Christian Schulz und Stefan Dahl starten in Bahrenfeld, wo Prinz Poldi mitläuft. 100 000 Euro beim Torwandschießen zu gewinnen.

Hasloh/Tornesch. Am Sonntag, so etwa gegen 15 Uhr, werden sie sich in den Stallungen auf der Hamburger Trabrennbahn begegnen und sich gegenseitig viel Glück wünschen. Das können sie so wenige Minuten vor dem Start sicherlich gut gebrauchen, denn Christian Schulz (Hasloh) und Stefan Dahl (Tornesch) stehen vor einer ihrer größten sportlichen Herausforderungen ihrer Laufbahn als Hobby-Trabrennfahrer. Die beiden nehmen an den deutschen Amateurmeisterschaften teil, die erstmals nach fünf Jahren wieder am Hamburger Volkspark stattfinden. Insgesamt treten 41 Gespanne an, 29 verschiedene Fahrer aus allen deutschen Traber-Metropolen werden in den Sulky klettern.

Stefan Dahl, 19, bietet in seinem Vorlauf den im Besitz seiner Schwester Sabine und Schwager Frank Koza stehenden neunjährigen Wallach Leonardo auf. Der gerade 50 Jahre alt gewordene Christian Schulz fährt rund eine halbe Stunde später mit der Stute Holly go lightly zur Parade. Beide Fahrer verfolgen ein Ziel, das nicht leicht zu verwirklichen ist: Die Teilnahme am Finale der Titelkämpfe, die mit insgesamt 52 468 Euro dotiert sind. 30 000 Euro werden im Endlauf ausgeschüttet, das zu Ehren des 2001 verstorbenen, vielfachen Nordchampions Hans-Johann Stamp (Heidenau) gelaufen wird.

Es gab Zeiten, zwischen 2007 und 2009, da hatte Christian Schulz die Lust an Trabrennen verloren. Die schlechten Bahnverhältnisse in Bahrenfeld, allgemein zunehmender Verdruss in einer Sportart, die einst Glanzzeiten erlebte - der Hasloher machte einfach mal Pause. 2010 aber flammte seine alte Leidenschaft, Rennen zu fahren, wieder auf. Der Mann, der seit 1981 fährt, greift wieder voll an: Noch neun Siege, dann hat er die 100-Siege-Marke geknackt. Das scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wenn man Rennbahnbesuchern Glauben schenken darf, die von Christian Schulz eine Menge halten und ihn daher gern auf dem Wettschein berücksichtigen (zwei Siege 2012).

Mit Holly go lightly rechnet sich der Routinier im Sulky eine gute Chance aus, das Finale zu erreichen - trotz eines ungünstigen Startplatzes in der zweiten Startreihe. Vier Pferde kommen in den Endlauf, "da sollte etwas machbar sein", sagt Schulz, dessen Stute gemeinsam seiner Schwester Carolin und Trainerin Birgit Riese (Poppenbüttel) gehört. Sein größter Erfolg im Sulky datiert vom Sommer vergangenen Jahres, als er beim Bundeschampionat der Amateure mit Rokardo de Bomo Zweiter wurde.

Stefan Dahl fiebert seiner DM-Premiere entgegen. Noch nie war er bei einem solch hochkarätigen Ereignis dabei, er kann also wertvolle Erfahrungen sammeln. Der junge Mann gibt sich nach den letzten Trainingsrunden auf dem Hof von Berufsfahrer Hansjörg Gröber in Heist kämpferisch. "Leonardo ist gut drauf, der innere Startplatz günstig. Vielleicht reicht es für eine Überraschung." Die Konkurrenz ist indes enorm stark, vor allem Seriensieger Attrape Moir (Katie Beer) und Gespanne aus Bayern scheinen übermächtig. Knapp 100 Fahrten hat der Tornescher bestritten, zweimal kehrte er hinterher freudestrahlend in den Winnercircle zurück, einmal mit Leonardo, einmal mit der zuverlässigen Lisa Plenske, die ebenfalls im Familienbesitz steht.

Der Hamburger Veranstalter (HTZ) hofft mit der Durchführung der Meisterschaften ein positives Zeichen für die Zukunft setzen zu können. In Zeiten ständig rückläufiger Umsatzrückgänge kein leichtes Unterfangen. Die Rennbahn ist mittlerweile dank Millioneninvestitionen saniert worden, das macht auch Christian Schulz Hoffnung. Er gehörte längere Zeit als Schatzmeister dem Vorstand des HTZ an, ehe er sich wieder zum aktiven Trabrennsport bekannte.

Für den Hasloher steht außer Frage, dass es die vorrangige Aufgabe der Verantwortlichen sein muss, endlich junge Leute an den Trabrennsport heranzuführen. Das sei aber angesichts des starken Einflusses anderer Freizeithobbys, vor allem von Trendsportarten, schwieriger als je zuvor.

Für Pferdesport-Fans, auch aus Hamburgs Randgebieten, könnte sich der (kostenlose) Besuch auf der Bahn am Volkspark lohnen. Im Rahmen der Veranstaltung, die um 13.45 Uhr beginnt, findet gegen 19 Uhr ein Torwandschießen statt, jeder kann mitmachen. Es gibt Traumpreise: 100 000 Euro winken demjenigen, der es als einziger auf sechs Treffer bringt. Schon ab drei erfolgreichen Schüssen sind Wettgutscheine bis zu 500 Euro zu gewinnen. Gegen 20 Uhr wird via Public Viewing das letzte deutsche EM-Gruppenspiel gegen Dänemark auf einer 50 Quadratmeter-LED-Leinwand übertragen.