HR-Kicker treffen bei Freezers-Partie in Drittelpause auf den Ligarivalen Bergedorf 85

Halstenbek/Hamburg. Als Nils Matthiessen am morgen danach ins Auto einstieg, verspürte er ein leichtes Ziehen im Oberschenkel. "Na toll, das muss ja wohl nicht sein", erinnerte sich der Fußball-Oberligaspieler der SV Halstenbek-Rellingen an den Vorabend in der O² World. Gemeinsam mit fünf Teamkameraden der SV HR trat er in der ersten Drittelpause der DEL-Partie der Hamburg Freezers gegen Nürnberg zu einem Jux-Kick gegen eine Truppe des Klassengefährten Bergedorf 85 an.

Für 6783 Eishockey-Fans ein Riesenspaß, für die Akteure auf spiegelglattem, hartem Parkett dagegen die pure Verunsicherung. Zum ersten Mal überhaupt bewegten sich die jungen HR-Recken in Turnschuhen ohne Noppen auf einem derartigen Untergrund. Da konnte wohl jeder glücklich sein, der sich nicht verletzte. Wie Gladiatoren marschierten die Kontrahenten in die Halle, wo sonst Konzerte, Sport und Show-Highlights jeder Art geboten werden, ein. Nun also standen Nils Matthiessen, 26, Sascha Richert, Robert Hermanovic, Yannick Sottorf, alle 23, Yannick Bräuer, 24, und Pablo Cardoso, 21, im grellen Scheinwerferlicht.

Fast 20 Minuten dauerte es, bis die Spieler umgezogen waren

"Anfangs haben wir uns gefragt, ob wir uns nicht zum Affen machen", erzählt Nils Matthiessen. Wir waren total aufgeregt, wussten ja, dass wir uns wie auf rohen Eiern bewegen würden." Bis es soweit war, musste sich das Sextett einer völlig ungewohnten Prozedur unterziehen. Fast 20 Minuten dauerte es, bis die Eis-Neulinge endlich in Eishockeykluft dastanden: Ihre Sportkleidung musste mit Tape-Band befestigt werden, damit sie nicht vom Körper abfiel. Schienbeinschützer, Brustpanzer, Arm- und Ellenbogenstutzen, Handschuhe, Helme - an alles war gedacht. Helfer in der Kabine standen zur Verfügung, Freezers-Marketingleiter Tim Zoellner hatte vorgesorgt.

Noch einmal ertönte fetzige Disco-Musik, dann gab Eis-Girl und Schiedsrichterin Ilona das Match frei. "Mir schwirrten die Gedanken durch den Kopf", sagt Nils Matthiessen. "Bloß nicht hinfallen, ich bemühte mich, den Bewegungsablauf zu koordinieren." Dennoch purzelten die Körper nur so. Kein Wunder, es war spiegelglatt da unten. Man glaubte, dass Tore wie reife Früchte fallen müssten, gab es doch keine Torhüter. Was die Sache allerdings keineswegs erleichterte. Bis eine der beiden Teams überhaupt einmal im gegnerischen "Strafraum" auftauchte, vergingen wertvolle Sekunden. Und das war angesichts der Spielzeit von nur fünf Minuten eine Menge. Zweimal schien der Ball im Netz zu landen, doch dann stolperten die Spieler im letzten Moment über die eigenen Füße (Nils Matthiessen: Wenn du schießen willst, verlierst Du sofort das Standbein"). 0:0 das Endergebnis - im Prinzip folgerichtig, aber ohne Bedeutung.

Als die Spieler nach dem Abpfiff in die Kabine zurückkehrten, atmeten sie tief durch. "Mann, das ist ja härter als 90 Minuten auf dem Rasen", sagte Sascha Richert. Yannick Bräuer ergänzte: "Ich habe in meiner Montur geschwitzt wie ein Bulle." Während die Eishockey-Cracks ohne Hufen unter die Dusche sprangen, meinte auf der Tribüne der verletzte Torhüter Thomas Brandt: "Ich habe auch schon mal auf Eis Fußball gespielt und kann nur sagen, das ist eine besondere Kunst."

Derweil gesellten sich die HR-Kicker zum Kreis ihrer Freunde auf der Tribüne, wo auch Ligaobmann Richard Peper, Klubchef Hans Jürgen Stammer und Trainer Thomas Bliemeister das Geschehen verfolgten. Letzterer witzelte bei der Rückkehr der eifrigen sechs: "Meine Herren, das Ergebnis fühlt sich an wie eine Niederlage."

Thomas Bliemeister weiß aber sehr wohl, dass Aktionen dieser Art den Zusammenerhalt der Truppe fördern. Da geht er durchaus mal ein gewisses Verletzungsrisiko bei seinen Schützlingen ein. Die Gaudi hat jetzt ohnehin wieder ein Ende, denn die Halstenbeker bewegen sich demnächst wieder auf üblichem Untergrund. Vor Beginn der Rückrunde am 19. Februar steht am Sonntag zunächst das eigene Hallenturnier um den Sottmann-Cup an.