Kreis Pinneberg. Im Kreis Pinneberg gibt es mehr als 20 Notfall-Infopunkte. Wie sich die Bürgerinnen und Bürger im Katastrophenfall verhalten sollen.

Der Kreis Pinneberg und alle seine Städte und Gemeinden richten sich auf mögliche Blackout-Szenarien ein. Der Strom könnte plötzlich ausfallen und medizinische Geräte und die Kommunikation zum Erliegen bringen, weil Telefone, Handys und das Internet nicht mehr funktionieren.

Bestimmte Gebiete im Kreis könnten durch Starkregenfälle oder gar einen Deichbruch an der Elbe unter Hochwasser stehen. „Auch wenn das keine sehr wahrscheinlichen Szenarien sind – wir müssen uns auf den Ernstfall vorbereiten, und die Bürgerinnen und Bürger sollten im Vorfeld wissen, was sie im Vorfeld tun sollten und wo sie Hilfe bekommen, bevor es zu spät ist“, erklärt der für den Katastrophenschutz zuständige Fachbereichsleiter Robert Schwerin in der Kreisverwaltung.

Kreis Pinneberg: Deichbruch, Starkregen, Blackout – hier wird Ihnen geholfen

Darum haben jetzt als Erstes 21 Städte und Gemeinden im Kreis sogenannte Notfall-Infopunkte eingerichtet, deren genaue Standorte und Adressen auf der dafür extra geschaffenen Internetseite www.sei-bereit.kreis-pinneberg.de ständig aktualisiert werden.

Denn alle Kommunen im Kreis würden bis zum Herbst dieses Jahres solche Notfall-Infopunkte in den Rathäusern, Amtsverwaltungen oder Schulen einrichten und mit entsprechenden Schildern markieren, die alle einheitlich sein werden, kündigt der Fachbereichsleiter an. In allen größeren Orten soll es mehrere solcher Anlaufstellen geben, damit sie auch zu Fuß erreicht werden könnten.

Lara Mannherz (von rechts), Moritz Riewesell und Jonathan Steinke vom DRK-Kreisverband würden im Notfall rund um die Uhr eine medizinische Versorgung im Pinneberger Rathaus sicherstellen.
Lara Mannherz (von rechts), Moritz Riewesell und Jonathan Steinke vom DRK-Kreisverband würden im Notfall rund um die Uhr eine medizinische Versorgung im Pinneberger Rathaus sicherstellen. © Burkhard Fuchs

In der Kreisstadt Pinneberg ist jetzt das Rathaus ein erster solcher Notfall-Infopunkt, erklärt Bürgermeisterin Urte Steinberg. „Wir möchten, dass unsere Bürgerinnen und Bürger schon heute wissen, wo sie hingehen sollen und wo sie Hilfe bekommen, wenn es zu einer großen Notfalllage wegen Stromausfall oder Hochwasser kommen sollte.“ Bereits an der Rathaustür erfahren die Bürgerinnen und Bürger an Hinweisschildern, wo sie welche Hilfsmaßnahmen vorfinden werden.

Pinneberger Ratssaal wird im Notfall ein Aufenthaltsraum für hilfesuchende Bürger

Der Ratssaal im ersten Stock würde dann zu einem spontanen Aufenthaltsraum hergerichtet, wo sich die Hilfe suchenden Menschen aufwärmen und vielleicht etwas zu essen bekommen könnten, erklärt Stadtrat Stefan Bohlen. Eine Küche ist nebenan. Denn im Rathaus und den anderen Verwaltungen wird der Strom nicht ausfallen, sondern durch Notstromaggregate aufrechterhalten wie auch an anderen Orten, die zur kritischen Infrastruktur gehörten. Welche das im Einzelnen genau sind, soll nicht öffentlich verraten werden, um diese im Notfall nicht zu weiteren Anlaufstellen werden zu lassen. „Wir wollen nicht überrannt werden“, erklärt Bohlen.

