Der Aufsteiger aus Wedel zeigt beim 82:79 gegen die als Tabellenzweiter angereisten Gäste aus dem Ruhrgebiet seine beste Saisonleistung.

Wedel. Und da sage noch einer, zuviel Fernsehen würde schaden. Nicht weniger als drei Video-Aufzeichnungen von kompletten Begegnungen der Hertener Löwen schauten sich Basketball-Trainer Özhan Gürel und die von ihm betreuten Herren des SC Rist im Vorfeld des Heimspiels der 2. Bundesliga Pro B gegen die Westfalen an - und hatten daraus offensichtlich die richtigen Lehren gezogen: Mit 82:79 (36:40) setzten sich die Wedeler vor 450 Zuschauern gegen den hohen Favoriten in der Steinberghalle durch und feierten nach der Schlusssirene den siebten Saisonsieg ausgiebig mit ihren Fans.

Dabei waren die personellen Vorzeichen alles andere als optimal für die Wedeler, die auf Ex-Nationalspieler Marvin Willoughby (unterwegs mit der deutschen U16-Jungen-Nationalmannschaft) und 2,08-Meter-Center Peter Huber-Saffer (Stirnhöhlen-Vereiterung) verzichten mussten. Gürel schwante daher vor dem Spiel nichts Gutes, gelten die Hertener doch als eines der reboundstärksten Teams. Umso freudiger überrascht war der 30-Jährige, dass seine Mannschaft trotz körperlicher Unterlegenheit dagegen hielt. "Meine Spieler haben in der zweiten Halbzeit unter dem Korb Übermenschliches geleistet", lobte Gürel nach Spielende und hob dabei vor allem die Leistung seiner kleineren Schützlinge hervor: "Ich habe unseren Guards Florian Moysich, Steffen Kiese und Stuart Turnbull in der Pause gesagt, dass mir jeder von ihnen in der zweiten Halbzeit drei Rebounds schuldet." Besonders gut zugehört hatte dabei offensichtlich Kapitän Moysich (1,84 Meter), der sich nach dem Seitenwechsel fünf Abpraller sicherte.

Gästetrainer Boris Kaminski konnte nur beipflichten und bescheinigte den Wedeler Spielern darüber hinaus das größere Selbstvertrauen ("Sie haben den Kampf mehr angenommen als wir."), während ihm die eigenen Akteure "in manchen Szenen nicht cool genug" aufgetreten waren.

Die Nerven lagen in einem intensiv geführten aber auch bei Spielern des Heimteams des Öfteren blank, und das hätte sich rächen können. Im Schlussviertel hatten sich die insbesondere aus der Ferndistanz treffsicheren Wedeler (insgesamt elf Dreier bei 23 Versuchen/48 Prozent) schon auf 67:56 abgesetzt, als Vedo Delic reklamierte, das "T" gezeigt bekam und daraufhin Hertens Allrounder Ahmad Smith per Freiwürfen und Landsmann Cory Abercrombie per Korbleger auf vier Punkte verkürzten. Noch mehr zittern hieß es, nachdem Rist-Center Sidiki Straub nach einer Auseinandersetzung mit Abercrombie von den Schiedsrichtern disqualifiziert wurde (37. Minute), zumal in der vorletzten Minute Smith mit zwei Distanztreffern in kurzer Folge den Hertener Rückstand noch einmal auf einen Punkt (74:75) reduzierte.

Am Ende aber reichte es doch für die Wedeler, weil in der Schlussminute der Kanadier Stuart Turnbull und Mac-Davis Duah drei Freiwürfe verwandelten, Moysich einen Dreier versenkte und die Hertener bei ihrem letzten Angriffsversuch nicht mehr zum Abschluss kamen.

"Ich war mir schon vor dem Anpfiff sicher, dass wir entweder knapp verlieren oder gewinnen würden", verriet Özhan Gürel nach Spielende. Einen Tipp für den Ausgang der Auswärtsbegegnung am Sonnabend (19 Uhr) beim TSV Breitengüßbach ließ sich der Coach aber nicht entlocken.

Statistik: Viertel: 22:26, 14:14, 24:14, 22:25.

SC Rist (Punkte): Stuart Turnbull (19), John Davis (18), Florian Moysich (14), Mac-Davis Dual (13), Sidiki Straub (9), Thorsten Raquet (5), Martin Maraite (3), Arne Meyer (1), Vedo Delic, Steffen Kiese.