Rellingen. Während sich helfende Hände um die Linderung der Not kümmern, in die viele ukrainische Geflüchtete geraten sind, geht der Galerist Gerd Uhlig seinen eigenen Weg: Seit Ostern lädt er regelmäßig Vorschulkinder zum gemeinsamen Malen ein – und stellt in seiner Rellinger Galerie Kunst aus, die im engeren oder weiteren Sinne mit der Ukraine zusammenhängt. Dazu zählen auch Ikonen nach orthodoxer Tradition.
Sie stammen zwar von Kirsten Voß, einer Deutschen. Sind aber so kenntnisreich und kunstvoll gemalt, dass sie von den mittelalterlichen Originalen aus Russland, der Ukraine oder aus Griechenland höchstens durch ihre Makellosigkeit zu unterscheiden sind. Darüber hinaus stellt Uhlig einige Gemälde der beiden ukrainischen Künstler Olexandr Doroshenko und der bemerkenswerten Stillleben-Malerin Lana Svit aus.
„Ich möchte, dass transportiert wird, was an Kultur hinter der Flüchtlingsbewegung steht. Dass die Leute wissen, wer jetzt alles hier lebt“, sagt Gerd Uhlig.
Neben ukrainischen Stillleben sind die orthodoxen Ikonen das eigentliche Wunder
Oleksandr Doroshenko lässt einen Fliederstrauß lebendig werden, und die Malerin Lana Svit gewinnt ein paar Zitronen in einer durchbrochenen Porzellanschale Leuchtkraft, Plastizität und Raffinesse ab, gesteigert durch deren unwirkliche Spiegelung.
Das eigentliche Wunder aber sind die Ikonen, die noch bis zum 24. Juni in der Galerie ausgestellt sind. Kirsten Voß hat die Ikonenmalerei über zehn Jahre bei dem kretischen Meister Georgos Makrakis gelernt, „eine Koryphäe“, sagt die Malerin, die sie auf Holztafeln malt und mit Blattgold hinterlegt. Denn eine Ikone soll von innen leuchten, wie sie es hier wirklich tun. Die überwältigende Kreativität mittelalterlicher Künstler wird in diesen genauestens komponierten Bildtafeln wieder lebendig. Sei es in der konzentrierten Staffelung von Landschaftsfragmenten, den kunstvollen Faltenwürfen der Gewänder oder der stets symbolisch aufgeladenen Darstellung verschiedenster Friedenstauben und Engelswesen, die Kirsten Voß genauestens wiedergibt. „Diese Art der Malerei ist wie Meditation für mich“, sagt sie. Und: „Die Kunst der Ikonenmalerei darf nicht verloren gehen.“
Ikonen. Ausstellung bis 24.6., geöffnet Di, Do 16.00 bis 18.30. Galerie, Poststr. 6, Rellingen.
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