Organisator Christopher Kirsch zeigt sich begeistert: Drei Tage beeindrucken Profispieler aus Argentinien, Hobbyakteure und Oldtimer-Raritäten die Besucher.

Groß Offenseth-Aspern. Polosport auf Gut Aspern, Bilder und Szenen wie für einen großen Kinofilm inszeniert. Gewaltige, weiße Wolkenberge über der weiten, grünen Landschaft. Und Reiter, die mit erhobenen Stöcken aus dem Sattel gestiegen sind und in einer wilden Jagd über das Spielfeld fliegen. Und über Lautsprecher die fordernde und antreibende Stimme von Christopher Kirsch: "Sehen Sie diese mitreißende Galoppade. Das ist Polo, wie wir es lieben, das ist Polo vom Feinsten."

Der Hausherr vom Gut Aspern, Organisator des Turniers und selbst Kapitän des Bucherer-Teams, kommentierte gerade das Duell von Lanson gegen May & Olde. "Jetzt ein 60-Yards Freistoß, ausgeführt von Hugo Iturraspe", lässt Christopher Kirsch die Zuschauer wissen. "Der Argentinier im Lanson-Team ist mit Handicap fünf zusammen mit Cesar Ruiz-Guinazu der beste Spieler dieses Turniers."

Polo an der Rosenstraße von Groß Offenseth-Aspern, das ist wie überall in Deutschland ein sportlicher Mixed aus Profispielern, die meist aus Argentinen kommen und im Sommer durch Europa tingeln, und begeisterten Hobbyspielern. Die Mannschaften tragen die Namen der Sponsoren und werden meist für jedes Turnier neu zusammengestellt.

Vor dem Tor von May & Olde gibt es gerade ein wüstes Gedränge. "Gerade ein Backhänder von Nico Wollenberg", werden die Polo-Neulinge unter den Besuchern aufgeklärt. "Aber der Ball liegt noch vor dem Tor. Das muss doch ein Treffer werden. Nein, ein Pfiff. Der Schiedsrichter hat ein Foul gesehen."

Im Team von May & Olde reiten neben dem argentinischen Profi Marcello Nestor Caivano nur Mitglieder des Polo-Clubs Berlin-Brandenburg - sozusagen die halbe Klubführung. Nico Wollenberg ist Schatzmeister, Mark Pantenburg Präsident der Berliner Polo-Gemeinde. Der ist begeistert von der Anlage in Aspern und dem Turnier, das zum dritten Mal ausgetragen wird. "Diese tollen Plätze in dieser weiten, prächtigen Landschaft - Aspern ist eine Bereicherung für den deutschen Polosport."

Im Berliner Team, das für den BMW-Händler aus Rellingen spielt, kämpfen mit Marion Grunow und Tochter Franziska die einzigen Frauen. "Ich bin gerade operiert worden und noch nicht einsatzfähig", erzählt die Berliner Anwältin Marion Grunow. "Wenn mein Arzt wüsste, dass ich hier schon wieder mitmache, würde er mich für verrückt erklären", sagt sie und lacht. "Aber ich spiele ja nur ein Chukker, dann schwingt sich meine Tochter in den Sattel."

Wie alle vom Polo-Virus infizierten Akteure trainiert auch Marion Grunow täglich, außer montags natürlich. Das ist, quasi weltweit, der Feiertag für alle Sportpferde. "Polo ist für mich vor allem die Liebe zu den Pferden", so das Plädoyer der Anwältin für ihren Sport. "Dazu ist man draußen in der Natur und Polo ist, was für mich sehr wichtig ist, ein reiner Team-Sport. Das ist eben nichts für Einzelkämpfer." In Hamburg, das bestätigt Isabell Martin, eine Anfängerin vom Hamburger Polo-Club, die als Zuschauerin gekommen ist, "begeistern sich inzwischen mehr junge Frauen als junge Männer für den Polosport."

In der Pause, zwischen zwei Vorrundenspielen, die zweite Attraktion für die Zuschauer in Aspern. Während sie bei einem Glas Sekt, Wein oder Bier vor den Gourmet-Zelten in der Sonne sitzen, braust ein außergewöhnlicher Autokorso über den Polo-Rasen. Da ist ein grüner Bentley, Baujahr 1928, ein weißer Porsche Carrera aus den 60er-Jahren führt einen schnellen Dreher vor, ein Jaguar-D-Type mit einer Flosse, ein Ferrari und, und, und . . . Die wundervollen Oldtimer machen sich schließlich auf zu ihrer Sonderprüfung durch Schleswig-Holstein. Das war von Beginn an das Neue und Ungewöhnliche an der "Aspern Classic 500". Das dreitägige Ereignis steht ja unter dem Motto "Oldtimer meets Polo".

(Das Endergebnis des Turniers stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest).