Jahrespremiere mit neuem Kapitän auf dem Highspeed-Katamaran und tüchtig Seegang. Diese weiteren Neuigkeiten sind geplant.

  • Die Nordsee-Fähre "Halunder-Jet" ist in die neue Saison gestartet.
  • Bei der Fahrt von Hamburg nach Helgoland ging es wild zu.
  • Welche Neuerungen geplant sind.

Helgoland. Für Boris Dahlke ist es der 16. Saisonstart. Er erinnert sich noch gut. Am 26. März 2007 steuerte er zum ersten Mal mit dem HSC „Halunder Jet“ Helgoland an. Inzwischen ist der Kapitän mit dem Hochgeschwindigkeitskatamaran rund 1600-mal zwischen Helgoland und Hamburg, mit Zwischenstopp in Cuxhaven, gependelt. Immer dieselbe Strecke: Kommt da nicht Langeweile auf?

Die Strecke berge durchaus große Herausforderungen und übe einen besonderen Reiz aus. Die Elbe sei schließlich eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt und auch bei der Nordsee handele es sich um ein anspruchsvolles Revier. „Jede Fahrt ist anders“, sagt der 42-Jährige. Neben An- und Ablegemanövern bei unterschiedlichen Wetter- und Tidesituationen gehört auch die Kommunikation mit Behörden zum Kapitänsdasein.

„Halunder Jet“ fährt von März bis Oktober zwischen Hamburg nach Helgoland

„Auch Helgoland hat sich in den letzten Jahren sehr verändert, allein schon die Infrastruktur im Offshore-Bereich. Das ist unheimlich interessant“, sagt Dahlke, der hofft, noch viele Jahre auf der Strecke fahren zu können. Und immer treffe man neue Menschen im Job. Heute zum Beispiel arbeitet er seinen neuen Kollegen Fiete Sasse ein.

Ab April wird der Liegeplatz neu sein: Dann macht der
Ab April wird der Liegeplatz neu sein: Dann macht der "Halunder Jet" im Binnenhafen fest. © FRS Helgoline

Für den 42 Jahre alten Kapitän Fiete Sasse ist es die erste Fahrt auf dem Highspeed-Katamaran. Er wird von seinem Kollegen in alles eingewiesen. „Ich war zuvor acht Jahre bei der FRS Windcat Offshore Logistics und habe firmenintern gewechselt“, sagt er. Bald wird Sasse das Kommando über das schnellste Fahrgastschiff in der Deutschen Bucht haben. Dann wechseln sich die Kapitäne alle 15 Tage ab.

Bis zu 36 Knoten (etwa 66 Kilometer pro Stunde) schnell ist der Katamaran. „Durch die Klassifizierung als High Speed Craft gibt es besondere Vorschriften, zum Beispiel müssen wir immer zu zweit auf der Brücke sein“, sagt Dahlke.

Zu schnell auf der Elbe? Strafe zahlt der Kapitän, nicht die Reederei

Das müssen aber nicht zwei Kapitäne sein. Der erste Offizier hat das nautische Patent und ist der zweite Mann auf der Kommandobrücke. Trotz möglicher Spitzengeschwindigkeiten sind sie zu einer defensiven Fahrweise verpflichtet. Denn der Wellenschlag kann für kleinere Boote oder Menschen am Ufer gefährlich werden.

Der Highspeed-Katamaran „Halunder Jet
Der Highspeed-Katamaran „Halunder Jet" legt wieder von Helgoland ab. Mit an Bord: der Geschäftsführer der Reederei FRS Helgoline, Tim Kunstmann. © Anne Dewitz

Der Katamaran zieht mit zwölf Knoten an Övelgönne und Blankenese vorbei. Schneller ist hier nicht erlaubt. Man hält sich besser an die Vorschriften, denn die Schifffahrtspolizei kennt kein Pardon. Schon bei einer geringen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit droht ein Ordnungsgeld von 250 Euro.

