Die U-16- und U-19-Basketballteams der Metropolregion mit vielen Akteuren aus dem Kreis sollen Hamburg wieder erstklassig machen.

Wedel. Der HSV Hamburg ist amtierender Deutscher Handball-Meister, die Freezers haben sich in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) etabliert, und in der Fußball-Bundesliga war die zweitgrößte Stadt Deutschlands in der zurückliegenden Spielzeit sogar gleich mit zwei Klubs (HSV, FC St. Pauli) erstklassig vertreten. Im Basketball, einer weiteren Kernsportart, indes ist die Metropolregion zumindest im Herren-Bereich seit mehr als einem Jahrzehnt ein weißer Fleck auf der Bundesliga-Landkarte.

Seit einigen Jahren indes wächst die Hoffnung, dass sich dieser missliche Zustand auf Sicht ändert. Ein Anfang war gemacht, als in der Saison 2008/09 das damalige Regionalliga-Team des SC Rist die Rückkehr in die Zweite Bundesliga schaffte. Neben den Wedelern, die zurzeit ihre dritte Saison in der Pro B bestreiten, vertreten in der aktuellen Spielzeit zudem sogar zwei Jungen-Mannschaften den Großraum Hamburg in der höchsten Klasse ihrer Altersstufe - die U16-Talente gehen in der Jugend-Bundesliga (JBBL), die unter 19 Jahre alten in der Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) als Piraten Hamburg auf Korbjagd, in beiden Teams wirken etliche Akteure aus dem Kreis Pinneberg mit.

Initiator und einer der Motoren dieses Aufwärtstrends ist der frühere deutsche Basketball-Nationalspieler und gebürtige Hamburger Marvin Willoughby, 33, der an allen genannten Erfolgen beteiligt war - zunächst als Spieler des SC Rist, für den er auch schon in der Jugend spielte, heute als Coach der U16/U19-Bundesliga-Mannschaften (zusammen mit Moris Hadzija) sowie als Vorsitzender des Hamburger Vereins "Sport ohne Grenzen".

Um seinem Traum, einem Bundesliga-Team für die Metropolregion Hamburg, einen Schritt näher zu kommen, hatte Willoughby allerdings zunächst einmal Überzeugungsarbeit bei den beteiligten Klubs zu leisten. Mittlerweile sei aber allen klar, "dass es nur über eine Kooperation funktionieren kann". Vertreter des SC Rist, dessen Steinberghalle auch "Heimathafen" der Piraten-Teams ist, der BC Hamburg und Willoughbys "Sport ohne Grenzen" zögen jetzt an einem Strang. Alle Klubs hätten ihre Autonomie behalten, lediglich die beiden Bundesliga-Teams nähmen als "eigenständige Leistungsmannschaften" am JBBL-/NBBL-Spielbetrieb teil, seien aber weiter offen für Talente aus anderen Klubs.

Unabhängig davon, ob in der Metropolregion auf Sicht ein Herren-Bundesligateam angesiedelt werden kann, sehen Willoughby, Hadzija und Thore Pinkepank als weiterer Coach ihre Hauptaufgabe darin, "Spieler auszubilden, die Bundesliga-Potenzial besitzen" (Willoughby). An einem "Stamm von Talenten, aus denen sich eine gute Zweitliga-Mannschaft bilden lässt", würde es der Metropolregion schon jetzt ebenso wenig mangeln wie an der erforderlichen Infrastruktur. "Der Großraum Hamburg hat in dieser Hinsicht ähnlich gute Bedingungen wie Berlin", glaubt Willoughby, einst Mannschaftskamerad von NBA-Superstar Dirk Nowitzki bei der DJK Würzburg. Unter einem gewissen Zeitdruck sieht der Piraten-Coach das Projekt Bundesliga aber doch: "Um alle talentierten Spieler in der Region zu halten, müsste das Pro-B-Team auf Sicht in die Pro A aufsteigen." Dann könnte es sogar gelingen, mit dem vorhandenen Spielermaterial eine "gute Mannschaft" aufzubieten, die nur noch punktuelle Verstärkung benötigte, statt ein Team zusammenkaufen zu müssen.

Welche Begeisterung (Jugend-)Bundesligabasketball schon jetzt in der Metropolregion zu entfachen vermag, zeigte sich gerade beim "Tag der Talente" in der Wedeler Steinberghalle. Bis zu 400 Zuschauer sahen in zwei Partien in Folge die besten männlichen Nachwuchsspieler Hamburgs in Aktion. Zum Auftakt musste sich die U16-Mannschaft zunächst den Sharks aus Harburg und Hittfeld knapp mit 70:73 (34:37) geschlagen geben. Moris Hadzija hatte ein "super-spannendes Spiel" gesehen, nachdem ihm allerdings nicht viel mehr übrig blieb als seinem Trainerkollegen zu gratulieren und seine Schützlinge ("Die Jungs waren nach dem Spiel natürlich traurig.") zu trösten.

Wenig später konnten aber auch die jüngeren Piraten wieder lachen, gewann ihr NBBL-Team doch das prestigeträchtige Derby gegen den Bramfelder Jungs 64:58 (25:26). "Wir wollten uns für die Niederlage im Hinspiel rehabilitieren, und das ist uns gelungen, weil wir den Kampf angenommen haben", freute sich Marvn Willoughby, der sein Team am kommenden Sonntag im Auswärtsspiel bei Basketball Berlin Süd vor einer ganz anderen Aufgabenstellung sieht. "Dort müssen wir gegen eine Mannschaft bestehen, das wir in der Hinrunde besiegt haben."

Für die älteren Piraten gab es zudem eine Premiere: Erstmals wurde eines ihrer Nachwuchs-Bundesligaspiele von einer Hamburger Marketing-Agentur live im Internet gezeigt. Vor allem für diejenigen, die das Zeug zum Basketball-Profi haben, könne sich diese Erfahrung später einmal auszahlen, glaubt Willoughby: "Es ist eine sehr spannende und lehrreiche Sache für die Jungs, dass sie bereits jetzt in den Medien in einer Live-Übertragung präsentiert werden."

Unter diesem Aspekt hatte Erkan Yildiz, Chef der Marketingkraft Hamburg, deren Spezialität die Produktion von Image-Videos ist, nur zu gern Equipment und Personal zur Verfügung gestellt. Der Basketballfan teilt Marvin Willoughbys Vision von einem Hamburger Bundesliga-Team und wird daher eventuell noch einmal in dieser Saison mit seinem Team am Steinberg vorbeischauen.

Statistik: NBBL: Piraten - Bramfelder SV: Viertel: 10:18, 15:8, 22:15, 17:17. Piraten (Punkte): Johannes Heisig (15), Ismet Akpinar, Janis Stielow (je 12), Jeffrey Martin (9), Jamo Ruppert (8), Lennart Liebke (4), Jonas Hogrefe, Jonathan Pötzsch (je 2), Henri Granjean, Andre Dias dos Reis. Rene Kinzeka, Jan Schneider.

JBBL: Piraten - Hamburg Sharks: Viertel: 20:24, 14:13, 18:13, 18:23. Piraten (Punkte): Leon-Owusu Carlson (19), Maximilian Quast (16), Leon Eckmann (9), Joshua Karthee (8), Morten Klingenberg (7), Philipp Sausmikat (4), Lennard Larysz (3), Jonas Pilling, Jack Fritsche (je 2), Roland Amoako-Darko, Jan Winter, Felix Baumert.