Am Spielfeldrand gab es viel Spaß und Hänseleien, auf dem Rasen aber zeigten die Oldies beim 2:2 herrliche Aktionen.

Halstenbek/Pinneberg

Es war eine dieser kleinen Szenen am Rande, in der alles zusammenfloss, die Erinnerungen, die (Vor)urteile, die Sticheleien, aber auch der Kampfgeist der früheren Jahre. Frank Rückert, der so viele unvergessene Tore geschossen hat, im traditionellen HR-Trikot; spurtet hinter einem Steilpass her, erwischt den Ball vor der Außenlinie, direkt vor der Pinneberger Auswechselbank. Und dann pfeift der Schiedsrichter Abseits. "Das war eine Fehlentscheidung, Frank", ruft Thomas Bliemeister ins Spielfeld, der das Traditionsteam des VfL Pinneberg betreut. "Dann muss ich jetzt anfangen zu pöbeln", ruft Frank Rückert lachend zurück. "Wir wundern uns schon, dass du so ruhig bleibst", kommt das Echo von der Pinneberger Auswechselbank zurück.

Am Abend vor dem Vatertag waren sie auf dem Jacob-Thode-Platz in Halstenbek noch einmal aufeinander getroffen - die Mannschaften von HR und dem VfL Pinneberg, die Anfang der 90er-Jahre und zum Teil lange darüber hinaus den Fußball im Kreis prägten. Dieser Abend der Fußball-Nostalgie war zwar keine Schnapsidee, aber doch in einer Kneipe angeregt worden. Mehr oder weniger zufällig hatten sich Ulf Becker, der Fußball-Senior vom VfL und Jan Jarnuszak von der Altliga der SV Halstenbek-Rellingen, getroffen. Und wie sie so von alten Zeiten schwärmten, kam die Idee: "Wir könnten doch mal wieder . . "

Die von Ulf Becker zusammengetrommelte VfL-Truppe wurde von Thomas Bliemeister geführt, der als Trainer gerade die HR-Liga vor dem Abstieg aus der Oberliga bewahrte. Für HR wiederum standen Roland Lange, die ergraute Fußball-Eminenz des VfL Pinneberg und Manfred Kirsch, der aktuelle Ligaobmann der Pinneberger am Spielfeldrand. "Das hier ist im Wesentlichen die Mannschaft, die Roland Anfang der 90er-Jahre von der Landesliga in die Verbandsliga führte", erzählt Manfred Kirsch. "Und ich war damals Ligaobmann bei HR."

Auf der anderen Seite wird beim VfL gerade Jan Boelter eingewechselt. "Trainer, was soll ich denn spielen", ruft er Thomas Bliemeister zu. "Spiel', was du willst", ruft dieser zurück. "Sonst bekomme ich hinterher wieder die Schuld."

Spaßig geht es vor allem an der Seitenlinie zu. Auf dem Rasen indes nehmen die nicht mehr so jungen Herrschaften ihre alte Liebe, den Fußball noch immer ernst. Michael Pohl, der Kleinste, wohl auch der gewichtigste im HR-Trikot, dribbelt gerade durch die HR-Abwehr, "tunnelt" Andreas Held. Frank Rückert bekommt den Ball, zieht ab wie in alten Tagen und Maik Wroblewski im VfL-Tor pariert - die etwa 100 Zuschauer applaudieren.

Zur Halbzeit steht es noch 0:0. Klaus Fock, der als Nachfolger von Roland Lange HR in die damalige Oberliga führte, hänselt Kay Rückert. "Merkst du nicht, wie der Frank dich vorne schneidet?" - "Ich hab doch schon vor 20 Jahren vermutet, dass da eine Clique gegen mich spielt."

Aber wie gesagt, die Späßchen wurden am Spielfeldrand gemacht. Es war Jan Boelter, der die Pinneberger nach der Pause 1:0 in Führung brachte. Und es war dann doch Kay Rückert, der den umjubelten Ausgleich schoss. Aber damit hatte der Lange, der eigentlich seit Jahren kein Fußball mehr spielt, noch nicht genug. Von seinem 2:1 schwärmte sein alter Trainer Roland Lange: "Das war den Ball so richtig aus der Luft genommen, ein super Tor. Da hatte Maik Wroblewski wirklich keine Chance." Aber bei HR zu verlieren, das kam für die Pinneberger auch nach 20 Jahren nicht in Frage. Es war Carsten Gemeinhardt, der noch das 2:2 erzielte.

Auch das Hinterher hat allen so viel Spaß gemacht, dass die Pinneberger vielleicht daran gehen und eine VfL-Traditions-Mannschaft aufbauen. Roland Lange, der bei HR seine Trainerlaufbahn beendete, danach noch acht Jahre Fußballchef des VfL war, hatte die dritte Halbzeit im HR-Klubhaus gegen 1.30 Uhr in der Nacht abgebrochen. Ob er da einer der letzten gewesen sei?" "Nein", sagt er. "Ich war wohl eher einer der ersten, der gegangen ist."