Amt Pinnau. In Tangstedt, Prisdorf, Kummerfeld, Ellerbek und Borstel-Hohenraden treten alle Bürgermeister erneut an. Was die nächsten Jahren wichtig wird.

In den Gemeinden des Amtes Pinnau treten auch alle amtierenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zur Kommunalwahl an. In Tangstedt haben die Bürger lediglich die Wahl zwischen zwei großen Parteien. In Prisdorf mischt dagegen erstmals eine neu gegründete Wählergemeinschaft. In Ellerbek sind die Grünen neu dabei, allerdings ohne Spitzenkandidaten. In Kummerfeld und Borstel-Hohenraden bleibt es bei den jeweils drei etablierten Parteien.

Wer tritt an und wer nicht? Was wird die Kommunen in den nächsten fünf Jahren beschäftigen? Die Themen und Kandidaten zur Kommunalwahl 2023 in den Gemeinden des Amtes Pinnau im Überblick.

Tangstedt: Finanzierung für Ausbau zum Ganztag noch offen

In Tangstedt haben 1899 Wahlberechtigte nur noch die Wahl zwischen zwei Parteien, um eine Gemeindevertretung zu wählen. Zur Wahl stellen sich CDU und SPD. Thomas Gröber ist der Spitzenmann der Sozialdemokraten, während die Mehrheitspartei CDU wieder die Bürgermeisterin Henriette Krohn unterstützen.

Das Wappen der Gemeinde Tangstedt
Das Wappen der Gemeinde Tangstedt © Landesarchiv Schleswig-Holstein

Die FDP tritt nicht zur Wahl an. Mit dem Wegzug des Ortsverbandsvorsitzenden und Altbürgermeisters Detlef Goos und dem ehemalige Gemeindevertreter und Bauausschussvorsitzende Volker Höhn hat die Partei zwei engagierte Mitglieder verloren. Diese Lücken konnten nicht wieder geschlossen werden, Posten blieben unbesetzt. Die FDP beschloss daraufhin auf einer Mitgliederversammlung, keine Liste aufzustellen.

In Tangstedt hatten 2018 die Christdemokraten die Kommunalwahl mit 48,97 Prozent der Stimmen klar gewonnen. Die FDP erreichte 25,56 Prozent und die SPD 25,47 Prozent.

Wichtigste Themen im Gemeinderat: Der Rechtsanspruch auf offenen Ganztag ab 2025 beschäftigt auch die Tangstedter. Das Jugendhaus „Die Zehn“ soll erweitert werden, um Platz für die Ganztagsschule zu schaffen. Dafür braucht es aber eine finanzielle Förderung durch Land und Bund. Bis die Finanzierung steht, ruhen die Pläne. Solange behilft man sich mit Containern. Außerdem sollen Gewerbeflächen für heimische Betriebe am Battelsweg geschaffen und das Wohnprojekt Kornhöfe an der Dorfstraße 85 umgesetzt werden.

Prisdorf: Mensa-Bau sprengt finanziellen Rahmen

Im Gemeinderat in Prisdorf haben aktuell die CDU sechs Sitze, Bürger bewegen Prisdorf (BbP) vier und die SPD drei. Bei der Wahl 2018 entfielen auf die CDU: 44,99 Prozent, auf BbP 34,23 Prozent und auf SPD 20,78 Prozent. Bei der Kommunalwahl 2018 hatte der CDU-Bürgermeisterkandidat Holger Splettstößer zwar die meisten Stimmen. Bürgermeister wurde dann aber Rolf Schwarz von BbP – mit Hilfe der Stimmen der SPD. Zuvor war die Nachbargemeinde der Kreisstadt Pinneberg jahrzehntelang in der Hand der CDU. Die will natürlich auch in der neuen Legislaturperiode wieder die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen.

