Die 20-jährige Jurastudentin könnte vielleicht in die Fußstapfen ihres Vaters Uwe treten, der bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles mit der deutschen Equipe die Goldmedaille gewann.

Seeth-Ekholt

Schön sei es gewesen - wieder einmal, wie in den vergangenen Jahren schon. Und bei der Siegerehrung mit ganz vorne zu stehen, dass sei doch jedes Mal aufs Neue Lohn und Anerkennung für all' die Mühsal und Arbeit, die man seit Jahren mit seinem Pferd leiste. Franziska Sauer sitzt mit dem Handy am Ohr im Sattel und plaudert über die Norddeutschen Jugendmeisterschaften im Springen und in der Dressur. Mit ihrer Allernixe hat sie bei den Jungen Reitern in der Dressur im Derby-Park in Klein Flottbek die Silbermedaille gewonnen.

Jetzt führt sie ihre Stute zum Aufwärmen im Kreis. Wie viele Reiter liebt es die 20-Jährige, die für den Elbdörfer- und Schenefelder Reiterverein startet, zu telefonieren, während sie ihre Vierbeiner vor der eigentlichen Dressurarbeit locker macht. Das spart Zeit, und die ist knapp bemessen für die junge Frau, die mit Pferden im Allgemeinen und mit dem Dressursport im Besonderen aufgewachsen ist.

Als Franziska auf dem Lindenhof in Seeth-Ekholt heranwuchs, stand sie immer wieder vor der Glasvitrine mit dieser goldglänzenden Medaille. Die hatte der Papa 1984 von den Olympischen Sommerspielen aus Los Angeles mit auf den Lindenhof gebracht. Uwe Sauer gehörte zur deutschen Dressurmannschaft, die vor 25 Jahren Gold gewann. "Nein, spielen durfte ich als Kind nicht damit", antwortet die Tochter lachend auf entsprechende Fragen. "Die Vitrine, in der sie aufbewahrt wird, ist abgeschlossen." Ob das Olympische Gold des Vaters für sie denn so eine Art sportlicher Leitstern sei? "Nein", kommt die Antwort, und sie klingt sehr entschieden. "So ein Olympiasieg ist etwas so Seltenes und Großartiges - da wäre es vermessen, sich das als Ziel zu setzen."

Also hat Franziska Sauer nach dem Abitur erst einmal ein Jurastudium in Hamburg begonnen. Doch sie reitet selbstverständlich weiter, sitzt mindestens drei Stunden täglich im Sattel und arbeitet mit ihren Pferden. Mit Allernixe, die sie zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekam, ist sie in Klein Flottbek bei den Norddeutschen Jugendmeisterschaften gewissermaßen Medaillen-Abonnent. "Vor vier Jahren haben wir beide dort Bronze gewonnen, ein Jahr später Gold bei den Junioren und jetzt, bei den Jungen Reitern, haben wir das zweite Mal die Silbermedaille gewonnen", zählt Franziska Sauer auf.

Bei diesen Titelkämpfen der Talente werden drei Prüfungen zusammen gewertet. Bei der ersten, der St. George-Prüfung, war Franziska Sauer nur Vierte geworden, bei der zweiten, bei der Einzelaufgaben gestellt wurden, Zweite. Die abschließende Kür mit ausgewählter Musik gewann sie dann. In der Endabrechnung lag Friederike Hahn vom Reit-Verein Tangstedt dann doch etwa zehn Punkte vorn.

Allernixe ist übrigens eine Pferdedame, die langsam in die Jahre kommt. "Sie ist 16, aber einfach noch super drauf", schwärmt die Jurastudentin mit der ererbten Begabung für die Dressur. "Und sie ist inzwischen ja so erfahren, dass ich kaum noch Lektionen mit ihr durcharbeiten muss."

Eines wissen Vater und Tochter Sauer aber schon jetzt: Die sportliche Zukunft hört auf den Namen Lacosta. Die elfjährige Stute soll Franziska Sauer im Dressursport um die entscheidenden Schritte nach vorn bringen. "Das ist mein letztes Turnierjahr als Junge Reiterin", blickt das Talent mit dem berühmten Vater voraus. "Danach wird es für mich entscheidend sein, ob es mir mit Lacosta gelingt, in die bedeutenden Grand Prix-Prüfungen aufzurücken".

Schon als Fohlen war die elfjährige Stute auf den Lindenhof gekommen. "Sie ist ein schwieriges Pferd", sagt Franziska Sauer. "Sie geht beispielsweise noch immer nicht gerne in die Ecken des Dressurvierecks, dann zickt sie herum. Aber ich spüre ja auch, wie das Vertrauen zwischen uns jeden Tag ein ganz klein wenig größer wird." Bei aller Bodenständigkeit und handfester Sachlichkeit -einen Traum hat die Tochter des Olympiasiegers doch. "Vielleicht habe ich ja eines Tages meine eigene Vitrine mit Erinnerungen an schöne sportliche Erfolge."

Norddeutscher Vizemeister bei den Jungen Reitern im Springen wurde in Klein Flottbek der für den Reit- und Fahrverein Uetersen startende Hetlinger Nisse Lüneburg mit Piana Joerna.