„Und das zahlt nicht die Reederei, sondern die Kapitäne“, sagt Dahlke, immer den Radar im Blick. Die grünen Punkte darauf sind andere Schiffe oder feste Gegenstände. Auf dem Monitor daneben befindet sich eine elektronische Seekarte.

Nordsee-Fähre „Halunder Jet“ fährt auf Autopilot Richtung Helgoland

Die vier Maschinen werden über zwei Schalter bedient. Bei Manövern wie dem Ab- und Anlegen wird auf zwei Hebel umgeschaltet, mit denen jeweils zwei Motoren bedient werden. Allerdings hält derzeit der Autopilot das Schiff auf Kurs.

Der Katamaran passiert das Wedeler Kraftwerk. Kapitän Dahlke meldet sich beim Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg in der Revierzentrale Brunsbüttel. „Jetzt haben sie uns auf ihrem Radar“, sagt der Kapitän. Ab hier darf Gas gegeben werden.

Maschinenraum im „Halunder Jet“ wird am Monitor überwacht

Ebenfalls von der Brücke aus überwacht Chefingenieur Branko Suzanic den Maschinenraum über einen Monitor. Der Kroate ist für FRS seit sechs Jahren tätig und seit August 2022 auf dem „Halunder Jet“. Die vier MTU-Motoren – übrigens aus dem Hause Rolls-Royce – bringen es zusammen auf mehr als 12.000 PS und sehen überraschend sauber aus. Auch die Wassersysteme und die Elektrizität überwacht Suzanic von hier oben aus.

Den Maschinenraum überwacht Chefingenieur Branko Suzanic ebenfalls von der Brücke aus.
Den Maschinenraum überwacht Chefingenieur Branko Suzanic ebenfalls von der Brücke aus. © Anne Dewitz

Der Hochgeschwindigkeits-Katamaran, der seit 2018 Urlauber und Tagesgäste von März bis November immer täglich nach Helgoland bringt, bietet in vier Sitzplatzkategorien Platz für bis zu 680 Passagiere auf zwei Decks sowie 228 Quadratmeter Freideckflächen.

Am ersten Saisontag sind bereits 480 Fahrgäste an Bord. „Ich bin mit dem Auftakt mehr als zufrieden“, sagt Tim Kunstmann, Geschäftsführer der Reederei FRS Helgoline. Es ist der erste Saisonstart ohne coronabedingte Einschränkungen seit 2019.

„Halunder Jet“ legt demnächst auf Helgoland im Binnenhafen an

Neu ist, dass der Highspeed-Katamaran ab April im Binnenhafen der Hochseeinsel anlegt – quasi dem Inselkern. „Das hat den Vorteil, dass sich lange Wege auf Helgoland von und zum Schiff erübrigen“, sagt Kunstmann. Der Fahrkartenschalter der Reederei wird im Frühjahr dann auch in einer der traditionellen Hummerbuden am Binnenhafen zu finden sein.

Der Highspeed-Katamaran
Der Highspeed-Katamaran "Halunder Jet" der Reederei FRS Helgoline startet seine Fahrt von den Landungsbrücken in Hamburg aus. © Anne Dewitz

Seit fast 40 Jahren ist FRS Helgoline im Helgolandverkehr aktiv. Die Reederei-Gruppe FRS mit Sitz in Flensburg hat sich von einer regionalen Passagierschiff-Reederei in den vergangenen Jahren zu einer international tätigen Unternehmensgruppe mit rund 2000 Beschäftigten entwickelt. FRS betreibt 73 Schiffe weltweit.

Fahrt mit dem „Halunder Jet“: Preise bleiben trotz Krise stabil

„Auch wir sehen uns mit steigenden Kosten konfrontiert – besonders im Bereich des Treibstoffs, welcher auf uns einen starken Einfluss hat. Dennoch haben wir uns entschieden, in 2023 den Gesamtpreis für eine Fahrt in unserer beliebten Jet Class unverändert zum Preis aus 2022 zu belassen. Wir bieten demnach in dieser Saison Preisstabilität für die Helgoländer Gäste“, sagt Kunstmann.

