Seit Jahren spielen die Herren der SV Halstenbek-Rellingen in höheren Klassen, nun wollen sie Jüngeren Platz machen

Halstenbek. Sie hat begonnen, die Abschiedstour für die Tennis-Herren der SV Halstenbek-Rellingen - das allerdings nicht unbedingt vielversprechend. Im Auftakttreffen der Regionalliga Nord-Ost musste sich die Spielvereinigung mit 1:5 beim Spitzenteam des Club an der Alster (4:0 Punkte) geschlagen geben. Die Mannschaft wird es schwer haben, dem Abstieg zu entgehen, aber in anderer Hinsicht wird es ohnehin einen Abschied geben.

Viele Jahre in den höheren Regionen des norddeutschen Tennissports angesiedelt haben die HR-"Oldies" ein Alter erreicht, in dem Tennis nicht mehr die höchste Priorität besitzt. Topmann und Spielertrainer Axel Pretzsch ist 35 Jahre alt, Nummer zwei Kim Gienke 32, sein Bruder Mark 36 und die Nummer drei Daniel Heß 36. Die Mannschaft ist die älteste in der Regionalliga, wird sich zurückziehen und nach jetzigem Stand in die Herren-30-Altersklasse übertreten, wo sie eine Superrolle spielen dürfte.

Der Neuaufbau in Halstenbek ist unumgänglich, ob nun in der Regionalliga oder eine Klasse tiefer in der Nordliga. Nach vielen erfolgreichen Jahren heißt das Motto am Thesdorfer Weg demnächst Verjüngung und Neuaufbau. Kein Gedanke wird in der Tennisabteilung daran verschwendet, wie in anderen Klubs üblich, auswärtige Topspieler zu kaufen, die dem Team ein neues Gefüge geben und möglicherweise den bisherigen Leistungsstand erhalten. "Der Verein kann und will es sich auch nicht leisten, auf diesem Weg weiter voranzugehen und Spitzenspieler aus dem In- oder Ausland zu holen", erklärt HR-Kapitän Kim Gienke. "Das war in der Vergangenheit so, und davon will die Tennisabteilung auch nicht abrücken."

Eins der seltenen Beispiele ist das des Österreichers Michael Linzer. Der wurde während der vergangenen Hallensaison zweimal aus Wien eingeflogen, es entstanden rund 500 Euro Kosten. Gebracht hat es nicht viel, auch wenn das Team letztlich die Klasse hielt - zum zweiten Mal in Folge immerhin.

"Die Situation ist mit dem Vorstand der Tennissparte abgesprochen", erklärt Kim Gienke. Der Vorsitzende Günther Busch und die beiden Jugendwarte Jens Güllich und Anke Ramcke baten das Team weiterzumachen, zunächst in der Winterserie, "und nach der Freiluftsaison können wir dann ade sagen", wie Kim Gienke sagt.

Bei HR spielen heute rund Mitglieder Tennis, knapp über 150 davon sind Jugendliche - ein beachtliches Potenzial ist vorhanden. Kim Gienke: "Wir setzen in Zukunft darauf, dass sich aus diesem großen Kreis Talente in den Vordergrund spielen, aus dem sich eine starke erste Herrenmannschaft entwickeln kann." Es wird Zeit mit dem Umbruch, zumal der Klub in der Sommersaison nur noch in der Verbandsliga angesiedelt ist, also nicht einmal mehr in der höchsten Hamburger Klasse (Oberliga), von einer Zugehörigkeit zur Nordliga mal ganz zu schweigen.

Nachdem Florian Berg, Norman Loop und Alexander Hameister nicht mehr dabei sind, ist der Kader hinter dem jetzigen Quartett nicht mehr so durchschlagskräftig, als dass man im Notfall Unterstützung erwarten könnte. Vielversprechend ist immerhin der sportliche Aufschwung des jungen Clemens Marg. Der 18-Jährige wurde ist Bezirksmeister und dürfte seine Chance erhalten. "Das eigentliche Problem ist, dass ein Großteil der Mitglieder Freizeitspieler sind, denen der Leistungsgedanke nicht über alles geht."

Die Begegnung am Hamburger Rothenbaum brachte den Halstenbeker Spielern einmal mehr die Erkenntnis, der Sturm- und Drangzeit der Jugend nicht mehr wirkungsvoll entgegen treten zu können. Dabei waren einige Matches gegen den Club an der Alster hart umkämpft. Einiges Pech entwickelte Kim Gienke an Nummer zwei, denn er verlor gegen den seit Jahren starken und beständigen Chilenen Felipe Parada im Match-Tiebreak des dritten Satzes, am Ende stand es 6:3, 3:6, 6:10 aus Sicht des Kapitäns, der hinterher hervorhob: "Ich bin dicht an mein Leistungslimit gegangen."

Eng war es auch im Spitzenspiel des früheren Weltranglistenspielers Axel Pretzsch (beste Platzierung um Rang 100) gegen Philipp Hammer, der einiges tun musste, um sich mit 6:4, 7:5 durchzusetzen. An Nummer drei zog Daniel Heß mit 1:6, 6:7 relativ glatt den Kürzeren. Kim Gienkes Bruder Mark verlor gegen Björn Bellingrodt mit 3:6 und 6:7. In den Doppeln unterlagen dann Kim Gienke/Daniel Heß sowie Mark Gienke/Axel Pretzsch. Weiter geht's in der Regionalliga nun erst am Sonnabend, 4. Februar, mit dem Heimspiel gegen den Uhlenhorster HC (14 Uhr). Kims Bruder Mark: "Wir wollen beweisen, dass wir eigentlich nicht um alten Eisen gehören, auch wenn der Abschied naht."