Vorgestern habe ich ein schönes Buch geschenkt bekommen: „Leben mit Demenz – anders, aber glücklich.“ Ein schöner Titel.

Daher heute mal eine Geschichte über Schuhe: Schwarzes, glattes Leder, schwarze Schnürsenkel. Elegant, aber nicht zu sehr. Nach vorne hin laufen sie etwas spitz zu. Halbschuhe eben. Er trägt sie gerne. Nicht nur, wenn er auf Geburtstagen oder Beerdigungen eingeladen ist. Auch mal zum Einkaufen oder wenn er mit dem Hund geht. Ich wette, jeder kennt das Gefühl, wenn man Schuhe gefunden hat, die einem glauben lassen, man liefe schwebend durchs Leben, so als ob man gar keine Schuhe trüge.

Lieblingsschuhe sind etwas Wertvolles, keine Frage. Auch für meinen Vater, der jetzt 85 ist und schon sehr viele Paare besessen hat in seinem Leben. Sind sie aber auch derart wichtig, dass man sie über Nacht in den Kühlschrank stellen muss, weil sie sonst verderben könnten? Genau das ist vor einiger Zeit passiert. Und nicht zum ersten Mal. Doch die Überraschung bei meiner Mutter ist jedes Mal groß, wenn sie morgens die Tür des Kühlers öffnet, um Butter und Aufschnitt für das Frühstück her­auszuholen, dann aber neben den Eiern die Schuhe meines Vaters stehen sieht. Stets hat er sie geputzt. Und immer sind es nur seine Besten, nie sind es andere.