Seeth-Ekholt. Eine Reitanlage in Seeth-Ekholt unterstützt Geflüchtete. Warum der Umgang mit den Tieren so wichtig für Kinder aus der Ukraine ist.

Dass das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde liegt, ist keine neue, aber zutreffende Erkenntnis. Regina Klügel, Stallchefin der romantisch gelegenen Reitanlage am Hammoor in Seeth-Ekholt, hat jetzt zwölf ukrainische Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren glücklich gemacht, indem sie ihnen einen sorgenfreien Tag auf den Rücken von Pferden ermöglichte. Denn bei Klügel stehen fünf für therapeutisches Reiten ausgebildete Ponys im Stall.

Eigentlich sind die ruhigen Ponys für einen festen Kundenstamm reserviert. Kindergartenkinder und Grundschüler haben zum Teil auch eine Partnerschaft mit ihren auserwählten vierbeinigen Lieblingen. Sie wurden gefragt, ob sie einen Tag auf ihr Pony verzichten würden. Kinder und Eltern willigten ein. Begleitet wurde die Aktion von Reitpädagogin Gillian McConaghy (42) aus Kummerfeld, die seit mehr als zehn Jahren auf Klügels Hof tätig ist und sich auf traumatisierte Kinder spezialisiert hat.

Reiten: Ein sorgenfreier Tag für ukrainische Kinder

Die Idee: Mit den sanftmütigen und intelligenten Tieren eine Wohlfühlzone für die ukrainischen Kinder zu erschaffen. Und nicht nur das. „Ponys können den Kindern zum Beispiel helfen, ihre sozialen Fähigkeiten zu verbessern“, sagt McConaghy. „Durch gemeinsame Aktivitäten wie das Reiten oder das Pflegen des Ponys können Kinder mit anderen Kindern in Kontakt treten und möglicherweise neue Freundschaften schließen.“

McConaghy hatte sich für diesen besonderen Tag einen farbenfrohen Parcours mit sechs Stationen ausgedacht. Slalom reiten, absteigen vom Pony und über einen künstlichen Wassergraben balancieren oder mit einem Wasserbecher auf dem Pferderücken heil in das nächste Ziel kommen – das waren die Aufgaben.

Die Chemie zwischen Kind und Pony muss stimmen

„Die ukrainischen Kinder haben sich auf diesen Aufgabenparcours konzentriert und konnten einfach einmal ihren emotionalen Stress vergessen“, sagt McConaghy. Die Pädagogin suchte für jedes Kind das passende Pony aus, denn eins ist ganz wichtig: Die Chemie zwischen Kind und Pony muss stimmen – die Körpergröße ebenso.

Kinder seien grundsätzlich fasziniert von den Ponys, denn die seien klein, niedlich, zugänglich und vertrauenerweckend. Und die Tiere wiederum wüssten genau, was von ihnen erwartet wird, so die 42-Jährige. Allein die Möglichkeit zu haben, mit einem Pony Zeit zu verbringen und es zu streicheln, wecke Begeisterung und pure Freude.

Ein Spaßparcours mit Steckenpferden

Als ältere Geschwister dann auch mal in den Sattel steigen wollten, aber einige von ihnen zu groß oder zu schwer sind, wurde schnell eine Lösung gefunden. Das Klügel-Team baute kurzerhand einen kleinen Spaßparcours mit Steckenpferden auf. Und die beiden neugierigen und energiegeladenen Jack-Russell-Hunde Amy und Pepper waren als Spielpartner für die Kinder ganz hervorragend geeignet. Mit den kleinen drahtigen Hunden über Minihindernisse zu hüpfen – ein Riesenspaß.

Regine Schneider (links) und Gastgeberin Regina Klügel suchen noch Unterstützer.
Regine Schneider (links) und Gastgeberin Regina Klügel suchen noch Unterstützer. © Melanie Mallon

Die ukrainischen Kinder leben in Hamburg, kommen aus unterschiedlichen Stadtteilen. „Sammelpunkt“ war der Hamburger Hauptbahnhof, von dort fuhren die ukrainischen Mütter mit ihren Kindern mit Bus und Bahn zum Reithof.

Mitorganisatorin Regine Schneider (70), Reiterin und Pferdebesitzerin, hatte auch die geflüchtete Dolmetscherin Margarita Kravchenko (60) mit ins Boot geholt, damit es mit der Kommunikation klappt. Es wurde Englisch gesprochen, doch bei Fachbegriffen wie Reitkappe, Sattel, Stallordnung und Pferdepflege musste Kravchenko ran.

Reiten: Die kleinen Ukrainer und ihre Mütter wollen wiederkommen

Der Umgang mit den Tieren begeisterte alle Kinder an diesem Tag, und auch ihre Mütter freuten sich über den unbeschwerten Ausflug. „Dürfen wir bald wiederkommen?“, fragte zaghaft die zehn Jahre alte Christin Koliwer mit deutlichem Akzent, aber in überraschend gutem Deutsch.

Na klar dürfen sie! Regina Klügel und ihr Team planen schon das nächste Treffen. Zwei Mütter konnten es nicht abwarten und sind auf eigene Faust mit ihren ungeduldigen Kindern für einen Nachmittag in Seeth-Ekholt angereist.

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