Der Helgoland-Marathon bleibt weiterhin ein beliebtes Laufziel der Ausdauersportler und hat Kultstatus

Helgoland. Es ist zwar nicht das Ende der Welt, aber weiter geht es hier nicht. Außer vielleicht, man hüpft in die Nordsee. Macht aber niemand. Jedenfalls nicht an diesem Vormittag. Die Läufer und Läuferinnen, die in diesem Jahr am Helgoland-Marathon teilnehmen, machen brav kehrt vor dem Anhänger von Udo Harlichs, der auf der Mole geparkt ist. Aus zwei Boxen dröhnt laute Hardrock-Musik, auf einem Tisch stehen mit Wasser oder Cola gefüllte Becher. Vor zehn Jahren, sagt Harlichs, habe er hier das erste Mal Position bezogen.

"Hier war vorher nichts und ich habe mir gedacht, dass es gut ist, die Leute hier aufzumuntern. Denn das ist das schlimmste Stück für die rund 200 Teilnehmer." Wohl wahr. Der "Düsenjäger", dieser gut 200 Meter lange und bis zu 40 Prozent steile Versorgungsweg vom Unter- ins Oberland, ist ausgesprochen anstrengend. Der Klippenrandweg dagegen ein Genuss, wenn es nicht gerade stürmisch bläst. Am Hafen herrscht meist gute Stimmung. Und am Beginn des Wellensturzbeckens ist dank der Wasserstelle ja auch immer etwas los.

Aber die Mole? Grau, abweisend - und anscheinend endlos lang.

Dabei wäre sie bei der 14. Auflage fast aus dem Rennen gewesen, weil die Betondecke dann doch zu uneben geworden ist im Laufe der Jahre und die Organisatoren um Oke Zastrow in der Zwischenzeit über eine Änderung der Strecke nachgedacht hatten. "Viele Läufer aber wollten das nicht", berichtete Zastrow am Tag vor dem Lauf. Also ist es beim 10,5-Kilometer-Rundkurs geblieben. Aber dafür wird die Veranstaltung eben auch gemocht. Die Strecke hat ihre Ecken und Kanten und Höhen und Tiefen. "Aber sie ist super organisiert. Das ist mein liebster Marathonlauf", erzählt Frauke Kamlage aus Hamburg. Sie war immerhin schon zum 14. Mal mit von der Partie.

Nicht ganz so oft hat es Frank Themsen von der LG Bremen-Nord auf die Hochseeinsel gezogen. Aber wenn er in der Vergangenheit angetreten war, zählte er meist zu den Favoriten auf den Gesamtsieg. Diesmal musste er sich indes Tewes Brandt (Delligser SC) geschlagen geben, der 2:48:02 Stunden benötigte und damit 1:43 Minuten schneller war als der Bremer. Immerhin hatte Themsen anschließend noch Luft genug, um im Ziel noch einen Spruch Richtung Brandt zu klopfen: "Was hat dich denn eigentlich abgehalten, auf mich zu warten?"

Antje Möller (ASV Duisburg), zum dritten Mal Siegerin bei den Frauen, blieb unterdessen mit der Zeit von 3:13:09 Stunden 4:01 Minuten über ihrem Streckenrekord aus dem vergangenen Jahr, gab danach aber zu: "Das war noch zu schnell. 3:20 Stunden hätten auch gereicht." Sie will in zwei Wochen erneut 42,195 Kilometer laufen - in Duisburg beim Rhein-Ruhr-Marathon.

Den Minimarathon über 5,8 Kilometer entschied einmal mehr Andreas Jagdhuber (HSV) für sich, der sich auf 19:22 Minuten steigerte. Beste Teilnehmerinnen waren Aline Florian (Dülmen) und Ariane Ballner (LG Elmshorn), die zusammen über die Ziellinie liefen (24:35). Große Lust habe sie vorher nicht gehabt, sagte die äußerst talentierte Nachwuchsläuferin aus Elmshorn, die noch der Altersklasse W 15 angehört. "Aber wenn man läuft, dann ist es plötzlich schön."

Auf die kurze Runde begab sich auch Zastrow, der sich einmal mehr eine neue Frisur hatte verpassen lassen. Zuvor hatte er einen Aufruf bei Facebook gestartet und um Vorschläge gebeten. Diese reichten von "Leuchtturm", "Lange Anna", "Börteboot" bis hin zu "Bierdeckel". Ein Scherzbold hatte auch "Sylt" in die Liste geschrieben, aber Zastrow ging darauf natürlich nicht ein. "Es sollte eigentlich schon etwas für Helgoland typisches sein", sagte er. Zum Start erschien Zastrow schließlich mit dem deutlich in seinen kurzen Haaren zu entziffernden Schriftzug "Zollfrei". Für die "Mole" wird dann vielleicht am 12. Mai des kommenden Jahres Platz sein.