Baumschulland Pinneberg

Buchsbaumzünsler: Wieso Gärtner die Terror-Raupe fürchten

| Lesedauer: 5 Minuten
Anika Würz und Michael Rahn
Das Werk des Buchsbaumzünslers: Die Pflanze, hier auf einem Friedhof, ist durch die Raupe stark angegriffen und kaputt gefressen. Im Kreis Pinneberg machen viele Gartenbesitzer und Baumschulen die gleiche Erfahrung mit dem Tier.

Das Werk des Buchsbaumzünslers: Die Pflanze, hier auf einem Friedhof, ist durch die Raupe stark angegriffen und kaputt gefressen. Im Kreis Pinneberg machen viele Gartenbesitzer und Baumschulen die gleiche Erfahrung mit dem Tier.

Foto: Jürgen Theobald (theo) / FUNKE Foto Services

Im Kreis Pinneberg hat wegen des Schädlings sogar eine Baumschule kapituliert. Wie man die Schmetterlingslarve in den Griff bekommt.

Pinneberg. 
  • Gerade Buchsbaum-Liebhaber im Kreis Pinneberg sollten sich vor dem sogenannten Buchsbaum-Zünsler in Acht nehmen.
  • Die ursprünglich aus Ostasien stammende Raupe ist ein echter Nimmersatt und verschlingt die Pflanzen im Handumdrehen.

Die einen halten ihn für den ultimativen Ausdruck von Vorgarten-Piefigkeit, die anderen schätzen ihn als optimale Pflanze für den geradlinigen bis kunstvollen Beschnitt. Bislang galt als die Pflanze als robust und gedieh in sonnigen sowie schattigen Gärten. Doch bei vielen Buchsbaum-Liebhabern im Kreis Pinneberg ist das Gewächs in diesem Jahr fahl bis kahl statt immergrün.

Schuld daran ist der Buchsbaum-Zünsler, eine echte Raupe Nimmersatt, die es auf das Gewächs abgesehen hat. 2018 war die Schmetterlings-Raupe erstmals in einem Privatgarten im südlichen Holstein erkannt worden. Seitdem verbreitet sie sich dank des immer wärmeren Klimas rasant.

Buchsbaum-Zünsler: „Raupe Nimmersatt“ vernichtet zahllose Gewächse im Kreis Pinneberg

Der ursprünglich aus Ostasien stammende Buchsbaumzünsler ist nicht nur eingeschleppt, also ein Neobiont, sondern gilt sogar als invasive Art. Denn der Falter, der vermutlich mitsamt günstig eingekauften asiatischen Buchsbäumen per Containerschiff nach Europa gelangte, hat hierzulande keine natürlichen Feinde. Von der daraus resultierenden Invasion der „Terror-Raupe“ können nicht nur Pinneberger Gärtner ein Lied singen.

Wenig verwunderlich, dass die bis zu fünf Zentimeter langen Raupen seit geraumer Zeit auch in den Pinneberger Vorgärten leichtes Spiel haben und die beliebten Gewächse teils gänzlich kahl fressen sowie ihre weißen Gespinste zahlreich zwischen den zarten Ästen hinterlassen. Schon zeitig im Frühjahr beginnen die scheinbar nimmersatten Raupen zu mampfen, bis sie sich am Baum verpuppen und dort überwintern.

Chemiekeule gegen den Buchsbaumzünsler?

Neben Privatleute haben auch Baumschulen erhebliche Probleme mit dem Zünsler. Ein großes Unternehmen im Kreis Pinneberg, das sich auf den Buchsbaum spezialisiert hatte und nicht namentlich genannt werden will, gibt diesen Geschäftszweig wegen des Schädlings nun komplett auf. Mehrere Grünschnittproduzenten haben laut Landwirtschaftskammer bis zum Jahresende ebenfalls das Aus für die Buchsbaumkultur angekündigt.

Davon, mit der „Chemiekeule“ gegen die Tiere vorzugehen, rät der Naturschutzbund (Nabu) allerdings ab. Schließlich sei insbesondere der oft in den Schädlingsbekämpfungsmitteln enthaltene Stoff Thiacloprid giftig für weitere Insekten und Gartenvögel.

Den Schädlingen besser auf natürlichem Wege an den Kragen gehen

Stattdessen rät der Nabu zum Einsatz von naturverträglicheren Mitteln auf der Basis von Teebaumöl oder Neemöl sowie Algenkalk. Auch ein Rückschnitt und das Absammeln der Larven mit der Hand können sich lohnen.

Mittlerweile zieht der Zünsler zudem doch noch ein paar natürliche Feinde an. Unsere heimischen Vögel sind buchstäblich auf den Geschmack gekommen. Wer seinen Garten Spatzen- und Meisen-freundlich gestalte, etwa dank Vogelbad und Nistkästen, könne auf die Hilfe der Vögel zählen, so der Nabu.

Buchsbaum-Zünsler: Grünschnitt nur in Tornesch entsorgen

Um die nervtötenden Schädlinge nicht noch weiter zu verbreiten, gibt es auch für das Wegbringen von Buchsbaum-Grünschnitt Regeln. Wie der Bürgerservice Pinneberg auf seiner Webseite informiert, dürfen Hobbygärtner lediglich kleine Mengen befallener Pflanzenteile über die Biotonne oder Gartenabfallsäcke entsorgen.

Größere Mengen bedeuten eine kostenpflichtige Entsorgung am Recyclinghof Tornesch. Dass das Grüngut vom Zünsler befallen ist, sollten die Bürger dem Recyclinghof dabei mitteilen. Um die Verbreitung des Schädlings zu unterbinden, kompostieren die Mitarbeiter die Pflanzenteile dann umgehend. Die Recyclingstation Quickborn nimmt Buchsbaum-Grünschnitt mit Zünslerbefall nicht an. Grünschnitt ohne Befall lässt sich allerdings auch dort entsorgen.

Probleme mit dem Buchsbaumzünsler? Inzwischen gibt es ein Sorgentelefon

Der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer berät in diesem Jahr wegen der starken Ausbreitung der Raupe immer mehr Privatleute. Das Team ist im Kreis Pinneberg in Ellerhoop-Thiensen unter der Rufnummer 04120/7068-200 oder per Mail unter psd-ellerhoop@lksh.de am besten freitags von 9 bis 12 Uhr zu erreichen.

Die Experten raten, die herausgeschnittenen Pflanzen in dunklen Kunststoffsäcken mehrere Tage in die Sonne zu legen. „Danach kann das Material über die braune Tonne entsorgt werden“, sagt Fachberaterin Claudia Willmer.

Ist die Buchsbaumkultur am Ende? Das sagen die Experten

Und die Alternativen zum durchaus verbreiteten und ebenso beliebten Buchsbaum? Als Heckenpflanzen eignen sich auch Liguster-, Kirschlorbeer und Stechpalmen sowie Eiben. Um Beete einzufassen, könnte auf Beberitzen und kleinwüchsige Spindelsträucher ausgewichen werden.

Dass die Invasion der Zünsler das Ende der Buchsbaumkultur bedeutet, davon gehen Experten nicht aus. Aber sie wissen: Mit dem Zünsler werden wir künftig in unserer Region leben müssen. Es gehe nun darum, „diesen Schadenserreger in gewissen Grenzen zu managen“, sagt Pflanzenschutzexpertin Claudia Willmer vom Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer.

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