In 19 Jahren Fußball sah der Wedeler Abwehrspieler sechs Rote Karten, zuletzt in knapp zwei Monaten gleich zweimal.

Freundlich ist er, meistens jedenfalls, und einer, der gern scherzt und lacht: Shoaib Sedeghi, vor 27 Jahren in Kabul geboren, als Junge in Poppenbüttel aufgewachsen, beim TSV Wedel zuletzt in die Kritik geraten. Die Pinneberger Zeitung sprach mit dem "Wiederholungstäter".

Pinneberger Zeitung:

Sprechen wir mit dem schlimmsten Rüpel des Hamburger Amateurfußballs?

Shoaib Sedeghi:

Nein, auf gar keinen Fall. Genau davor habe ich auch Angst, dass ich als böses Raubein abgestempelt werde. Das bin ich bestimmt nicht.

Pinneberger Zeitung:

Wollen Sie uns erzählen, Sie seien unschuldig?

Sedeghi:

Nein, gegen Altona 93 habe ich Volkan Aktas gefoult. Die Rote Karte geht völlig in Ordnung. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, und ich verzeihe mir selbst nicht, dass ich ihn getreten habe.

Pinneberger Zeitung:

Zwei Minuten vorher hatte Ihr Freund Ata Yamrali Rot gesehen . . .

Sedeghi:

... dabei hatte er Altonas Berkan Algan überhaupt nicht getroffen.

Pinneberger Zeitung:

Also muss Ihre Wut groß gewesen sein. War Ihr Tritt eine Revanche?

Sedeghi:

Nein, garantiert nicht. Ich wollte den Ball weg schlagen, war dabei zu langsam und habe Aktas voll getroffen. Das darf nicht passieren. Da beschönige ich auch nichts.

Pinneberger Zeitung:

Am 18. August gegen Eintracht Norderstedt hatten Sie auch schon Rot gesehen.

Sedeghi:

Aber für meine Attacke hätte es nur Gelb geben dürfen, das haben mir auch viele Zuschauer bestätigt. Warum ich für dieses Foul vier Wochen gesperrt wurde, weiß ich bis heute nicht.

Pinneberger Zeitung:

Für Wiederholungstäter bietet der Hamburger Fußball-Verband einen Integrations-Kurs an. Wer daran teilnimmt, kann mit einer milderen Strafe rechnen.

Sedeghi:

Darüber hat Manager Herr Kebbe mit mir gesprochen. Da werde ich auf jeden Fall hingehen, obwohl, ich bin nicht der Typ, der aggressiv ist. Auf dem Platz attackiere ich hart, aber nie bewusst unfair. Ich spiele seit 19 Jahren Fußball und das war meine sechste Rote Karte.

Pinneberger Zeitung:

Nach den vier Wochen ist jetzt eine noch längere Sperre möglich. Davor waren sie wegen eines Kreuzbandrisses acht Monate außer Gefecht. Verlieren Sie da nicht allmählich den Spaß am Fußball?

Sedeghi:

Als ich wegen des Allerweltsfouls gegen Norderstedt vier Wochen zuschauen musste, war es eigentlich soweit. Mein Freund Ata hat mich da aufgebaut und neu motiviert.

Pinneberger Zeitung:

Sind Sie nicht auf das Geld, das Sie in Wedel verdienen, angewiesen?

Sedeghi:

Ich wohne in Billstedt, muss allein viermal in der Woche zum Training nach Wedel. Da bleibt nicht viel über.

Pinneberger Zeitung:

Sie und auch Ihr Freund Ata seid als kleine Jungen mit Euren Familien nach Deutschland gekommen. Hat der Fußball geholfen, Euch hier zu integrieren?

Sedeghi:

Enorm, ich hatte plötzlich einen richtigen und ganz anderen Freundeskreis. Da gab es Zusammenhalt, das Wir-Gefühl, auch Disziplin.

Pinneberger Zeitung:

Ata Yamrali ist heute aktueller afghanischer Nationalspieler, wie sechs weitere Fußballer aus Deutschland übrigens auch. Haben Sie denn noch Kontakt zu Ihrem Heimatland?

Sedeghi:

Meine Familie hat natürlich einige Verwandte dort. Ich allerdings war nie wieder in Kabul und es zieht mich auch nichts dort hin.