Teilnehmer aus 14 Nationen loben den fairen Kurs, den Turnierleiter Hinrich Groth in den vergangenen drei Monaten geplant, verbessert und gebaut hat.

Schenefeld. Am späten Nachmittag wurde es ernst im Forst Klövensteen: Die Elite der Buschreiter aus Deutschland und weiteren 13 Nationen machte sich auf zu einem Spaziergang über das weitläufige Gelände, auf dem sie von Freitag bis Sonntag bei der Schenefelder Vielseitigkeit in drei CIC-Prüfungen ihre Kräfte messen werden.

Sie inspizierten, begleitet von Turnierchef Hinrich Groth und Jürgen Böckmann, dem neuen Pächter der Reitanlage, die Hindernisse im Gelände und auf dem Springplatz, und sie schauten sich den Rasenplatz an, auf dem heute mit der Dressur gestartet wird. Auch Bundestrainer Chris Bartle war dabei.

Alle Reiter und Reiterinnen staunten: Hinrich Groth und seine Mannschaft hatten gute Arbeit geleistet. "Seit drei Monaten haben wir auf dieses Wochenende hingearbeitet", erläuterte Groth. "Fünfmal in der Woche vom frühen Morgen bis zum späten Abend waren wir im Einsatz, denn wir wollten den Aktiven einen fairen Kurs präsentieren. Die 4070 Meter lange Geländestrecke mit 40 Sprüngen ist reell schwer, aber rhythmisch zu reiten."

Ein optimaler Parcours scheint dem Turnierleiter bei der 38. Auflage des Schenefelder Turniers, in dessen Rahmen diesmal auch die deutsche Meisterschaft ausgetragen wird, vollauf gelungen zu sein. Die Teilnehmer jedenfalls erhoben keine Einwände bei ihrem Rundgang.

"Ich lege großen Wert auf guten Kontakt zu den Aktiven", versicherte Hinrich Groth. "Und wenn mir einer einen guten Ratschlag oder Tipp gibt, dann wäre ich der Letzte, der nicht genau hinhören würde."

Morgens um 10 Uhr hatte der britische Pferdeausbilder Christopher "Chris" Bartle, der neben Bundestrainer Hans Melzer Coach der Vielseitigkeitsreiter ist, über Handy eine schlechte Nachricht erhalten: Weltklassereiterin Bettina Hoy sagte ihren Start in Schenefeld ab. Ihr Toppferd Ringwood Cockatoo, immerhin schon 18 Jahre alt, hat sich verletzt.

Der Wallach wurde am Donnerstag in Anwesenheit von Mannschafts-Tierarzt Carsten Rohde (München) in einer Tierklinik in Telgte untersucht. Durch die Absage seiner Reiterin wird jetzt im sechsköpfigen Kader der deutschen Vielseitigkeitsreiter für die Europameisterschaft vom 23. bis 27. September in Fontainebleau (Frankreich) ein Platz frei. Der Vielseitigkeitsausschuss der deutschen Reiterei wird im Anschluss an die deutsche Meisterschaft in Schenefeld - voraussichtlich am Montag - die Mannschaft für Fontainebleau nennen.

Drei Reiter haben, wenn sie in Schenefeld nicht völlig versagen, auf Grund ihrer überragenden Leistungen beim Weltcupfinale in Strzegom (Polen) das EM-Ticket sicher: der frische Weltcupsieger Michael Jung (Horb), Frank Ostholt (Warendorf) und Andreas Dibowski (Egestorf).

Während Ostholt mit Air Jordan nur über ein Spitzenpferd verfügt, nicht nach Schenefeld kommt und seinen Titel als deutscher Meister folglich nicht verteidigen kann, starten Jung und Dibowski mit ihren Zweitpferden. Und die sind auch nicht viel schlechter als die jeweilige Nummer eins im Stall. Das bestätigte Jung nach seiner Ankunft im Klövensteen: "River of Joy ist zwar erst acht Jahre alt und im großen Sport noch ziemlich unerfahren, aber er ist sehr talentiert. Der Wallach ist stark in der Dressur und könnte hier schon wertvolle Punkte sammeln."

Chancenreich sind auch Ingrid Klimke (Münster) mit Tabasco, die ebenso auf einen EM-Platz hofft wie Dirk Schrade (Warendorf) und Kai-Steffen Meier (Waldbröhl).