Bereits zum sechsten Mal ist die Trampolinturnerin Christina Jansen, Sportlerin vom VfL Pinneberg, für eine EM qualifiziert.

Pinneberg. Christina Jansen ist es gewohnt, sich in alle Richtungen zu bewegen - auf ihrem Sportgerät und auch im privaten Alltag. Sie ist immer auf dem Sprung, und der wird in den Tagen vom 9. bis 15. April ein ganz weiter sein: Dann nämlich wird die Trampolinturnerin des VfL Pinneberg aufbrechen, um in St. Petersburg an den Europameisterschaften auf dem Doppel-Mini teilzunehmen. Ein Großereignis, bei dem sie zum insgesamt sechsten Mal in ihrer Laufbahn startet. Die Startberechtigung dafür hatte sie kürzlich bei der Qualifikation in Salzgitter erbracht. Eine Pflichtaufgabe, wie sie voller Selbstbewusstsein sagt, und sie war hinterher ganz zufrieden mit sich.

Dank internationaler Erfahrung hat es Christina weit gebracht

Mit 27 Jahren gilt die seit einem Jahr in Hamburg wohnende und am Klinikum in Bad Bramstedt als Orthopädin arbeitende Ärztin schon als Routinier in dieser etwas im Abseits stehenden Sportart ("Man kann auch mit 40 noch gute Leistungen bringen."), die sie wie kaum eine andere in der norddeutschen Region beherrscht. Ihr sportlicher Werdegang auf dem Sprungtuch ist gekrönt von diversen Erfolgen, und zwar auf bundesdeutscher Ebene im Bundesliga-Team und auch international, denn sie nahm schon mehrfach an europäischen Titelkämpfen (siehe Infokasten) und zweimal an Weltmeisterschaften (2010 im französischen Metz) und 2011 in Birmingham/jeweils Platz 15) teil. In Varna, an der Schwarzmeerküste, wurde Christina Jansen bei der EM vor zwei Jahren Dritte im Einzelwettbewerb ("mein größter Erfolg") und Vizeeuropameisterin mit der deutschen Mannschaft.

Mit welchen Ambitionen sie im April nach Russland fliegen wird? "Es ist immer schwer, sich gegen die Großen des Trampolinsports in Szene zu setzen, aber ich bin optimistisch", sagt sie, die so viel Erfahrung mitbringt, die sie auf dem Doppel-Mini (Landung nach Anlauf und zwei Sprüngen auf einer Matte) und dem großen Trampolin (im Gegensatz zum Doppel-Mini olympische Disziplin) den Jüngeren im Verein weitervermittelt. Eine davon ist Teamgefährtin Franciska Lohmann, 22, aus Pinneberg, die noch keine internationale Erfahrung mitbringt, aber mit Christina Jansen und der Itzehoerin Rieke Tiedemann, 19, in St. Petersburg die deutsche Mannschaft bilden wird. Letztere trainiert die mehrfache deutsche Meisterin zweimal die Woche in Itzehoe, wo sie früher wohnte. Christina selbst klettert so häufig wie möglich aufs Sprungtuch, um Präzision, Schnellkraft und Bewegungsfähigkeit zu üben. Und alles scheint nach wie vor wunderbar zu funktionieren.

St. Petersburg besucht sie bereits zum dritten Mal, und Christina Jansen will neben den Wettkämpfen im Einzel und mit der Mannschaft möglichst viel Zeit finden, "um diese ungemein aufregende Stadt aufs Neue zu erkunden".

Ob sie sich denn keine Gedanken darüber macht, dass der EM-Schauplatz angesichts der aktuellen Protestaktionen nach der Wiederwahl des Ministerpräsidenten Wladimir Putin nicht unbedingt ein sicherer sein könnte? "Ich mach' mir da keine Sorgen, bis zum Zeitpunkt der Titelkämpfe wird sich die Lage wieder beruhigt haben."

Mit dem Bus ans Schwarze Meer - Tortur mit positiven Folgen

Gefahrenmomente und Stresssituationen sind der Bundesligaturnerin vom VfL durchaus gegenwärtig. 2010, kurz vor der Abreise nach Varna zur EM, musste der Flug wegen des Vulkanausbruchs auf Island kurzfristig gestrichen werden. "Wir haben damals umgebucht und uns mit dem Bus auf den Weg gemacht", sagt sie. Eine Tortur, die keine Auswirkungen auf ihre Konstitution hatte, denn bekanntlich schnitten Christina und die übrigen deutschen Turnerinnen damals hervorragend ab.

Auf sportlich niedrigerer Ebene trat Christina Jansen jetzt bei den offenen Hamburger Meisterschaften in Barmbek an. Dort sprangen Männer und Frauen gemeinsamen in einer Konkurrenz. Am Ende war das Aushängeschild der VfL-Turnsparte als Gesamtdritte beste weibliche Teilnehmerin im Feld. Ein Erfolg, zugleich eine willkommene Generalprobe für St. Petersburg.