Während Carsten-Otto Nagel (Wedel) für die EM Ende August als gesetzt gilt, hofft die Schenefelderin Janne Meyer auf den letzten freien Platz im Team.

Wedel/Schenefeld. Nein, so richtig traurig war Carsten-Otto Nagel nicht. Corradina, seine sonst so zuverlässige Holsteiner Stute, hatte zwar ausgerechnet am vorletzten Hindernis gepatzt und der deutschen Springreiter-Equipe im Nationenpreis beim CHIO-Turnier in Aachen möglicherweise den Sieg genommen, doch das war für den Routinier aus Wedel kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. "Das passiert halt", sagte Nagel nur, "eigentlich waren wir sehr gut unterwegs." Sein Missgeschick führte jedoch dazu, das die vier deutschen Reiter Meredith Michaels-Beerbaum (mit Checkmate), Marcus Ehning (Plot Blue), Philipp Weishaupt (Souvenir) und Carsten-Otto Nagel am Ende bei insgesamt vier Fehlerpunkten gemeinsam mit den Niederlanden "nur" Platz zwei belegten.

Als letzte Starterin blieb Michaels-Beerbaum fehlerfrei, doch das nutzte dem deutschen Team nichts mehr. Dennoch war die Nummer eins der Equipe zufrieden: "Wir hatten eine super Mannschaft, das hat mir Sicherheit gegeben." Es siegte Frankreich mit null Fehlerpunkten.

Die deutsche Streichnote lieferte der deutsche Meister Philipp Weishaupt aus Riesenbeck. Der Beerbaum-Schüler hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt. Sein neun Jahre alter Hannoveraner Souvenir war das einzige Pferd aus der deutschen Equipe, das im ersten Umlauf eine Stange riss. Im zweiten Umlauf kassierten die beiden sogar 17 Fehlerpunkte.

Nun könnte das passieren, was die Schenefelder Springreiterin Janne Friederike Meyer, die ebenfalls bis Sonntag in Aachen startet, vor der Abreise gegenüber der Pinneberger Zeitung nicht für möglich gehalten hätte: Die 28-Jährige ist wieder im Gespräch für die EM vom 25. bis 31. August in Windsor/England.

"Ich glaube, dass im Moment Philipp Weishaupt noch die besseren Karten hat", hatte Janne Meyer vorher gesagt. Sie sollte Recht behalten, denn Bundestrainer Otto Becker gab bei der Nominierung für den Nationenpreis noch dem Nachwuchsreiter aus Riesenbeck den Vorzug.

Nach der Siegerehrung zur mitternächtlichen Stunde in Aachen ließ Otto Becker jedoch durchblicken, dass die Equipe für Windsor noch nicht steht: "Es gibt noch gute Alternativen. Auch Janne Meyer gehört zum engeren Kreis."

Die Suche nach der Nummer vier in der deutschen EM-Equipe beginnt nach den Eindrücken von Aachen also aufs Neue. Für die EM gesetzt ist natürlich Carsten-Otto Nagel, der als "Rider of the Year 2008" glänzte und weitere exzellente Leistungen zeigte. Über die Weltranglistenerste Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) braucht man nicht zu diskutieren, und auch Marcus Ehning (Borken) ist sicher dabei. Eine weitere Alternative neben Janne Friederike Meyer ist auch noch Marco Kutscher (Riesenbeck) und vielleicht auch Ludger Beerbaum, doch der ist wegen der ungeklärten Folgen der Bekenntnis über seinen früheren Umgang mit Medikamenten. Der viermalige Olympiasieger aus Riesenbeck ist derzeit noch gesperrt.

Die Dopingaffäre in der Dressur - auch Thema in Aachen. Otto Becker. "Es waren für alle schwierige Rahmenbedingungen, sich nach den Vorkommnissen der vergangenen Tage auf den Sport zu konzentrieren. Carsten-Otto Nagel: "Es müssen im Sinne des Sports schnell klare Richtlinien gefunden werden."