Das Wappen der Gemeinde Prisdorf
Das Wappen der Gemeinde Prisdorf © Landesarchiv Schleswig-Holstein

Am 14. Mai 2023 möchte Rolf Schwarz sein Amt verteidigen, er steht auf Listenplatz eins der BbP. Uwe Behrend ist die Nummer eins der Sozialdemokraten. Jörg Schneider geht als Spitzenmann der CDU ins Rennen. Konkurrenz kommt aus den eigenen Reihen. Der langjährige CDU-Fraktionsvorsitzende Matthias Booke tritt erstmals mit der neuen Wählergemeinschaft Bündnis Zukunft Prisdorf an. Er hat sich vorgenommen, mindestens drei der 13 Sitze im Gemeinderat zu erringen.

Das steht in Prisdorf in den kommenden fünf Jahren auf der Agenda: Gemeinsam finanziert mit Kummerfeld soll die Bilsbekschule eine neue Mensa erhalten. Außerdem wird er Schulbau um einen multifunktionalen Klassenraum erweitert.

Die Kosten für den Mensa-Bau strapazieren den bereits defizitären Haushalt. Eine erste Ausschreibung ergab, dass der Bau vier Millionen Euro kosten soll. Geld, dass weder Prisdorf noch Kummerfeld haben. Man hofft, durch eine neue Ausschreibung ein besseres Angebot einholen zu können. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Thema.

Kummerfeld: Rund um das Seniorenheim entstehen Wohnungen

Kummerfelds amtierende Bürgermeisterin Erika Koll tritt wieder für die SPD an. Für die CDU ist Andreas Supthut auf Listenplatz eins und für Unabhängig & Grün Kummerfeld Judith Cülter. Letztere bilden keinen eigenen Ortsverband, sondern sind als Ortsgruppe beim Grünen Ortsverband Pinneberg und Pinnaudörfer angesiedelt.

Das Wappen der Gemeinde Kummerfeld
Das Wappen der Gemeinde Kummerfeld © Landesarchiv Schleswig-Holstein

Bei der Kommunalwahl 2018 hatte die CDU die Mehrheit mit 41,72 Prozent (fünf Sitze) errungen. Die SPD schaffte es auf 30,67 Prozent (vier Sitze). Ebenfalls vier Sitze gingen an Unabhängig & Grün (27,61 Prozent). Die Wahlbeteiligung war mit 61,68 Prozent hoch.

Im Ortsentwicklungskonzept festgelegt, ist der Bau von Wohnungen auf dem Gemeindeareal zwischen In de Röth und Akazienweg. Rund um das alte Schulgebäude soll außerdem eine Dorfmitte entstehen. Auch der Ausbau des ÖPNV ist Thema, unter anderem soll der Bahnhof in Prisdorf mit Bussen besser erreicht werden.

Unter hohen naturschutzrechtlichen Auflagen wurde das 6,5 Hektar große Gewerbegebiet am Ossenpadd fertig geplant. Erste Betriebe konnten loslegen. Die Erlöse aus dem Grundstücksverkauf und die steigenden Gewerbesteuereinnahmen sollen die schwächelnde Gemeindekasse aufbessern. Geld, das unter anderem dringend für den Mensabau an der Bilsbekschule gebraucht wird. Auch die Oberflächenentwässerung (Regenwasser) ist ein riesiger Kostenfaktor.

Kummerfeld bekommt ein neues Wohngebiet. Am neuen, von der K&S-Gruppe aus Sottrum betriebenen Seniorenwohnheim an der Bundesstraße soll gebaut werden. Investor Senectus aus Hamburg plant 136 Wohnungen, darunter Eigentums- und Mietwohnungen in Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern.

Ellerbek: Schul- und Sportzentrum soll neue Mitte werden

3516 wahlberechtigte Ellerbeker können die 17 Mitglieder ihrer Gemeindevertretung bestimmen. Sie haben die Wahl zwischen vier Parteien. Zur Kommunalwahl am 14. Mai treten FDP, SPD und der CDU an. Frischen Wind in die Gemeinde bringen die Grünen, allerdings ohne Spitzenkandidaten. Der Ortsverband hatte sich erst Anfang diesen Jahres gegründet.

