Gästecoach Ingo Freyer hat aber - anders als Kollege Özhan Gürel - an früherer Wirkungsstätte wenig Freude an seinem Team.

Wedel. Sie kennen sich gut, sie schätzen sich, sie arbeiteten in Wedel zusammen - und gleich nach Ende des Testspiels zwischen den Basketball-Herren des SC Rist, Neuling in der 2. Bundesliga, Pro B, und Phoenix Hagen, dem Aufsteiger in die höchste deutsche Klasse (BBL), umarmten sich Gästetrainer Ingo Freyer und Kollege Özhan Gürel. Dabei dürften sie sich gegenseitig viel Glück und Erfolg für die Punktspielsaison 2009/10 gewünscht haben, in der sie und ihre Teams es wohl nicht leicht haben werden.

Obwohl seine Mannschaft den freundschaftlichen Vergleich vor 300 Zuschauern mit 83:62 (42:28) erwartungsgemäß für sich entschied, ließ Freyer kaum ein gutes Haar an ihrer Leistung. "Wir haben ganz schwach gespielt, wie schon tags zuvor bei der Niederlage gegen das Pro-A-Team der Ballers Osnabrück", schimpfte der 38-jährige Ex-Nationalspieler, der das Basketball-Einmaleins beim SC Rist erlernte und den Wedel-Aufenthalt auch zu einem Familienbesuch nutzte. Bis zum BBL-Auftakt am 9. Oktober bei den Gießen 46ers sieht Freyer noch viel Arbeit auf sich zukommen: "Vor allem die neuen Amerikaner sind noch nicht integriert."

Was die US-Boys drauf haben, deuteten sie indes schon in Wedel an. "Puh, ist der schnell!", staunte etwa eine Zuschauerin auf der Tribüne, als André McGee zu einem Spurt ansetzte, der Doppel-Sprintweltmeister Usain Bolt Ehre gemacht hätte. Der nur 1,84 Meter große Aufbauspieler glänzte als Passgeber, Topscorer (16 Punkte) und treffsicherer Dreierschütze (alle drei Versuche saßen), während Landsmann Bambale Osby (2,03 Meter) unter dem Korb abräumte. All das aber konnte Freyer nicht versöhnen: "Sie müssen jetzt ganz schnell lernen."

Der Phoenix-Headcoach war indes nicht der einzige Gast, der sich am Steinberg gut auskennt. Zum Kader des BBL-Aufsteigers gehören auch die Brüder Kristof und Malte Schwarz, die Freyer im Vorjahr nach Hagen gefolgt waren und nun ihren Ex-Teamkameraden übel mitspielten: Kurz vor Ende der ersten Halbzeit waren sie mit Ballgewinnen und Körben maßgeblich an einem 16:0-Lauf ihres Teams beteiligt.

Von dieser Phase und den ersten Minuten der Partie abgesehen war Özhan Gürel mit dem Auftreten seiner Mannen aber zufrieden. "Meine Vorgabe, gegen eine Profimannschaft alles zu geben, haben die Jungs vom zweiten Viertel an erfüllt." Woran es lag, dass die Wedeler nicht noch besser hatten Paroli bieten können, meint der 29-Jährige zu wissen: "Uns fehlen Center." Mit dem 2,08 Meter großen Peter Huber-Saffer (Urlaub) musste Gürel ausgerechnet auf seinen einzigen "Brecher" unter dem Korb verzichten. Von den übrigen größeren Spielern verletzte sich dann auch noch Paul Owusu, der sich das Knie verdrehte (Özhan Gürel: "Ich hoffe, es ist nicht so schlimm.").

Von Neuzugängen, wie sie die Hagener in den vergangenen Wochen an Land gezogen haben, können die Wedeler angesichts ihres Mini-Etats nur träumen. Nur zu gern würde Gürel bis zum Punktspielauftakt am 26. September (19 Uhr, Steinberghalle) gegen Mitaufsteiger SC Rasta Vechta noch einen zweiten kräftigen Centerspieler holen, aber das scheint ebenso ausgeschlossen wie Verstärkung aus Übersee. Während es die Wedeler in der Pro B - auch nach Ingo Freyers Einschätzung - fast ausnahmslos mit Gegnern zu tun bekommen werden, die die pro Team zulässigen zwei Amerikaner aufbieten, sind beim SC Rist die für Spieler aus Nicht-EU-Ländern reservierten Plätze derzeit mit dem Bosnier Vedo Delic und dem Kroaten Moris Hadzija besetzt. Letzterer, der trotz noch nicht unterschriebenen Vertrages die gesamte Vorbereitung mitmachte, zeigte gegen Phoenix Hagen wie schon in der Vorsaison seine Qualitäten, war mit dem bundesligaerfahrenen Florian Moysich und dem 22-jährigen Center Sidiki Straub (zuletzt Mercer University/US-Bundesstaat Georgia) effektivster Wedeler. Mittlerweile hat Hadzija einen Kontrakt unterzeichnet, doch gilt es bis Saisonbeginn noch einige Formalitäten zu klären.

Um sich weiter für die Pro B in Form zu bringen, suchen die Wedeler für das kommende Wochenende noch einen Testspielgegner, am Sonnabend darauf steigt in der Steinberghalle ein Vorbereitungsturnier mit Gästen aus Dänemark.

Statistik: Viertel: 11:17, 17:25, 13:17, 21:24.

SC Rist (Punkte): Moris Hadzija (15), Florian Moysich (13), Sidiki Straub (11), Paul Owusu (9), Martin Maraite (6), Vedo Delic (4), Steffen Kiese (2), Florian Bunde, Arne Meyer (je 1), Mac-Davis Duah, Jonas Laatzen.