Kreis Pinneberg. Verwaltung und Pinneberger Kreissportverband schließen Vertrag. Worauf sich die 78.000 Mitglieder in den Vereinen nun freuen können.

Die Kreispolitik misst dem Vereinssport einen sehr hohen Stellenwert zu. „Die Sportvereine sind der Kitt unserer Gesellschaft“, sagte Landrätin Elfi Heesch, die selbst früher aktiv Handball gespielt hat. Wer Sport treibt, tue nicht nur etwas für seine Gesundheit.

Er lerne dort auch Werte schätzen wie Fairness, Verantwortung, Rücksichtnahme und sich in eine Gemeinschaft einzufügen, sagte die Kreisverwaltungschefin fast feierlich im Elmshorner Kreishaus, bevor sie ihre Unterschrift unter ein Vertragswerk setzte, das der Kreissportverband (KSV) und die Kreispolitik in einem Jahr Verhandlung ausgearbeitet haben und dem der Kreistag – bis auf AfD und KWGP – fast einmütig zugestimmt hat.

Kreis Pinneberg: Drastische Erhöhung – 2,5 Millionen Euro für die Sportvereine

Demnach bekommt der Verband, der rund 78.000 Mitglieder in 190 Sportvereinen des Kreises Pinneberg vertritt, in diesem Jahr bis zu 2,5 Millionen Euro aus der Kreiskasse. Allein die jährliche Fördersumme, die der KSV zu etwa 80 Prozent an die Vereine für Zuschüsse der Übungsleiterhonorare, Meisterschaftsfahrten oder neue Sportgeräte ausschüttet, ist auf einen Schlag um 150.000 Euro auf 960.000 Euro für das laufende Jahr erhöht worden. Diese Fördersumme steigt zudem jedes Jahr um 2,5 Prozent an, sodass sie bereits 2025 die Millionengrenze überschreiten wird.

Alle für den Kreissport: Vorne von rechts: Sönke P. Hansen (KSV), Landrätin Elfie Heesch, Karsten Tiedemann (KSV) und Burghard Schalhorn (AfD). Dahinter von links im Uhrzeigersinn Stephan Schmidt (CDU), Werner Harms (SPD), Alexandra Waßong, Oliver Kusber (beide CDU), Oliver Carstens (Kreisverwaltung), Olaf Seiler (KSV) und Olaf Klampe (FDP).
Alle für den Kreissport: Vorne von rechts: Sönke P. Hansen (KSV), Landrätin Elfie Heesch, Karsten Tiedemann (KSV) und Burghard Schalhorn (AfD). Dahinter von links im Uhrzeigersinn Stephan Schmidt (CDU), Werner Harms (SPD), Alexandra Waßong, Oliver Kusber (beide CDU), Oliver Carstens (Kreisverwaltung), Olaf Seiler (KSV) und Olaf Klampe (FDP). © Burkhard Fuchs

Daneben gibt es weiterhin den Fördertopf mit rund 750.000 Euro, den die Vereine für eigene Baumaßnahmen abrufen können. „Das wird in diesem Jahr vor allem Flutlicht betreffen“, glaubt KSV-Geschäftsführer Karsten Tiedemann.

Vereinssport: Energetische Baumaßnahmen werden gefördert

Viele Vereine würden diese Anlagen jetzt auf LED-Technik umrüsten, was nicht nur Strom spare, sondern auch den Insekten nütze, da diese Lampen nicht so heißt werden würden. Dieser Fördertopf ist zudem um weitere 200.000 Euro aufgestockt worden, den der KSV variabel nach der Antragsfülle verteilen darf.

Völlig neu ist ein einmaliger Zuschuss in Höhe von 250.000 Euro, der die explodierenden Energiekosten für die Vereine abfedern soll. Die Fördersummen orientieren sich am Energieverbrauch der beiden Vorjahre, erklärt Tiedemann. Und eine weitere halbe Million Euro gewährt der Kreis Pinneberg jenen Vereinen, die energetische Baumaßnahmen ausführen, also die Wände ihrer Turnhallen dämmen, neue Fenster einbauen oder die Dächer mit Photovoltaik oder Solarthermie bestücken.

Landrätin: „Sportvereine sind der soziale Anker vor Ort“

Alles in allem „ist das ein großer Pakt für den Sport“, den die Kreispolitik hier eingeht, lobte Tiedemann und erinnerte daran, dass der Kreis Pinneberg vor genau 30 Jahren der landesweit erste war, der seinem Sportverband ein jährliches Budget auszahlte, über das dieser im Wesentlichen selbst verfügen könne. Daraus haben sich später ganz ähnliche Förderverträge für die Familienbildungsstätten oder den Kreisjugendring ergeben. „Dieser enorme Zuspruch hat uns geradezu geflasht.“

KSV-Vorsitzender Sönke P. Hansen nahm den Gedanken von Landrätin Heesch auf, dass die Sportvereine „der soziale Anker vor Ort sind, die den Zusammenhalt der Gesellschaft maßgeblich beeinflussen“. Die jüngsten Krisen wie der Corona-Lockdown und die aktuelle Energiepreisexplosion durch das Wirtschaftsembargo gegen Russland wegen des Ukrainekrieges hätten viele Vereine an den Rand ihrer Existenz gebracht. Nicht nur verloren sie fast zehn Prozent ihrer Mitglieder. Sie müssen jetzt auch ihre Sporthallen mit etwa dreimal so hohen Energiekosten heizen wie vorher.

Kreis Pinneberg: Planungssicherheit für die Vereine

Die grassierende Inflation, die alle Preise in die Höhe treibe, lasse jetzt auch den Mittelstand ächzen, der sich womöglich den Vereinsbeitrag nicht mehr leisten mag. „Insofern haben wir die Hoffnung, dass diese tolle finanzielle Unterstützung des Kreises hilft, den Sog nach unten zu beenden“, sagt KSV-Chef Hansen. „Denn wir sind die größte Bürgerbewegung im Land.“

Die Kreispolitik gab dieses Lob zurück an die Sportfunktionäre, mit denen der Sportausschuss des Kreistages mehr als ein Jahr lang gut und pragmatisch verhandelt habe, sagte Alexandra Waßong (CDU). „Wir wollten den Sportvereinen Planungssicherheit geben und dafür sorgen, dass sie die gestiegenen Energiekosten nicht gleich an die Mitglieder weitergeben müssen“, sagte Ausschussvorsitzender Stephan Schmidt (CDU).

Kreis Pinneberg: Mitgliederzahlen der Vereine steigen wieder

SPD-Abgeordneter Werner Harms pries die enorme Bedeutung, die die Sportvereine auch für soziale Kontakte und Beziehungen einnähmen. „Als ich Berufssoldat war, habe ich meist über den Sport neue Kontakte geknüpft.“ Und auch die Integrationskraft des Sports gerade für die Menschen, die aus anderen Ländern hierher geflüchtet oder emigriert sind, sei nicht zu überschätzen, sagte FDP-Fraktionschef Olaf Klampe. „Das ist ein großer Rückhalt für die Migranten, die im Sport lernen, sich an Regeln zu halten.“

Eine erste Trendwende sei bereits zu erkennen, erklärte KSV-Geschäftsführer Tiedemann. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder. Es fehlten nur noch etwa 1700 Menschen in den Sportvereinen zu den ehemals etwa 80.000 im Kreis Pinneberg. Doch das seien vor allem Kinder, die für den halben Beitrag Sport trieben und so die finanziellen Verluste der Vereine noch nicht wettmachten, die noch dazu jetzt wiederum andere Übungsleiter brauchten.