Das Wappen der Gemeinde Ellerbek
Das Wappen der Gemeinde Ellerbek © Landesarchiv Schleswig-Holstein

Für die FDP wird erneut Bürgermeister Günther Hildebrand als Spitzenkandidat antreten. Die CDU schickt mit Dominik Seebold ins Rennen. Für die SPD ist Thorsten Eckmann der Spitzenmann.

Und so sah es 2018 aus: Die FDP hatte mit 37,97 Prozent am besten abgeschnitten. Sie gewann über die Hälfte der Direktmandate und ist die stärkste Partei in Ellerbek. Günther Hildebrand wurde von Mitgliedern aller Parteien zum Bürgermeister wiedergewählt. Er ist seit 24 Jahren im Amt. Die CDU folgte mit 34,26 Prozent und die SPD errang 27,77 Prozent der Wählerstimmen.

Ellerbek ist eine Gemeinde mit geordneten Finanzen. Eine Besonderheit: Die Gemeinde kann durch die Schwimmhalle im Schulzentrum gewährleisten, dass alle Ellerbeker Kinder in Ellerbek schwimmen lernen können – obwohl die Halle trotz hoher Auslastung ein jährliches Defizit im hohen fünfstelligen Bereich ausweist.

Neben aktuellen Vorhaben wie der ausreichenden Ausstattung von Schule, Kita und Feuerwehr stehen der weitere Ausbau der Radwege an. Der erste Bauabschnitt des Radwegs entlang des Ihlwegs wurde bereits realisiert. Nach dem Glasfaserausbau im Neudorf soll auch das Altdorf schnelles Internet bekommen.

Eine überparteiliche Arbeitsgruppe sucht nach einem Grundstück und einem Investor, damit seniorengerechte Wohnungen errichtet werden können. Die Gemeindevertreter haben ein Ortsentwicklungskonzept zudem beschlossen, in das im Vorfeld auch die Ellerbeker ihre Ideen einbringen konnten. Darin steht unter anderem, dass das Schul- und Sportzentrum zu einer generationsübergreifenden Begegnungsstätte weiterentwickelt werden und so eine Ortsmitte entstehen soll.

Borstel-Hohenraden: Hier entwickeln die Fraktionen eine neue Ortsmitte

Die freie Wählergemeinschaft (FWG) gründete sich in Borstel-Hohenraden vor zehn Jahren und macht seitdem den etablierten Parteien CDU und SPD Konkurrenz. Bürgermeister Harm Kähler – seit 2018 im Amt – tritt auch diesmal wieder für die FWG auf dem Listenplatz eins an.

Kähler möchte gern Bürgermeisters bleiben. Er betont die außerordentlich gute Zusammenarbeit in den Fraktionen, ganz dem Motto „Wir gemeinsam füreinander“ verpflichtet. Auf dem Spitzenplatz für CDU steht Ingo Grimm, für die SPD führt Wiebke Dicks die Liste an.

Das Wappen der Gemeinde Borstel-Hohenraden
Das Wappen der Gemeinde Borstel-Hohenraden © Landesarchiv Schleswig-Holstein

Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren erreichte die FWG 38,58 Prozent der Wählerstimmen. SPD mit 30,75 Prozent und CDU mit 30,67 Prozent lagen beinahe gleich auf. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,77 Prozent.

Die Themen beschäftigen Borstel-Hohenraden: Das Dorf leistet sich eine neue Sporthalle und einen Umbau der alten Sporthalle zum Dorfgemeinschaftshaus. Die Gemeinde hat erfolgreich Fördermittel eingeworben. So wird der Ersatzneubau der Turnhalle vom Bund mit 1.929.200 Euro gefördert. Der Eigenanteil liegt bei 2.358.000 Euro.

Auch die Außensportanlage wird neu gestaltet. Eine lebendige Ortsmitte soll entstehen. Basis ist das Ortsentwicklungskonzept.

Beheizt werden soll das Ortszentrum künftig mit Biogas aus einer Milchviehhaltung. Dafür soll ein Heizhaus hinter der Feuerwehrwache gebaut werden. Am Nedderhulden entsteht außerdem ein neues Wohngebiet.