfreulich verlaufenen aktuellen Oberligaserie streben Ellerbeks Frauen auch in der neuen Saison einen Spitzenplatz in ihrer Staffel an. Wird der Leistungsgedanke aber tatsächlich so stark ausgeprägt sein, um den Ansprüchen gerecht zu werden? Inzwischen äußern sich einige Spielerinnen dahin gehend, dass sie auf ihre Freizeit nicht verzichten wollen. Drei Spielerinnen haben geheiratet: Maren Sicks, Anastasia Zachau und nicht zuletzt Svenja Rix-Müller, die Ende des Monats einen längeren Auslandsaufenthalt in Australien beendet, den Melina Dahms gestern angetreten hat (USA). Auch berufliche Belastungen spielen mehr und mehr eine Rolle, der Trainingsrhythmus leidet zuweilen.

Weitere Verstärkungen zeichnen sich kaum ab, finanzielle Sprünge wird es nicht geben. Wolfgang Lohmeyer: "Der Etat für die neue Saison ist gesichert, Abstriche müssen wir allerdings schon machen."

Bei den Männern deutete manches darauf hin, dass der bisherige Trainer Till Wiechers noch eine weitere Saison auf der Bank sitzen würde. Doch dann bekam der 28 Jahre alte Pinneberger ein Angebot, dass er nicht ablehnen konnte: Zum 1. Juli übernimmt Wiechers, der gerade seine Magisterarbeit im Fachbereich Sportwissenschaft eingereicht hat, den Posten des hauptamtlichen Jugendkoordinators bei der SG Flensburg-Handewitt.

"Ich werde dort für den gesamten Jugend- und Kinder-Handballbereich verantwortlich sein", berichtet der Kieler, der für den neuen Job demnächst nach Flensburg übersiedeln wird. Zwei Mannschaften soll er selbst betreuen, weitere Bereiche der Nachwuchsarbeit koordinieren. Die Vorfreude auf die neue Tätigkeit ist groß beim Pinneberger: "Die SG Flensburg-Handewitt verfügt über eines der besten Leistungszentren in Deutschland, die Strukturen sind top." Bevor er sich gen Norden verabschiedet, will Wiechers mit seiner aktuellen Mannschaft sportlich aber noch einiges erreichen: Drei Oberliga-Punktspiele, das nächste am Sonnabend (19.30 Uhr, Harbig-Halle) gegen den THW Kiel II, und das HHV-Pokal-Finale am 1. Mai gegen Staffelrivale SG Hamburg-Nord, gilt es bis Saisonende zu absolvieren.

Dass schnell ein Nachfolger für Wiechers gefunden wurde, ist nicht zuletzt dem Engagement der ehemaligen Ellerbeker Regional- und Oberliga-Spieler Torben Reimers und Bastian Blietz zu verdanken. Zu Beginn der aktuellen Saison stiegen die Routiniers ins Team-Management um Kay-Uwe Kühn ein. "Till hat uns schon Ende Februar über das Angebot aus Flensburg informiert", sagt Reimers, der daraufhin Kontakt mit Michael Bollhöfer aufnahm. Der ehemalige Rückraumspieler, 43, war schon vor der Regionalliga-Saison 2009/10 als Männertrainer im Gespräch, doch daraus wurde seinerzeit nichts. "Ich war mit dem Aufbau der Jugendabteilung beim HSV Hamburg ausgelastet", sagt der Lehrer, der am Gymnasium Blankenese Geschichte, Politik, Philosophie und Sport unterrichtet. Mit dem HSV feierte der gebürtige Bremerhavener auch seine größten sportlichen Erfolge, gewann 2006 den DHB-Pokal und in der darauffolgenden Saison den Europapokal der Pokalsieger.

Zuletzt beim Buxtehuder SV in der Landesliga Hamburg (Gruppe 2) als Trainer tätig, kam Michael Bollhöfer das Angebot aus Ellerbek schon aufgrund der kürzeren Anfahrt zum Training gelegen. Zudem trifft er am Rugenbergener Mühlenweg einige seiner Schützlinge aus Hamburger Zeiten wieder. "Florian Knust, Olaf Levin, Tobias Bombe und Malte Graf habe ich schon beim HSV trainiert." Auf seine neue Aufgabe freut sich der Linkshänder aber auch, weil er in Ellerbek eine gute sportliche Perspektive sieht: "Die Mannschaft steht in der Oberliga als Tabellenfünfter gut da, hat viel Potenzial", sagt Michael Bollhöfer, der beim TSV einen Vertrag für zwei Jahre unterschrieben hat.

Seiner neuen Mannschaft vorgestellt hat sich der Wedeler noch nicht, will das aber demnächst nachholen. "Fürs erste hat mich Torben mit Video-Aufzeichnungen der bisherigen Oberliga-Spiele versorgt", sagt Michael Bollhöfer, der auch noch auf der Suche nach einem Co-Trainer ist.