Rellingen. Tim Rädisch stellt in der Rellinger Galerie von Gerd Uhlig Fotos aus. Eröffnet wird die Ausstellung „Sofias Tanz“ am Dienstag.

Windmühlenartig wirken die Bewegungen der Ballerina durch die Doppelbelichtung, gleichzeitig zart und kraftvoll. Aufgenommen mit einer Sechstelsekunde. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen entstanden teilweise abends im Volkspark. Die Sprünge der Tänzerin wirken dynamisch, Gesichtszüge verschwimmen in der Unschärfe.

Zu sehen sind die Bilder von Tim Rädisch vom 17. Januar bis 18. März in der Galerie Gerd Uhlig in Rellingen. Zwölf Bilder aus der Serie „Sofias Tanz“ werden zu sehen sein – aufgehängt in einem Holzrahmen. Ein Ventilator bringt die Fotos selbst zum Tanzen. Daneben weitere Fotos, die der ehemalige Rellinger Arzt mit einer Lochkamera aufgenommen hat, der Urmutter aller Kameras. Sie ist auch bekannt als Camera obscura, was dunkle Kammer bedeutet.

Rellingen: Fotos mit der Lochkamera – das Unscharfe steht im Focus

Der 62-Jährige holt eine kleine Holzkiste mit der winzigen Öffnung für das Mini-Objektiv aus seiner Tasche. Gefertigt in einer Manufaktur in Kroatien. Die sechs mal sechs Lochkamera für 120er-Rollfilm verfügt über eine feststehende Blende von 138 und eine Brennweite von 25 Millimetern. Durch ein nur 0,18 Millimeter großes Loch fällt das Licht.

Bei Sonnenschein beträgt die Belichtungszeit nur drei bis vier Sekunden, bei Innenaufnahmen schon einmal 24 Sekunden. Das Bild, das entsteht, ist seitenverkehrt und steht auf dem Kopf. Das Ergebnis dieser antiquierten Methode – schon Aristoteles experimentierte mit ihr – ist eine besondere Art entschleunigter Fotografie.

Rellingen: Die Unschärfe symbolisiert auch das Unsichtbare im Menschen

„Mein Leben ist geprägt von vielen Begegnungen“, sagt Rädisch, der 30 Jahre lang als Hausarzt in Rellingen praktizierte. Trotz aller Bemühungen bleibe zwischen Gesprächspartnern immer eine Unklarheit, so seine Beobachtung. „Genau dieses Gefühl einer gewissen Unschärfe stellt sich ebenfalls bei der Lochkamerafotografie ein.“ Die Unschärfe symbolisiere auch das Unsichtbare im Menschen, seine Gefühle und sein Geist.

Inspiriert wurde Tim Rädisch auch auf einer Ausstellung von Volkmar Herre, einem Fotograf und Verleger, in Stralsund. Sein Equipment – Rollfilme, hochwertiges Fotopapier, Entwickler – findet Tim Rädisch hauptsächlich im spezialisierten Online-Handel. Die Filme entwickelt er in seinem eigenen Fotolabor. Gelegenheit mit dem Künstler ins Gespräch zu kommen, bieten sich am dienstags 24. und 31. Januar sowie donnerstags 9. und 16. Februar sowie am 2. März. Dann wird Tim Rädisch zwischen 16 und 18 Uhr in der Galerie sein.

Sofias Tanz: Fotografien von Tim Rädisch, Vernissage am Di 17.1., 19 Uhr, Galerie Gerd Uhlig, Poststraße 6, in Rellingen, geöffnet Di, Do 16 bis 18.30, freier Eintritt