Angesichts lösbarer Achtelfinal-Aufgaben sind bei drei Teams aus dem Kreis Pinneberg Träume vom großen Geld erlaubt.

Pinneberg. Sehen Sie demnächst doch mal den Fußballern der SV Halstenbek-Rellingen , des VfL Pinneberg oder des FC Elmshorn in die Augen. Erweiterte Pupillen könnten auf erhöhtes Pokalfieber und (gold)rauschartige Zustände hindeuten. Auf alle drei Teams warten im Achtelfinale des Wettbewerbs lösbare Aufgabe, das ergab die Auslosung im Rahmen der Sportsendung Rasant bei Hamburg 1.

Die Halstenbeker, Siebter der Oberliga, treten beim SC Poppenbüttel, Dritter der Landesliga Hammonia, an. Der FC Elmshorn als Titelanwärter der Hammonia-Staffel gibt ein Gastspiel beim VfL Lohbrügge, Neunter der Hansa-Staffel. Bei Bezirksliga-Spitzenreiter TuS Osdorf (Staffel West) gilt auch der VfL Pinneberg, Oberliga-Zehnter, als favorisiert, wenn auch nicht haushoch. Kleines Geld für das Erreichen des Viertelfinales (1000 Euro pro Team) scheint fast schon sicher zu sein. Tatsächlich aber lockt der ganz große Reibach: Mit etwas Glück ist der Sieger des Oddset-Pokals auf Jahre hinaus saniert.

Gewinner des Oddset-Pokals ist mit etwas Glück auf Jahre hinaus saniert

"Moment, Moment, erst mal müssen wir uns in Lohbrügge behaupten", wiegelt Bert Ehm ab. Dann aber erzählt der erfahrene FCE-Coach doch von den großen Momenten zu seiner Zeit beim SC Victoria, mit dem er zweimal den Oddset-Pokal gewann. Das 1:0 im Endspiel 2010 über die SV Halstenbek-Rellingen, seinerzeit Oberliga-Absteiger, hatte den Eimsbüttelern die Teilnahme am DFB-Pokal beschert und einen warmen Regen in die Kasse gespült. "Zwischen 400 000 und 500 000" Euro beziffert Ehm den Reingewinn aus den Spielen der ersten beiden DFB-Hauptrunden gegen Rot-Weiß Oberhausen (1:0) und den VfL Wolfsburg (1:3) inklusive garantierter Zahlungen des Deutschen Fußball-Bundes für das Erreichen der ersten Runde (100 000 Euro) und der zweiten Runde (237 000 Euro). Welcher Betrag davon für die siegreiche Mannschaft abfiel, verrät Ehm nicht, nur so viel: "Der Verein hat sich sehr großzügig gezeigt."

Was wäre in Elmshorn, wenn...? FCE-Präsident Helge Werner Melzer ließ sich während der Rückfahrt gestern von einem geschäftlichen Termin in Straßburg (Frankreich) auf dieses Gedankenspiel ein. Jawohl, es gebe eine lose Vereinbarung für das Erreichen des DFB-Pokals. Spieler und Trainer wären lediglich mit 20 Prozent an allen Netto-Einnahmen beteiligt. "Der Verein gibt viel und darf dann auch sportliche Gegenleistungen erwarten", argumentiert Melzer. Vielmehr würde er mit dem Geld andere Projekte anschieben und zusätzliche Übungsleiter für den Nachwuchsbereich finanzieren.

Hans Jürgen Stammer weilte auf dem Neujahrsempfang der Halstenbeker Volkshochschule, als ihn Ehefrau Karin per SMS von der Auslosung in Kenntnis setzte. Auch aus seinem Mund ist zunächst eine Warnung zu vernehmen, die Poppenbüttler seien schließlich mit Vorsicht zu genießen. Wenn aber schon die Fantasie mit ihm durchgehen soll, dann so: Von einer Summe, wie sie der SC Victoria erwirtschaftete, ließe sich der lang gehegte Traum von einem vereinseigenen Kunstrasen auf dem riesigen Areal der SV Halstenbek-Rellingen am Thesdorfer Weg verwirklichen.

Beim VfL Pinneberg macht Trainer Michael Fischer kein Geheimnis daraus, wie er den Pokal sportlich einstuft: "Der Sieg in diesem Wettbewerb wäre mir lieber als ein Spitzenplatz im Punktspielbetrieb. Wir hätten eine sorgenfreie Zukunft." Sein Mittelfeldspieler Serdar Bahtiyar allerdings kann ein Lied davon singen, wie sich am Geld bisweilen die Geister scheiden. Riesig war die Freude beim Eimsbütteler TV zunächst am 1. Juni des vergangenen Jahres, als der Außenseiter mit Bahtiyar in seinen Reihen das Hamburger Endspiel gegen Vorwärts/Wacker Billstedt 1:0 gewonnen hatte. Als dann aber der Lohn eingefordert wurde, kam es zum Eklat. Im Streit mit dem Verein um die Verteilung der 100 000 Euro brach die Mannschaft auseinander. In der ersten DFB-Hauptrunde gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth (0:10) traten die Eimsbütteler mit ihren A-Junioren an.

Einziger Sieger des Kreises Pinneberg im Hamburger Pokalwettbewerb, damals der Toto-Pokal, war übrigens Rasensport Elmshorn. Doch das 3:1 zu D-Mark-Zeiten am 6. Juni 1993 über den KS Polonia brachte den Schützlingen von Trainer Eugen Igel, heute FCE-Teammanager, kein Glück. Statt garantierter Prämien im sechsstelligen Bereich gab es ein 1:3 im Auswärtsspiel in der ersten Hauptrunde bei Eintracht Haiger in Hessen. Die Geldquelle war versiegt, bevor sie überhaupt zu sprudeln begonnen hatte.