Ein Abend am Elbstrand der Hetlinger Schanze vor 30 Jahren: Es war schon spät und ich nicht mehr ganz nüchtern. Und dann lag sie plötzlich da...

… eine prallgefüllte Aldi-Tüte. Der Inhalt: zehn Dosen Bier. Ich hatte einen Schatz gefunden! Und ich meine nicht das Bier, sondern die Tüte mit ihrem blau-weißen Diagonalmuster aus Plastik, das bekannteste unbekannteste Kunstwerk Deutschlands, zu Beginn der 70erJahre gestaltet von einem geometrisch-abstrakt arbeitenden Maler mit dem schönen Namen Günter Fruhtrunk.

Jeder kannte Fruhtrunk und seine Formensprache, obwohl niemand den Namen je gehört hatte. Dass der Discounter einen Künstler mit der Gestaltung einer Tüte beauftragte, war kein Zufall gewesen: Die Logos vieler Discounter entstammen heute der Bildsprache der konkret-konstruktiven Kunst der 70er. Ob Aldi, Penny oder Ikea – sie alle funktionieren nach demselben Prinzip: schnörkellos und einprägend.