Tornesch. In Tornesch sind die Innenstadtentwicklung, die Verkehrsentlastung, Bildung und Betreuung politische Dauerbrenner.

Aus dem Quartett ist ein Quintett geworden: Neben den etablierten vier Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP stellt sich in Tornesch bei der Kommunalwahl eine neue politische Kraft dem Votum der Bürger: die Wählergemeinschaft Bürger für Tornesch (BfT). Geblieben sind die thematischen Dauerbrenner der wachsenden Stadt im Zentrum des Kreises Pinneberg.

Dazu zählen der Kampf gegen einen drohenden Verkehrskollaps in der hochfrequentierten Innenstadt, ein Ausbau des Radwegenetzes, das Bildungsangebot und der Ausbau von Kita-Plätzen.

Kommunalwahl: Tornesch – so wollen die Parteien den Verkehrskollaps verhindern

Was vielen Torneschern fehlt, ist ein attraktives Stadtzentrum. Vor der Gemeindewahl am 14. Mai gibt das Hamburger Abendblatt den Parteien Gelegenheit, sich zum Thema Stadtzentrum zu äußern, außerdem hat jede politische Kraft die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen.

CDU will ein Stadtzentrum mit Treffpunkten für Jung und Alt

Christopher Radon, Spitzenkandidat der CDU: „Tornesch braucht ein Zentrum, das Treffpunkte für Jung und Alt sowie Flächen für Cafés, Restaurants, Geschäfte und Arztpraxen enthält.“ Im Rahmen der Stadtentwicklung will die CDU ortsbildprägende Gebäude ebenso wie den naturnahen und familienfreundlichen Charakter von Tornesch erhalten und an öffentlichen Plätzen frei zugängliches WLAN schaffen. Radon: „Das Stadtzentrum erstreckt sich für uns von der Willy-Meyer-Straße über den Bahnhofsvorplatz bis zur Kreuzung Lindenweg sowie über die vorderen Bereiche der Friedrichstraße und der Esinger Straße.“

Christopher Radon (46) ist Spitzenkandidat der CDU.
Christopher Radon (46) ist Spitzenkandidat der CDU. © HA

CDU: Ortskern vom Verkehr entlasten

Der Tornescher Ortskern muss dringend vom Verkehr entlastet werden. Daher setzt die CDU sich weiterhin für den Ausbau der Ortsumgehungsstraße K 22 ein. Anstatt Fahrräder auf die Straße zu bringen, wollen die Christdemokraten die Radwege sanieren und für einen konsequenten Rückschnitt der Hecken und Grünflächen entlang der Radstrecken sorgen. Die Radwege in die Nachbarorte sind von bestehenden Hindernissen zu befreien und auszubauen. „Zudem wollen wir den Busverkehr in Tornesch hinsichtlich der Taktung, der Fahrtlinien und der Fahrzeiten mit Bezug auf die Bahnhalte und den Unterrichtsbeginn nutzerorientiert optimieren.“

Christdemokraten wollen für jedes Kind einen Kita-Platz

Tornesch ist in den letzten Jahren stark gewachsen, die Infrastruktur der Stadt gerät zunehmend an die Belastungsgrenze und reicht in Teilen schon nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken. Radon: „Daher wollen wir vor der Ausweisung neuer Wohngebiete zunächst weitere Kita- und Schulplätze schaffen, zusätzliche Fachärzte ansiedeln und unsere Verkehrsinfrastruktur ertüchtigen.“

Trotz der vielen Anbauten an den Tornescher Kitas sei es aktuell nicht möglich, jedem Kind einen Kita-Platz anzubieten. „Daher wollen wir eine neue Kindertagesstätte bauen“, betont Radon. „Auch in den Grundschulen müssen weitere Schulplätze entstehen, die zeitgemäßen pädagogischen Konzepten entsprechen. Daher setzen wir uns mit Nachdruck für die zeitnahe Schaffung von zusätzlichen Plätzen an unseren Grundschulen ein.“

SPD will eine neue Grundschule und mehr Kita-Plätze

„Im Zentrum unseres sozialpolitischen Handelns und Wirkens steht eine gute Weiterentwicklung der Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger“, betont Susanne Wagner, Spitzenkandidatin der SPD. Mit ganzer Kraft werde die SPD den zügigen Bau einer neuen Grundschule vorantreiben und bei der Schaffung weiterer Kita-Plätzen nicht nachlassen, damit allen Kindern ein guter Betreuungsplatz zur Verfügung stehe, um dem steigenden Bedarf an Grundschulplätzen gerecht werden können. „Das ist ein Muss für unsere wachsende Stadt.“

Susanne Wagner (67) ist die Spitzenkandidatin der SPD.
Susanne Wagner (67) ist die Spitzenkandidatin der SPD. © HA

