Vergangenen Mittwoch am Pinneberger S-Bahnhof: Der Mann wedelte wild mit einem gelben Heftchen. Eigentlich schrie er mehr, als dass er sprach.

Ob jemand seinen Impfausweis verloren habe. Aber ja, meldete sich nur kurz später eine Frau erleichtert und bedankte sich beim Finder. Ein flüchtiger, aber schöner Dialog entstand. Er: Das nächste Mal besser aufpassen. Ist ja wichtig. Sie: Ja, wertvoller als Gold. Er: Ja, das Ticket in die Freiheit. Gute Fahrt.

Auch ich habe meinen Impfausweis wiedergefunden – vor sechs Monaten allerdings schon. Eher beiläufig war er zwischen alten Reisepässen, Sparbüchern und nie genutzten Bonusheften vom Zahnarzt wieder aufgetaucht. Viele, nein, sehr viele Jahre hatte er vergessen in einer dieser magischen Schubladen gelegen, die man gelegentlich aufzieht und so gar nicht weiß, was einen erwartet, wenn man hineinguckt. Doch plötzlich war es wieder da, das vergilbte Heftchen mit den diversen Aufklebern, verblassten Stempeln und unleserlichen Unterschriften von Ärzten und Ärztinnen, die in der Schule allesamt eine Sechs in Schrift gehabt haben mussten.