Es gibt Momente, in denen Trainer Michael Barkowski nur den Kopf schütteln kann über Mourad Bekakcha.

Wedel/Pinneberg. Da stehen beim Hamburger Halbmarathon ein Dutzend Kenianer an der Startlinie, von denen schon einige deutlich unter 1:05 Stunden auf der 21,0975 Kilometer langen Distanz geblieben sind, und was macht der 30-Jährige von der LG Wedel-Pinneberg, dessen Bestzeit jenseits der 1:11 Stunden liegt? Er übernimmt erst einmal die Spitze des Feldes.

Das habe ein bisschen mit Psychologie zu tun, sagte Bekakcha im Ziel - erst einmal der Masse entfliehen. Das kurze Glück, die Nummer eins zu sein, endete nach 90 Sekunden. Dann war Bekakcha eingefangen, und recht schnell waren die Verhältnisse wieder zurecht gerückt: Kenia gegen den Rest der Welt. Gilbert Kipruto siegte mit dem Streckenrekord von 1:01:52 Stunden, gefolgt von elf Landsleuten. Bekakcha indes erreichte das Ziel auf der Rothenbaumchaussee als 14. - und ärgerte sich erst einmal. Weniger, weil der Lübecker Dennis Mehlfeld, mit dem er bis Kilometer 16 zusammengelaufen war, rund eine Minute vor ihm angekommen war, sondern über die Zeit: 1:11:05 Stunden wurden für ihn als Bruttozeit gestoppt, 1:11:02 als Nettozeit angeben. Aber auch hier gilt: knapp vorbei ist auch daneben. "Ich wäre gerne eine 1:10 gelaufen", klagte der Enttäuschte. "Da muss ich jetzt erst einmal eine Nacht drüber schlafen."

Vielleicht kommt ihm da die Erkenntnis, dass weniger auch im Laufen mehr sein kann. Kurz zuvor war er in Buchholz einen Halbmarathon gelaufen, nun gab er zu, "dass die Beine am Ende schwer gewesen seien". Doch nicht so schwer, als dass der Langstreckenläufer nicht gleich vorausblickte. In diesem Jahr will er auf Mallorca noch einen Marathon laufen - und gewinnen. Im Halbmarathon will in "zwei bis drei Jahren" den Kenianern nicht mehr hinterher laufen und hat sich eine Zeit von 1:05 zum Ziel gesetzt. "Ich arbeite, habe Familie - und ich trainiere erst seit zwei Jahren", so Bekakcha weiter, dem es jedenfalls nicht an Selbstbewusstsein mangelt.

Bei den Skatern kam derweil Sören Harder (Halstenbeker Turnerschaft) auf Rang drei, Klubgefährte Thorben Woelki wurde Siebter. Den Sieg verhinderte vor allem der Umstand, dass sie als Zweimann-Team taktisch unterlegen waren.

Dennoch waren beide zufrieden, und vor allem Woelki lobte die Strecke. Aufgrund der Harley- Days und einem U-Bahn-Ersatzverkehr in der Innenstadt führte der Kurs auf den ersten 10 000 Metern in zwei Schleifen über die Reeperbahn hinunter zum Hafen: "Die Abfahrt zu den Landungsbrücken war sehr spektakulär." Allerdings führte der Weg auch einmal das Holländer Tor hinauf - ein rund 300 Meter langer Anstieg. "Note eins für den Lauf, aber dieses Stück war anstrengend", stöhnte denn auch Bekakcha, dem möglicherweise die dort verlorenen Sekunden ein längeres Glücksgefühl an der Spitze verwehrt hatten.