SPD fordert:: Attraktives Zentrum und Wohnraum für Ältere und Singles

Der neue Ortskern soll nach den Vorstellungen der SPD ein Raum werden, in dem die Wünsche der Tornescher nach Leben, Wohnen und Arbeiten erfüllt werden. „Wir werden dafür sorgen, dass ein für alle Altersgruppen attraktives Zentrum mit Verweil- und Dienstleistungsangeboten, barrierefreien Fußwegen, minimalem Autoverkehr und Wohnraum für ältere Menschen und Singles entsteht. Wir werden uns um einen maßgeschneiderten Bebauungsplan und einen städtebaulichen Vertrag kümmern.“

Weiterhin sieht die SPD Klima- und Naturschutz als unabdingbar an. Den Naturraum um Tornesch zu erhalten, die Moore wieder zu aktivieren, das Fernwärmenetz auszubauen und den innerstädtischen Verkehr zu reduzieren, „sind unumstößliche Ziele unserer Arbeit“.

Sozialdemokraten wollen Parkraum neu ordnen

Damit einhergehend muss der drohende Verkehrskollaps in Tornesch abgewendet werden, betonen die Sozialdemokraten. „Die notwendige Verkehrswende wollen wir unter anderem durch eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und eine Neuordnung des Parkraums in die Wege leiten“, so Wagner. Das bereits vorliegende Radverkehrskonzept sei ein erster Schritt zu mehr Sicherheit für Radfahrende und Fußgänger.

Grüne wollen kleine und feine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität

Der Bereich vom Asia Hub bis zur Neuendorfer Versicherung und dem alten Penny-Gebäude an der Willy-Meyer-Straße soll nach den Plänen der Grünen überplant werden. Erste Beteiligungsverfahren hat es bereits gegeben. „Wir möchten in dem genannten Bereich eine Innenstadt mit Aufenthaltsqualität schaffen“, sagt Ann Christin Hahn, Spitzenkandidatin der Grünen. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass dieser Bereich einfach höchstbietend verkauft und dann sehr dicht zugebaut wird. Die Chance, hier eine kleine und feine Innenstadt zu schaffen, muss genutzt werden, denn so eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.“

Spitzenkandidatin der Grünen: Ann Christin Hahn (43).
Spitzenkandidatin der Grünen: Ann Christin Hahn (43). © HA

Grüne: Tornesch klimafreundlich machen, Radverkehrskonzept umsetzen

Wichtiges Anliegen der Grünen ist es weiterhin, die Stadt rechtzeitig auf den Klimawandel vorzubereiten. Ein gesundes und für die Menschen auch im Hochsommer angenehmes Stadtklima „erreichen wir mit ausreichend Stadtgrün und einer Stadtplanung nach dem Prinzip der sogenannten Schwammstadt, also Flächenentsiegelung, gutem Wassermanagement, ausreichend Schatten und kühlenden Elementen“, sagt Ann Christin Hahn.

Tornesch ist eine kleine Stadt. Die meisten Wege innerhalb des Stadtgebietes etwa zur Schule, zum Sport oder zum Einkaufen seien Strecken unter zwei Kilometer. Ann Christin Hahn: „Zu Fuß zu weit, aber mit dem Fahrrad oder dem Roller ideal. Wir setzen uns dafür ein und fordern mit Nachdruck, dass das aktuelle Radverkehrskonzept umgesetzt wird.“

Die Grünen setzen sich für Schulneubau und mehr Kitaplätze ein

Tornesch ist in der jüngeren Vergangenheit stark gewachsen. Die Schulen platzen aus allen Nähten, und es gibt viel zu wenige Kita-Plätze. Hahn: „Wir Grünen setzen uns für den Neubau einer Grundschule sowie die Schaffung weiterer Kita-Plätze ein. Das ist kein Luxus-Wunsch, sondern Grundversorgung. Wir verstehen überhaupt nicht, wie man das infrage stellen kann.“

FDP für eine Gasse mit Gastronomie

Gunnar Werner, Spitzenkandidat der FDP, betont: „Wir haben eine klare Vorstellung, wie das Zentrum als Begegnungsstätte entwickelt werden könnte und nicht eine Durchfahrt für die Nachbarorte bleibt. An der Uetersener Straße sollte hinter einer neuen Bebauung eine Gasse mit Gastronomie und somit Schutz vor dem Verkehr entstehen. Auch die Friedrichstraße und der Bahnhofbereich gehören zum Zentrum und einbezogen.“

Die FDP geht mit Gunnar Werner (57) an der Spitze in den Wahlkampf.
Die FDP geht mit Gunnar Werner (57) an der Spitze in den Wahlkampf. © HA

Liberale halten Schulneubau für alternativlos

Tornesch ist schnell gewachsen, und die Infrastruktur reicht nicht aus. Gunnar Werner: „Eine neue Grundschule ist alternativlos, damit unsere Kinder in Tornesch in die Grundschule gehen können und das Gebäude einer modernen Schule gerecht wird. Dies betrifft anschließend auch unsere weiterführende Schule, die KGST.“

