Beim 13. Helgoland-Marathon werden die klassische Distanz und ein 5,8-Kilometer-Lauf angeboten. Ausrichter VfL Fosite erwartet 350 Starter

Helgoland. "Ein Marathon auf Helgoland? Das geht doch gar nicht. Wie oft lauft ihr denn um die Insel?" Heute können sich die Leichtathletinnen und -athleten des VfL Fosite auf ihrer Internet-Homepage über diese spöttischen Bemerkungen ihrerseits amüsieren. Immerhin erlebt ihr Lauf auf Deutschlands einziger Hochseeinsel am Sonnabend bereits seine 13. Auflage, die wieder etwa 350 Läufer aus dem gesamten Bundesgebiet auf den Roten Felsen locken dürfte.

Die Frage der Zweifler ist übrigens leicht zu beantworten: Viermal ist eine Inselrunde von 10,5 Kilometer Länge zu absolvieren, um zuzüglich 195 Meter "Anlauf" auf die klassische Distanz von 42,195 Kilometer zu kommen. Angesichts der räumlichen Enge auf dem nur einen Quadratkilometer großen Eiland dürfte es auch diesmal keine neue Marathon-Rekordzeit geben, doch wird dies durch die optischen Reize, die sich den Läuferinnen und Läufern bieten, mehr als wett gemacht - sicherlich auch ein Grund dafür, dass eine der kleinsten Veranstaltungen ihrer Art in Deutschland in der Läuferszene mittlerweile Kultstatus genießt und bundesweit herausragend benotet wird.

Touristischer Wert für die Insel ist nicht zu unterschätzen

"Der touristische Wert für die Insel ist durchaus nicht zu unterschätzen", betont denn auch Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. Der gebürtige Bayer hat sich vorgenommen, am Sonnabend seinen zweiten Marathon in Angriff zu nehmen. Cheforganisator Oke Zastrow hat ihm da einiges voraus, erreichte er beim Insellauf doch bereits fünfmal das Ziel, will sich diesmal aber auf die 5,8 Kilometer lange Nebenstrecke (Minimarathon) beschränken. Für den Hauptlauf über die klassische Distanz liegen aber auch so genügend Anmeldungen vor, darunter die von Athletinnen und Athleten, die der Reiz des Außergewöhnlichen anlockt. "Zwar gibt es einen Stamm von 'Wiederholungstätern', doch der Anteil der Aktiven, die das erste Mal zum Gerolsteiner Helgoland-Marathon über die 42,195 km und zum Minimarathon anreisen, ist enorm hoch," berichtet Pressesprecher Siegfried Konjack (LG Elmshorn), der in diesem Jahr zum letzten Mal als Moderator das Geschehen kommentieren wird.

Bemerkenswert erscheint nicht nur ihm die Energie der 48-jährigen Helgoländer Kindergärtnerin Petra Postmeister, die bereits zum elften Mal die klassische Distanz auf ihrer Heimatinsel in Angriff nehmen möchte. Der Helgoländer Nachwuchs hat sich in großer Zahl für den Minimarathon entschieden, gewissermaßen als Generalprobe für den Anfang Juni startenden Landesentscheid im Schulstaffelmarathon auf seiner Insel.

Favorisiert beim Hauptlauf sind am Sonnabend allerdings auswärtige Starter. Vorjahrssieger Tewes Brandt vom Delligser SC (2:48:27 Stunden) dürfte vom Zweiten Frank Themsen (LG Bremen/2:50:02) herausgefordert werden, und auch der Sieger des Jahres 2008, Robert Kopcewicz aus Polen, ist wieder am Start. Sollten diese drei wie erwartet früh die Spitze übernehmen, käme das Trio als erstes in den Genuss der tollen Kulisse mit dem Blick auf die offene Nordsee und die Lange Anna. Seinen besonderen Reiz bezieht der Helgoland-Marathon zudem aus dem permanenten Auf und Ab vom Unter- zum Oberland auf der 10,5 Kilometer langen Inselrunde, das dem Starterfeld, dem auch 45 Frauen angehören werden, alles abverlangen dürfte.

Die Schmerzgrenze beginnt auch auf Helgoland bei Kilometer 30

Ob die Inselrekorde purzeln werden, bleibt abzuwarten. Die Bestzeit bei den Männern hält seit 2003 der Buxtehuder Peter Smolinski (2:37:30 Stunden), bislang schnellste Frau war 2008 die Elmshornerin Silja Rohlfing, für die 3:14:38 Stunden gestoppt wurden. Die Zeit hängt nicht zuletzt von äußeren Faktoren ab: Bei starkem Wind haben die Athleten doppelt zu kämpfen, bei Wärme herrschen im Wellensturzbecken fast tropische Temperaturen.

Auch für Helgoland gilt indes, dass die Schmerzgrenze bei Kilometer 30 beginnt. Von da an heißt es sich durchzubeißen, bis auf der Kurpromenade ehrenamtliche Helfer Läuferinnen und Läufer in Empfang nehmen. 160 Freiwillige (von 1300 Insulanern) sind Sonnabend im Einsatz, und auch Bürgermeister Frank Botter hat Dienst: Das Gemeindeoberhaupt wird den Lauf wie üblich maritim starten, indem er mit dem Typhon des abgewrackten Seebäderschiffs "Wappen von Hamburg" das Signal gibt. Der Minimarathon wird um 9 Uhr vor dem Musikpavillon gestartet, 15 Minuten später begibt sich das Hauptfeld auf die Strecke.