Pinneberg. Warum sich das Familienleben von SPD-Kandidat Thomas Voerste ändern würde, sollte er Bürgermeister in Pinneberg werden.

Der Bürgermeisterwahlkampf in Pinneberg ist noch gar nicht eröffnet, und doch ist die Aufregung gut neun Wochen vor dem Urnengang am 8. Oktober bereits groß: Seitdem bekannt geworden ist, dass die SPD mit Thomas Voerste einen eigenen Kandidaten ins Rennen um die Nachfolge von Bürgermeisterin Urte Steinberg schickt, sorgt dessen Ankündigung, er werde als Bürgermeister seinen Wohnsitz nach Pinneberg verlegen, für einige Unruhe.

Vor allem die Pinneberger Grünen wundern sich über diese Äußerung des 53-Jährigen in einem Abendblatt-Artikel: „Uns überrascht die Aussage von Herrn Voerste in dem Bericht, dass er im Falle einer Wahl nach Pinneberg zieht. Vor drei Tagen hat er auf unserer öffentlichen Mitgliederversammlung um Verständnis gebeten, dass seine Familie nicht mitziehen kann und er pendeln werden muss“, schreibt die Ortsvorsitzende der Pinneberger Grünen, Katharina Hinte.

Bürgermeisterwahl in Pinneberg: Frage nach Wohnort sorgt für Verwirrung

Thomas Voerste, der zurzeit als Fachbereichsleiter für Jugend, Familie, Schule beim Kreis Rendsburg-Eckernförde arbeitet und mit seiner Lebensgefährtin und deren zwei Kindern in Altenholz bei Kiel lebt, stellte deshalb am Mittwoch im Gespräch mit dem Abendblatt noch einmal klar: Sollte er zum Bürgermeister in Pinneberg gewählt werden, würde er sich auf jeden Fall eine Wohnung in Pinneberg nehmen – seine Lebensgefährtin und die 14 und 16 Jahre alten Töchter würden allerdings zunächst in Altenholz wohnen bleiben.

Dass zu einem späteren Zeitpunkt zumindest seine Lebensgefährtin ganz zu ihm nach Pinneberg ziehen werde, schließt Voerste nicht aus. Bis dahin werde er mit seinem Fiat 500 Elektro des Öfteren die etwa einstündige Autofahrt von Altenholz nach Pinneberg (und umgekehrt) zurücklegen.

Bürgermeisterwahl: Grüne stellen Marco Bröcker als Kandidaten auf

Bleibt die Frage: War die „Wohnortfrage“ ausschlaggebend für den Ortsverband der Grünen, Marco Bröcker, der auch von der CDU unterstützt wird, und nicht den von der SPD vorgeschlagenen Thomas Voerste als Bürgermeister-Kandidaten zu wählen? Grünen-Chefin Hinte sagt Nein. Die Grünen hatten in der Tat bereits nach der Kandidaten-Kür betont, dass es eine Reihe von Gründen gebe, die für Bröcker sprechen würden.

Die Fraktionsvorsitzende Andrea Dreffein-Hahn hatte betont: „Wir unterstützen mit Marco Bröcker den Kandidaten, der in Pinneberg verwurzelt ist, die Vorzüge und Probleme seiner Heimatstadt überblickt und unsere Vision vom zukünftigen Pinneberg teilt.“

Bürgermeisterwahl: Grüne heben Bröckers Überparteilichkeit hervor

Und Frank Wegener, ebenfalls Fraktionsvorsitzender von B‘90/Die Grünen, schrieb: „Seine Erfahrung als Mitarbeiter der Stadt und sein Blick für die anstehenden Themen für Pinneberg sind für uns überzeugende Argumente, seine Kandidatur zu unterstützen. Auch seine Überparteilichkeit unterstreicht für uns seine Ernsthaftigkeit, die Stadt im Sinne von allen Pinnebergerinnen und Pinnebergern zu führen.“

Das mit der Überparteilichkeit sieht zumindest der SPD-Ortsvorsitzende Kai Vogel ganz anders. Für ihn ist Marco Bröcker durch und durch ein CDU-Mann. Zur Info: Bröcker war wissenschaftlicher Mitarbeiter von CDU-Bundesminister Ole Schröder, Referent der CDU-Landtagsfraktion und Geschäftsführer der CDU-Fraktion in Lübeck.

Bürgermeisterwahl: SPD-Chef ist „sehr verwundert“ über Entscheidung der Grünen

Bröcker saß zudem von 2008 bis 2014 für die CDU im Pinneberger Kreistag. Er wurde dann Wirtschaftsförderer der Stadt Pinneberg und schließlich Büroleiter der Bürgermeisterin. Vogel betont, dass er deshalb „sehr verwundert“ sei, dass die Grünen bei der Bürgermeisterwahl einen CDU-Kandidaten und nicht einen überparteilichen Bewerber unterstützen.

Ein Argument, das wiederum Grünen-Chefin Hinte nicht gelten lässt. Sie betont, dass Schwarz-Grün auf Landesebene in Schleswig-Holstein auch gut funktioniere. Die FDP hat sich derweil noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt. Die Liberalen hätten Gespräche mit Voerste geführt, würden aber erst am 7. August eine Entscheidung fällen, sagt Ortsvorsitzende Birgit Klampe.