Nach einem Rennen im fränkischen Roth braucht der 46-Jährige Zeit zum Regenerieren. Freundin Yvonne startete - und er fieberte mit.

Elmshorn. Als John Ralfs den Blick über die Hamburger Binnenalster in Richtung der Startzone schweifen ließ, kam in ihm ein Gefühl von Wehmut auf. Während in der Hamburger City das große Triathlon-Festival mit Athleten der Weltspitze und 8000 Jedermännern seinen Anfang nahm, beobachte der Elmshorner das Geschehen für einige Momente aus der Ferne.

Und auch später, nachdem sich der 46-Jährige vom TriEMTV (die Triathlon-Sparte im Elmshorner MTV) unter das Volk der rund 300 000 begeisterten Menschen gemischt hatte, dachte er noch einmal darüber nach, wie es wohl gewesen wäre, wenn er, eigentlich ein Ausdauerathlet durch und durch, dem Teilnehmerfeld der olympischen Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, zehn km Laufen) angehört hätte.

Doch John Ralfs weiß, dass er seinem Körper keinen Gefallen getan hätte, wenn er sich dieses Rennen zugemutet hätte. "Ich bin erst vor zwei Wochen beim 'Challenge Roth' angetreten", berichtet der bei der Feuerwehr-Akademie in Hamburg-Billbrook beschäftigte Elmshorner. "Ich brauche Ruhe und Zeit zum Regenerieren, bis es wieder losgeht. Und doch spürte ich natürlich ein Kribbeln im Bauch."

Im fränkischen Roth, wo in früheren Zeiten die Qualifikation für den Ironman auf Hawaii stattfand, hatte Ralfs in der Altersklasse 45 den sechsten Platz belegt. Über die lange Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Rad, 42 km Laufen), auf der er sich am wohlsten fühlt, benötigte er 9:18,11 Stunden. Nicht schlecht, sogar Bestzeit für ihn. Aber dennoch: "Ich fühlte mich schon mal fitter, doch die Trainingsvorbereitung war nicht so optimal", meint der Mann, der schon zweimal auf Hawaii dabei war (2006/2008), dem härtesten aller Triathlon-Ereignisse.

Hartgesotten kann man inzwischen wohl auch Freundin Yvonne Fay bezeichnen. Die ließ es sich nicht nehmen, für Hamburg zu melden, scheute die Anreise aus ihrem kleinen Heimatort in der Nähe von Hanau nicht. "Ich war gespannt, wie sie abschneiden würde", sagte John Ralfs, der also doch "irgendwie direkt dran am Geschehen war".

Die 42-Jährige, die Ralfs nicht beim Triathlon, sondern ganz normal durch einen Zufall im Alltag kennen lernte, erreichte nach dem abschließenden Zehn-Kilometer-Lauf recht erschöpft, aber zufrieden das Ziel. "Es ist alles glatt gegangen, vor allem aber hat es riesigen Spaß gemacht", sagte die durchtrainierte Athletin und ließ sich in die Arme ihres Lebensgefährten fallen.

Bei verbesserten Bedingungen am Schlusstag absolvierte Yvonne Fay die Strecke in 2:44,06 Stunden - Platz 74 in der Frauenklasse und Rang 13 in der Altersklasse. In diesem Bereich alles Zeiten, auf die Jedermänner stolz sein können. Betrachtet man zum Vergleich allerdings die Leistungen der Topleute, kommt bei manchem Hobbysportler blanker Neid auf: US-Boy Jarrod Shoemaker (27) siegte im fünften Rennen der Weltserie in fabelhaften 1:44,06 Stunden.

Und was plant John Ralfs für die Zukunft? Der Späteinsteiger, der 2002 beim Hamburger City Man anfing und letztes Jahr Dritter der Europameisterschaft geworden war: "Schwere Rennen wie WM-Qualifikationen sind erst mal kein Thema. In etwa zwei Jahren werde ich alles dann noch einmal genau überdenken."

Neun Athleten des TriEMTV machten in Hamburg mit. Matthias Kairies, der wie auch John Ralfs vor drei Jahren beim Ironman auf Hawaii startberechtigt war, kam als 126. der Gesamtwertung bei den Jedermännern ins Ziel (2:21,40 Std.). TriEMTV-Vorsitzender Hans-Peter Schramm wurde bei den Senioren III 89. seiner Altersklasse (2:57,44 Std.). Sein Sohn Thorsten schaffte es in 2:33,52 Stunden - siebter Rang bei den Junioren.