Bei der bedeutendsten Reitsportveranstaltung im Norden werden es die drei Hetlinger Talente von Mittwoch bis Sonntag schwer haben, sich gegen starke Konkurrenz zu behaupten.

Hetlingen

Rasmus Lüneburg ist untröstlich. Der 26 Jahre alte Springreiter aus Hetlingen, der sein Jurastudium abgebrochen hat, weil er den elterlichen Hof mit einem Bestand von 70 Pferden von seinem Vater übernehmen sollte, hat zum ersten Mal seit 2006 keinen Starter für das Deutsche Springderby, das Sonntag in Hamburg-Klein Flottbek entschieden wird.

"Meine bewährte Stute Latoya weist noch einen erheblichen Trainingsrückstand auf", berichtet Rasmus. "Sie war von einem anderen Pferd getreten worden und ist inzwischen zwar wieder gesund, aber ein Derbystart käme für sich viel zu früh. Ich konnte mit ihr noch nicht so trainieren, wie es für eine solche Springprüfung notwendig wäre."

Das Pferd, mit dem der Hetlinger Springreiter in den Jahren 2006 bis 2008 in der schwersten Prüfung der Welt ritt und mit dem er zwei Mal platziert war, hat seine sportliche Laufbahn beendet und ist im Alter von zwölf Jahren in die Zucht gewechselt. Sein Name: Leika. Sie ist trächtig, und in der kommenden Woche wird aller Voraussicht nach ihr zweites Fohlen zur Welt kommen.

Das neue Eisen im Feuer soll nun der siebenjährige Holsteiner Hengst Countdown werden. "Den habe ich erst seit sechs Wochen im Stall, und ich verspreche mir schon jetzt eine ganze Menge von ihm", sagt Rasmus. "Das wird mal ein sehr gutes Pferd." In Klein Flottbek reitet er mit ihm die Youngster Tour.

Seine Schwester Jule hat für die SML-Tour gemeldet. Die 22-jährige Hobbyreiterin studiert in Köln Sport und hatte vor einigen Tagen großes Pech. Beim Turnen (Handstand-Überschlag) zog sie sich einen Muskelfaserriss zu, der ihr noch arg zu schaffen macht. Trotzdem will sie heute Abend nach Hetlingen fahren. "Ich möchte unbedingt beim Derbyturnier reiten", kündigte sie in einem Telefongespräch mit ihrer Mutter an.

Das gilt im übrigen auch für den Dritten im Bunde der drei reitenden Geschwister: Nisse Lüneburg. Der 20-Jährige wollte eigentlich nach dem Abitur im Herbst des vergangenen Jahres ein Studium aufnehmen (welches, wusste er noch nicht), aber er nahm dann schließlich doch ein Angebot von Wolfgang Herz, dem Besitzer des Magdalenenhofes in Wedel an. Der ehemalige Landesmeister der Jungen Reiter, der zurzeit noch in Schenefeld wohnt, fühlt sich bei seiner neuen Aufgabe als Bereiter rundum wohl, zumal ihm auch schon große Verantwortung übereignet wurde.

Nisse reitet mit der neunjährigen Holsteiner Stute Pialotta neben kleineren Prüfungen die 1. Derby-Qualifikation, er würde jedoch selbst bei einer vorderen Platzierung auf das Derby am Sonntag verzichten. "Sie ist ein junges Pferd und soll behutsam auf schwierigere Aufgaben vorbereitet werden", sagte Nisse Lüneburg.