Pinnebergs Stadtrat Stefan Bohlen im Pinneberger Ratssaal, der im Notfall zu einem Aufenthaltsraum umfunktioniert werden würde für Bürger, die sich aufwärmen müssen.
Pinnebergs Stadtrat Stefan Bohlen im Pinneberger Ratssaal, der im Notfall zu einem Aufenthaltsraum umfunktioniert werden würde für Bürger, die sich aufwärmen müssen. © Burkhard Fuchs

Ein weiterer Raum im Pinneberger Rathaus würde im Notfall vom Deutschen Roten Kreuz zu einem Mini-Krankenhaus mit medizinischer Versorgung umgewandelt. Hier könnten Menschen, die zum Beispiel künstlich beatmet werden müssen, ihre Geräteakkus aufladen oder sich bei Verletzungen behandeln lassen, erläutert der Stadtrat weiter. Dort stünden Tragen und Liegen für Patienten bereit und auch EKG und andere wichtige medizinische Geräte, erklärt Florian Schlüter vom DRK-Kreisverband.

Kreis Pinneberg: Es gibt drei Kategorien von Notfall-Infopunkten

Die Notfall-Infopunkte würden kreisweit in drei verschiedenen Kategorien und Ausstattungen geschaffen, erläutert Judith Schlüter vom Katastrophenschutz der Kreisverwaltung. Alle Notfallpunkte (Kategorie C) bieten eine Rund-um-die Uhr-Besetzung, wo die Menschen Hilfe erfragen und sich auch mit anderen austauschen können, im direkten Gespräch oder über Zettel an einem Schwarzen Brett. Ein Erste-Hilfe-Koffer steht ebenfalls überall bereit.

Die nächstbessere Kategorie (B) böte darüber hinaus Ersthelfer und die Möglichkeit für junge Mütter, dort ihre Babynahrung warm zu machen und medizinische Geräte aufzuladen. Auch Notrufe sollen dort abgesetzt werden können. In den am besten ausgestatteten Notfallpunkten der Kategorie A, die es wohl vor allem in den größeren Städten geben wird, soll es ärztliche Hilfe geben und beheizte Räume, wo sich frierende Menschen aufwärmen und etwas zu essen und zu trinken bekommen können. Alle Notfall-Infopunkte sollen sich möglichst in der Nähe der Wohngebiete befinden und barrierefrei zu erreichen sein.

Mitglieder der Task-Force-Gruppe treffen sich regelmäßig

Das kreisweite Notfallkonzept, an dem sich alle 49 Städte und Gemeinden beteiligen, sei über die im vorigen Jahr geschaffene Task-Force-Gruppe entstanden, die sich mit dem Szenario einer konkreten Mangellage auf dem Energiesektor und damit verbundenen möglichen Ausfällen von Heizung und Warmwasser beschäftigte, erklärt Fachbereichsleiter Schwerin.

Hinweisschilder am und im Rathaus weisen den Bürgerinnen und Bürger im Notfall den richtigen Weg zur Ersten Hilfe.
Hinweisschilder am und im Rathaus weisen den Bürgerinnen und Bürger im Notfall den richtigen Weg zur Ersten Hilfe. © Burkhard Fuchs

Dieser Notfallgruppe gehören neben dem Katastrophenschutz des Kreises, das DRK, das THW, die Polizei, die Kreisfeuerwehr sowie Pinneberg und Rellingen stellvertretend für alle Kommunen im Kreis Pinneberg an. Sie besteht weiterhin, die Mitglieder beraten sich regelmäßig. Dort sei auch die kreisweite Internetseite www.sei-bereit.kreis-pinneberg.de entwickelt worden, die vor einigen Monaten eigens für mögliche Notfalllagen freigeschaltet wurde.

Kreis Pinneberg: Bürgerinnen und Bürger sollen Vorräte anlegen

Dort könnten sich die Bürgerinnen und Bürger vorab über alle wichtigen Dinge, Adressen und Anlaufpunkte informieren. Und sie erhalten auch Hinweise und Vorschläge, welche Lebens- und Hilfsmittel sie schon jetzt für zu Hause anschaffen und lagern sollten, damit sie im Notfall nicht völlig hilflos sind, rät Fachbereichsleiter Schwerin.

Dazu gehöre ein Vorrat an Getränken und Speisen, die sich zehn Tage halten lassen ebenso wie wichtige Medikamente, Kohle oder Holz für den Ofen oder Kamin, ein Camping-Kocher, Kerzen, Feuerzeug, Streichhölzer, Taschenlampen und ein batteriebetriebenes Radio.

„In einer Katastrophenlage wollen die Menschen wissen, was los ist. Dafür richten wir diese Notfall-Infopunkte ein“, erklärt Bürgermeisterin Steinberg. „Es sollte aber auch allen klar sein, dass Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe den Hauptteil ausmachen werden.“