Mit 37 gilt der Stürmer-Routinier als Urgestein in der Hamburger Oberliga - alle anderen Spieler sind jünger als er. Und doch ist er einer der ehrgeizigsten.

Der TSV Uetersen tritt heute um 18.30 Uhr in der zweiten Oddset-Pokalrunde bei der Kreisliga-Mannschaft des TSV Heist an. Nach seinem Urlaub wieder mit dabei ist Roland Anders. Der Stürmer wurde am 5. Januar 1972 geboren und ist der Senior der höchsten Hamburger Klasse. Die Pinneberger Zeitung sprach mit dem Mann, von dem Uetersens Fußballer sagen: "Er ist unser Alterspräsident."

Pinneberger Zeitung:

Wenn einer mit 37 Jahren noch fünf Mal in der Woche trainiert, muss man doch fragen: Wie fühlen Sie sich?

Roland Anders:

Sehr gut im Moment. Da wir zwei kleine Kinder haben, musste ich ja Urlaub machen, bin erst seit Sonntag wieder zurück.

Pinneberger Zeitung:

Haben Sie denn im Urlaub nur auf der faulen Haut gelegen?

Anders:

Um Gottes Willen, dann wäre der Oberligazug ja schon halb für mich abgefahren. Ich bin in St. Peter-Ording einen Tag zehn Kilometer gelaufen, am nächsten bin ich geschwommen.

Pinneberger Zeitung:

Zuvor, beim Start in die Oberliga-Saison, haben Sie fünfmal in der Woche mit der Mannschaft trainiert. Hat es wehgetan?

Anders:

Nicht beim Training, nein, so weit bin ich noch nicht. Allerdings am anderen Morgen, da musste ich erst einmal meine Knochen sortieren.

Pinneberger Zeitung:

Mal ehrlich, mit 37 Jahren in Hamburgs höchster Amateurklasse spielend, bringen Sie sich da nicht ein Kissen für die Reservebank mit?

Anders:

Wenn ich weitermache, das habe ich von vornherein gesagt, dann will ich einen Stammplatz. Ob Christian Kilb, Pascal Gertschat oder jetzt auch noch Mahdi Habibpur: Unsere Stürmer sollen wissen, ich sitze ihnen im Nacken.

Pinneberger Zeitung:

Woher noch dieser Ehrgeiz?

Anders:

Ich war fast nie verletzt in all den Jahren. Ausgerechnet in der vergangenen Saison habe ich mir dann einen Muskelfaserriss zugezogen, danach auch noch eine Bänderdehnung im Knie. Nach einer so verkorksten Saison, so habe ich mir gesagt, da hörst du nicht auf.

Pinneberger Zeitung:

Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihr erstes Ligaspiel?

Anders:

Das ist arg lange her. Ich weiß nur, ich war knapp 18 Jahre alt, da bin ich mit Fortuna Langelohe in der Bezirksliga aufgelaufen. Ich habe dann, glaube ich, alle Ligaspiele mitgemacht.

Pinneberger Zeitung:

19 Jahre Ligafußball: Wissen Sie, wie viele Tore Sie geschossen haben?

Anders:

Habe ich nie gezählt. Hier in Uetersen habe ich ja auch vier Jahre Libero gespielt.

Pinneberger Zeitung:

Sagen wir zehn im Durchschnitt pro Saison?

Anders:

Das kann ungefähr hinkommen.

Pinneberger Zeitung:

Also rund 190 Mal Freude als Torschütze, gibt es da einen Treffer, an den Sie sich besonders gerne erinnern?

Anders:

Das war ein Kopfballtor gegen Germania Schnelsen. Es muss vor etwa zwei Jahren gewesen sein, so ein richtiger wuchtiger Knaller ist das damals gewesen.

Pinneberger Zeitung:

An welche Gegenspieler denken Sie nicht gerne zurück?

Anders:

An Oliver Hirschlein beispielsweise, der hat vor Jahren im Dress des Harburger Turnerbund gegen mich gespielt. Auch der Oliver Engl vom USC Paloma, das sind Gegner, da tut es richtig weh.

Pinneberger Zeitung:

Wie haben sich die Fußballer in den 19 Jahren verändert?

Anders:

Als älterer darfst du nicht mehr erwarten, dass die Jungen Respekt vor dir haben. Wir haben den Alten doch noch die Stiefel geputzt, so ungefähr. Ich muss aber auch eingestehen: Die Jungen sind besser ausgebildet, als wir es in dem Alter waren. Die haben technisch und auch taktisch mehr drauf.

Pinneberger Zeitung:

Was können sie nicht?

Anders:

Kritik vertragen.

Pinneberger Zeitung:

Sie sind bereits das dritte Mal mit dem TSV Uetersen in die höchste Klasse aufgestiegen. Wie groß schätzen Sie die Chancen auf den Klassenerhalt denn diesmal ein?

Anders:

Trainer Peter Ehlers ist mit Lust und Freude dabei. Er reißt uns mit. Außerdem passt die Mannschaft bestens zusammen. Aber schwer wird es natürlich, das weiß in Uetersen jeder.