Beim Festtag an der Krückau wurden sie besonders ausgezeichnet: Die Alten für ihre Treue und die Jungen für ihre sportliche Erfolge.

Elmshorn. Blaue und weiße Luftballons in den Farben des Elmshorner Ruder-Clubs tanzen in der milden Luft, die von der Elbe herüber weht. Sie signalisierten auch den Fremden, dass da oben, hinter dem Deich, etwas Besonderes vor sich geht. Mitglieder und Freunde des Elmshorner Ruder-Clubs feiern das 100-jährige Bestehen ihrer Gemeinschaft.

Das Bootshaus, in dem sonst mehr als 60 Boote lagern, hatten sie in den vergangenen Wochen leer geräumt und als Mittelpunkt der Festlichkeiten herausgeputzt. Die Vereinsmitglieder und Gäste hatten beim Festakt bereits an den gedeckten Tischen Platz genommen. Die einzige, die beim Auftakt noch fehlte, war die Krückau selbst, die auf etwa zehn Kilometern die eigentliche Lebensader für die Elmshorner Ruderer ist. Sie hatte, wie immer seit ewigen (Ge)-Zeiten, ihr Bett aus Schlamm zurückgelassen. Peter Westphal, der Vorsitzende mit familiärer Bindung an den Verein ("Meine Eltern haben mich mit zum Rudern genommen") kam nach seiner Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste denn auch auf die Besonderheit zu sprechen: "Wir sind der einzige Ruder-Club in Schleswig Holstein, der sich in seinem sportlichen Alltag ganz auf die Gezeiten einstellen muss."

Übrigens, während er davon erzählt, kam draußen in einer kräftigen Strömung das Wasser zu dem Jubilar zurück. Und, sozusagen als besonderes Geburtstagsgeschenk, blieb die Krückau diesmal sogar volle 24 Stunden. So konnte am Sonntag, beim Tag der offenen Tür, auch den ganzen Tag gerudert werden. Möglich wurde das, weil am Sperrwerk nach der Flut das Tor geschlossen wurde, so dass das Wasser nicht abfließen konnte.

Vor 100 Jahren, damit beginnt die Vereinsgeschichte, war hier an der Krückau eine Wassermühle in Betrieb. Und Barthold Piening, der Sohn des Müllers, hatte mit seinen Freunden Claus Panje, Wilhelm Kahlke und Peter Kölln als erste Rudern als Sport, vor allem aber auch als Geselligkeit im Kreise von Gleichgesinnten entdeckt.

"Wenn Sie fragen, was unseren Verein in all den Jahrzehnten am stärksten geprägt und ausgezeichnet hat", bekräftigt der Vorsitzende Peter Westphal, "dann ist es das Familiäre, das Miteinander und auch das Füreinander über Generationen hinweg. So manche Ehepaare haben hier bei Wanderfahrten, Festlichkeiten oder auch im Leistungssport zusammen gefunden. Und heute kommen die Kinder und zum Teil auch schon die Enkelkinder und rudern."

Und da, ebenfalls über Generationen hinweg, viele die gemeinsam in dem Vereinsboot sitzen, Handwerker und Elmshorner Geschäftsleute waren und sind, verkörpert der Ruder-Club ein besonderes Kapitel Elmshorner Tradition und Bodenständigkeit.

"Es war 1938, da durfte ich das erste Mal als kleiner Steuermann mitfahren", erzählt Kurt Mohr am Rande des Festes. "Als ich aus dem Krieg zurückkam, war mein Arm zerschossen. Eine zeitlang habe ich noch mit der rechten Hand mit gerudert", fügt der 88-Jährige hinzu. "Aber auch danach bin ich immer im Verein geblieben. Ich habe hier so eine schöne Jugend verbracht. Das bindet für immer." Kurt Mohr und seine Frau Frauke wurden übrigens für 71 Jahre Vereinstreue ausgezeichnet.

"Wenn man einmal zusammen im Boot gesessen hat", ergänzte Wilhelm-Christoph Ramelow, auch einer der für mehr als 60 Jahre Vereinstreue mit Urkunde und Blumen und Applaus geehrten, "wenn man also im Einklang, im gleichen Schlagrhythmus gearbeitet hat, das sind so feste Freundschaften, die verblassen nie. Das ist etwas, das es so in keiner anderen Sportart gibt. Bei dem Fest habe ich alte Freunde getroffen, die ich fast 20 Jahre nicht gesehen hatte. Aber es war sofort die alte Vertrautheit da. Unseren jungen Mitgliedern kann ich nur wünschen, dass sie genauso Freundschaften finden, die sie durchs Leben begleiten."

Mit dem Blick nach vorne gab es zum Ausklang des Festaktes noch eine Bootstaufe.

Jessica Liebe, aktuelle deutsche Vizemeisterin mit dem schleswig-holsteinischen Doppel-Vierer bei den 15- bis 16-Jährigen, taufte den Renn-Einer, Marion Albat den C- und Mattes Behm den E-Doppelzweier mit Steuermann. Von den rund 25 000 Euro, die diese Ruderboote kosteten, wurde etwa ein Drittel durch Spenden aufgebracht. Auch nach 100 Jahren ist bei den Ruderern in Elmshorn der Gemeinschaftssinn lebendig geblieben.