Die Reederei plant auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Helgoland Tourismus-Service eine FRS Helgoline Music-Cruise. Die früheren Konzerte mit Thees Uhlmann & Band, Fettes Brot und Johannes Oerding waren schnell ausverkauft. Wer diesmal als Act an Bord kommen wird, das will Kunstmann noch nicht verraten.

Auch die Ausflugsfahrten zum Offshore Windpark Meerwind Süd/Ost werden mit drei Terminen wieder angeboten. Als Zusatztermin ist für dieses Jahr eine Sonderfahrt zum Windpark Kaskasi, einem der neuesten Deutschlands, geplant.

„Halunder Jet“: Ab Cuxhaven schlagen die Wellen hoch

Nach anderthalb Stunden erreicht der „Halunder Jet“ Cuxhaven. Gepäck wird verladen, Passagiere steigen dazu, die meisten besuchen Helgoland als Tagesgäste. Dort hat die Gemeinde mit dem traditionellen „Flagge zur Düne“ offiziell die Saison am Sonnabend eröffnet. Doch noch ist es ein Stück auf offener Nordsee zu fahren. Der Wellengang nimmt deutlich zu. Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt schon mal vorsorglich eine Reisetablette.

Mit dem Highspeed-Katamaran
Mit dem Highspeed-Katamaran "Halunder Jet" der Reederei FRS Helgoline legt in Cuxhaven an. © Anne Dewitz

Es gibt gastronomischen Service am Platz. Doch bei Wellen von mehr als zwei Metern hat auch die seetauglichste Servicekraft nur eine Hand frei. Mit der anderen klammert sie sich an Sessellehnen. An Essen ist jetzt sowieso nicht zu denken. Einigen Gästen dreht der wilde Wellenritt den Magen um. Zum Glück liegen die Spucktüten schon bereit.

Mit der Ankunft des ersten „Halunder Jet“ beginnt auf Helgoland die Saison

Die Wellen knallen an die Panoramascheibe des Oberdecks. Eine Etage tiefer versperren Metallplatten die Aussicht. Sie sollen die Scheiben vor dem Bersten schützen. Grünes Wasser nennen die Seeleute das ungebrochen an Deck eintreffende Wasser. Vielleicht, weil sich die Gesichter bei diesem Wellengang grün färben? Die Wellen erreichen eine durchschnittliche Höhe von 2,20 Meter. Ab 2,50 Meter wäre die Fahrt eingestellt worden.

Nach 40 Minuten endet die Achterbahnfahrt auf der Nordsee. Erleichtert sehen die Passiere die Insel am Horizont auftauchen. An Land begrüßt Bürgermeister Thorsten Pollmann die ersten „Halunder Jet“-Gäste des Jahres. Tourismusdirektor Stephan Hauke verteilt Konfekt.

Helgoland startet in die Saison: Bürgermeister Thorsten Pollmann (r.) begrüßt FRS Helgoline-Geschäftsführer Tim Kunstmann. Zwei Frauen in traditionellen Trachten begrüßen mit einem Banner die ankommenden Gäste.
Helgoland startet in die Saison: Bürgermeister Thorsten Pollmann (r.) begrüßt FRS Helgoline-Geschäftsführer Tim Kunstmann. Zwei Frauen in traditionellen Trachten begrüßen mit einem Banner die ankommenden Gäste. © Anne Dewitz

Zwei Frauen in traditionellen Trachten am Pier halten ein blaues Banner mit der Aufschrift Welkoam iip Lunn – Willkommen auf Helgoland hoch. Die Passiere eilen vorbei, wollen möglichst viel von der Insel sehen, ehe sie 16.30 Uhr die Rücktour antreten. Diesmal wird die Nordsee gnädig mit ihnen umgehen.