Kreis Pinneberg

Polizei überprüft Lkw: „Fast jede Kontrolle ist ein Treffer“

| Lesedauer: 5 Minuten
Arne Kolarczyk
Bei diesem holländischen Lkw sind die Pflanzen ordnungsgemäß gesichert und verstaut: Die Elmshorner Polizisten konnten den Fahrer nach der Kontrollen passieren lassen.

Bei diesem holländischen Lkw sind die Pflanzen ordnungsgemäß gesichert und verstaut: Die Elmshorner Polizisten konnten den Fahrer nach der Kontrollen passieren lassen.

Foto: Arne Kolarczyk

Bei der bundesweiten Kontrollwoche „Truck & Bus“ wurden auch Lkw im Kreis Pinneberg gecheckt. Das ist das Ergebnis.

Elmshorn. Der Lkw-Fahrer gibt bereitwillig Auskunft zu seiner Ladung. „Typisch holländisch, alles voller Blumen“, ruft der Mann, als er auf dem Gelände der Autobahn-Polizei die Ladetüren seines Anhängers öffnet. Und der Kapitän der Landstraße hat bei der Kontrolle nicht gelogen. Auf der Ladefläche grünt und blüht es. Alle Pflanzen befinden sich in Körben, eingehängt in einem Regalsystem. Hier liegt kein Verstoß gegen die Ladungssicherung vor. Auch der holländische Lkw hat keine Mängel – und der Fahrer eine weiße Weste, was die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten angeht. Er darf weiterfahren.

Das ging nicht allen Brummi-Fahrern bei der bundesweiten Kontrollwoche „Truck & Bus“ so. In Schleswig-Holstein wurden 910 Fahrzeuge kontrolliert und 354 Verstöße festgestellt. Die Beanstandungsquote lag damit bei knapp 40 Prozent. Auch das Polizei- und Autobahnrevier Elmshorn hatte vier Stunden lang eine Kontrollstelle im Kreis Pinneberg eingerichtet. Sieben Beamte, darunter einige Unterstützungskräfte der Wasserschutzpolizeireviers Brunsbüttel, nahmen die Lkw unter die Lupe. Die waren von zwei Streifenwagen von der A 23 zur Kontrollstelle geleitet worden.

Fast jeder zweite Lkw wird beanstandet

„Wir haben in der Regel eine Beanstandungsquote, die zwischen 30 und 40 Prozent liegt“, sagt Polizeihauptkommissar Manuel Hoepfner vom Polizeiautobahn- und Bezirksrevier Elmshorn. Überprüft werde der technische Zustand der Fahrzeuge, die vorschriftsmäßige Sicherung und das Gewicht der Ladung sowie die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer. Bei Lebensmitteltransportern geht es auch um die Einhaltung der Kühlkette.

Die Beamten aus dem Kreis Pinneberg lotsten 25 Fahrzeuge zur Überprüfung zum Autobahnrevier. Die Beanstandungsquote lag bei 32 Prozent, leicht unter dem Landesdurchschnitt. In drei Fällen war etwa die Ladungssicherung ungenügend, in einem Fall befanden sich Europaletten ungesichert auf der Ladefläche. Der Fahrer eines Sprinters transportierte auf seinem Anhänger ohne Seitenwände Bauschutt – und zwar völlig ungesichert auf der Ladefläche. „Ein Wunder, dass da nichts runtergefallen ist“, so Hoepfner. Zudem sei die Elektronik des Anhängers defekt gewesen, es hätten weder die Bremsleuchte noch die Rücklichter funktioniert. Den Fahrer erwarte ein Bußgeld, außerdem sei ihm die Weiterfahrt untersagt worden.

Auch zwei Verstöße gegen das Fahrpersonalrecht ahndeten die Beamten. Der schlimmste Fall war ein 44 Jahre alter Fahrer eines Klein-Lkw, der regelmäßig ohne vorgeschriebene Fahrerkarte sein Gefährt bewegt hatte. Auf diese Weise schummelte er sich an vielen Tagen bis zu fünf Stunden Fahrzeit dazu, saß also ununterbrochen 13 bis 14 Stunden am Steuer. Das Bundesamt für Güterkraftverkehr übernimmt die genaue Auswertung dieses Falls, dem Mann droht ein Bußgeld im vierstelligen Bereich.

Im Autobahn- und Bezirksrevier Elmshorn arbeiten üblicherweise sechs Beamte in der Schwerlast- und Gefahrgutüberwachung. Sie sind täglich auf der A 23 und auf Teilen der A 7 unterwegs, um stichprobenartig Lkw-Fahrer zu kontrollieren. „Die Hälfte der Unfälle, an denen Lkw beteiligt sind, betrifft kleine Lkw bis 3,3 Tonnen“, erläutert Hoepfner. Daher legen er und seine Kollegen ein besonderes Augenmerk auf diese Fahrzeugklasse.

Doch auch große Fische gehen ihnen ins Netz. So stoppten die Kollegen jüngst einen Autotransporter, der drei Sattelzugmaschinen geladen hatte. „Die maximal zulässige Höhe von vier Metern wurde überschritten“, sagt der Polizeihauptkommissar. Das hatte gerade an der Landesgrenze zu Hamburg, wo die alten Brücken eine geringe Durchfahrtshöhe aufweisen, kritisch werden können. Dem Transporter wurde die Weiterfahrt untersagt, die Sattelzugmaschinen mussten einzeln bei der Autobahnpolizei abgeholt werden.

„Es gibt Tage, da ist jede Kontrolle ein Treffer“, sagt Hoepfner, der wie seine Kollegen inzwischen einen Blick für Fahrzeuge entwickelt hat, die mängelbehaftet sein könnten. Gerade Unfälle mit Lkw haben oft besonders schwere Folgen für andere Verkehrsteilnehmer. Als Hauptunfallursachen gelten hier Geschwindigkeitsüberschreitungen, mangelnde Ladungssicherung und Fehler beim Überholen, aber auch Abstandsverletzungen und Übermüdung waren häufige Ursachen. Übermüdete Fahrer und technisch mangelhafte Fahrzeuge stellen eine große Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer dar – darum gibt es jährlich diese Kontrollwochen.

354 Verstöße – die Bilanz der Kontrollwoche

910 Fahrzeuge sind landesweit kontrolliert worden, dabei wurden bei 354 Fahrzeugen Verstöße festgestellt. Die Beanstandungsquote lag knapp unter 40 Prozent. Schwerpunkte waren Verstöße gegen die Sozialvorschriften im Straßenverkehr. Dazu gehören auch die Lenk- und Ruhezeiten.

In mehr als 1800 Fällen wurden zu lange Lenkzeiten, zu kurze Pausen, fehlende Aufzeichnungen oder Manipulationen des Kontrollgeräts festgestellt. Die hohe Anzahl liegt darin begründet, dass durch das Auslesen des digitalen Kontrollgerätes eines Fahrzeugs mehrere Verstöße festgestellt werden können.

Zu schnelles Fahren und Ladungsverstöße wurden ebenfalls geahndet. 78 Fahrzeugführern wurde die Weiterfahrt untersagt. Aus Sicht der Polizei sind Kosten- und Konkurrenzdruck ein Hauptgrund für viele Verstöße. Die Zahl der Beanstandungen sei ein „bedenklich hoher Wert“, so die Polizei.

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