FDP: Echte Umgehungsstraßen ist erforderlich

Das Wachstum der Stadt hat sich ebenso brisant auf die Verkehrslage ausgewirkt, sagen die Freien Demokraten. Werner: „Wir brauchen echte Umgehungsstraßen.“

Bürger für Tornesch: Verweilatmosphäre mit Gastro und kleinen Läden

„Unseren Stadtkern wollen wir bürgernah entwickeln“, sagt Ingo Früchtenicht: Eine Verweilatmosphäre mit vielfältigem Gastroangebot, kleinen Geschäften, flexiblen Bürokonzepten, einem kleinen Hotel, preiswertem Wohnraum sowie generationenübergreifenden Begegnungs- und Veranstaltungsmöglichkeiten mit Außenbereichen sollen den Kern von Tornesch zukünftig prägen, so die Vorstellungen der BfT. „Wir meinen, das ist machbar und haben konkrete Ideen - lokale Finanzierung und klimapositives Bauen inklusive.“

Ingo Früchtenicht (49) ist der Spitzenkandidat von Bürger für Tornesch (BfT).
Ingo Früchtenicht (49) ist der Spitzenkandidat von Bürger für Tornesch (BfT). © HA

Torneschs Kitas und Schulen sind laut BfT am absehbaren demografischen Bedarf auszurichten und nicht am Status Quo. Kitas und Schulen müssten proaktiv geplant und gebaut werden. „Termingerecht, mit der benötigten Kapazität und der notwendigen personellen Ausstattung. Digitalisierung ist für uns ein Selbstverständnis.“

BfT: Nahverkehr optimieren – und K 22 endlich umsetzen

Für alle, die zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto oder der Bahn in, nach oder aus Tornesch heraus unterwegs sind, müssten vorhandene Verkehrswege modernisiert und instand gesetzt werden. Früchtenicht: „Der ÖPNV benötigt eine bessere und bedarfsgerechte Taktung. Die K 22 muss endlich – den heutigen Bedürfnissen entsprechend – umgesetzt werden.“ Querungen der Gleise für Fußgänger und Radfahrer müssten erhalten bleiben.

BfT setzt auf Lebensfreude und Stadtmarketing

So lautet „die gemeinsame Klammer für unsere Herzensangelegenheiten: Stadtentwicklung, Verbesserung der Infrastruktur und ein professionelles Stadtmarketing“. Darunter versteht die BfT ein Gremium aus Wirtschaft, Verwaltung, Handel und Handwerk. Verantwortlich für lokale Gewerbemessen, Ausbildungsbörsen, Infrastruktur, Umweltideen sowie für attraktive Events und Veranstaltungen wie Wochen- und Weihnachtsmarkt, Kultur und Ausstellungen, Open-Air-Events und Konzerte und vieles andere mehr.

Kommunalwahl 2018: CDU gewann alle Direktmandate

Die Tornescher Ratsversammlung besteht aktuell aus 28 ehrenamtlich tätigen Ratsfrauen und Ratsherren, inklusive fünf Mehr- und Ausgleichssitzen. Die CDU ist seit der Kommunalwahl 2018 mit Abstand stärkste Fraktion, gewann alle zwölf Direktmandate. Zweitstärkste Fraktion ist die SPD mit sieben Sitzen, dicht gefolgt von den Grünen mit sechs Sitzen. Die FDP zog 2018 mit drei Sitzen in die Ratsversammlung ein.

Bei der Kommunalwahl 2018 erhielt die CDU mit 2569 die meisten Stimmen der Tornescher, entspricht 41,9 Prozent (12 Sitze in der Ratsversammlung). Die SPD kam auf 1633 Stimmen (26,6 Prozent, 7 Sitze)), für die Grünen votierten 1297 Wahlberechtigte (21,2 Prozent, 6 Sitze), die FDP erreichte 633 Stimmen (10,3 Prozent, 3 Sitze).

Bei der Kommunalwahl 2023 sind in Tornesch nach aktuellem Stand 11.674 Personen wahlberechtigt. Zu wählen sind insgesamt 23 Ratsherren- und Ratsfrauen, davon zwölf unmittelbar und elf als Listenvertreter.

Als Spitzenkandidaten der vier Parteien sowie der neuen Wählergemeinschaft treten an:

CDU: Christopher Radon (46), Kommunikationsberater

SPD: Susanne Wagner, (67) Schulleiterin i.R.

Grüne: Ann Christin Hahn (43), Unternehmerin

FDP: Gunnar Werner (57), Handwerksmeister d. Feinmechanik

Bürger für Tornesch (BfT): Ingo Früchtenicht (49), Landwirt