Quickborn. Der Ende Dezember vorigen Jahres am Quickborner Birkenweg illegal abgeholzte Wald wird bald wieder aufgeforstet. Der Eigentümer der 1,7 Hektar großen Fläche hat jetzt den zuständigen Bezirksförster der Landwirtschaftskammer beauftragt, die Aufforstung zu planen und umzusetzen. Das solle möglichst noch in diesem Jahr geschehen, sagt der Forstexperte auf Abendblatt-Anfrage.
Rodung sorgt für Entsetzen in Quickborn
Nach den Auflagen der Unteren Forstbehörde soll hier ein neuer Laubmischwald entstehen, und es müssten zwischen 4000 und 7000 Bäume je Hektar Land angepflanzt werden.
Wie berichtet, hatte die unmittelbar nach Weihnachten vollzogene Rodung dieses Waldstückes am östlichen Quickborner Stadtrand für großes Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Zahlreiche Anwohner schlugen Alarm, als hier plötzlich innerhalb weniger Tage eine bestehende Waldfläche einfach abgeholzt wurde. Die Kettensägen ratterten bis in die Abendstunden hinein.
Die Anwohnerbeschwerden erreichten die Behörden in Stadt und Land allerdings zu spät. Die Untere Forstbehörde erhielt erst Anfang Januar, etwa eine Woche nach der Abholzung, Kenntnis davon. Sofort ließ sie daraufhin das gerodete Holz beschlagnahmen, das heute immer noch am Rande des Birkenweges aufgestapelt liegt. Die Quickborner Stadtverwaltung wiederum hatte den Eigentümer im Herbst vorigen Jahres nur aufgefordert, aus Verkehrssicherungsgründen einen maroden Baum zu entfernen. Daraus ist dann das illegale Kettensägen-Massaker entstanden, für das der Eigentümer unmittelbar darauf gegenüber der Politik und den Medien Schadensersatz versprach.
Rodung: Eigentümer verlässt sich auf die Expertise der Stadt
Volker Lemke, Geschäftsführer der Hamburger Immobiliengesellschaft, der das Grundstück gehört, bestätigte jetzt auf Anfrage, dass er den Revierförster der Landwirtschaftskammer mit der Wiederaufforstung der Fläche beauftragt habe. „Den hat uns die Stadt empfohlen“, sagt er. „Wir stehen hier in ganz engem Kontakt und guten Gesprächen mit der Quickborner Stadtverwaltung.“ Seine Gesellschaft, die sich mit Finanzdienstleistungen beschäftigt, kenne sich mit solchen Dingen nicht aus. „Wir verlassen uns da jetzt ganz auf die Expertise der Stadt und unserer Berater. Die Stadt bekommt das, was sie möchte.“
Und das ist nach Aussage des zuständigen Fachbereichsleiters Felix Thermann, dass die gerodete Fläche so schnell wie möglich wieder bepflanzt wird. „Uns ist das ein großes Anliegen, dass hier wieder aufgeforstet wird“, sagt Thermann und bestätigt, den Bezirksförster der Kammer dem Eigentümer empfohlen zu haben.
Dabei handelt es sich um Christian Rosenow, der als „Architekt in Sachen Wald“ gilt. Bezirksförster Rosenow hat sich vor wenigen Tagen die Fläche am Birkenweg angesehen und will nun den Boden daraufhin untersuchen, welche Baumarten dort für die Neubepflanzung am ehesten in Frage kämen. Dafür werde er den Nährstoff- und Wassergehalt des Bodens untersuchen, erklärt der Förster im Abendblatt-Gespräch.
Rodung: Eigentümer muss bis zu 12.000 Bäume pflanzen
Parallel zu dieser Bodenkartierung suche er bereits den Kontakt zu Baumschulbetrieben, die die Wiederaufforstung möglichst rasch vornehmen können. „Wir wollen versuchen, dass das noch in diesem Jahr geschieht“, sagt Rosenow.
Seiner Einschätzung nach könnte hier ein neuer Eichenwald mit anderen heimischen Laubbäumen entstehen, der zur Wohnbebauung und dem Birkenweg hin einen etwa 20 Meter breiten Waldrandbereich aus kleineren Büschen bildet. Dazu würden etwa 30 bis 80 Zentimeter große Setzlinge gepflanzt, die in sieben bis zehn Jahren eine zaunhohe Waldbepflanzung erreichen könnten, so der Förster. Die möglichen Kosten dafür schätzt er auf etwa 25.000 Euro.
Die Untere Forstbehörde teilt dazu mit, dass ihre Auflagen, bis Ende des Jahres zwischen 7000 und 12.000 Laubbäumen auf dieser Fläche zu pflanzen, vom Eigentümer unbedingt erfüllt werden müssten. Sonst „wird das auf jeden Fall Konsequenzen haben“, betont Martin Schmidt, Sprecher des zuständigen Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR).
Rodung: Behörde prüft Bußgeld von bis zu 50.000 Euro
Bei den anzupflanzenden Bäumen müsse es sich um standortgerechte und heimische Laubbaumarten handeln wie etwa Hain- und Rotbuche, Linde, Birke, Eiche und Eberesche, „damit ein gesunder und robuster Mischwald entstehen kann“. Der beauftragte Förster solle nun einen Kosten- und Pflanzplan erstellen und der Forstbehörde im Vorwege zur Abstimmung vorlegen, fordert der Behördensprecher. Zudem erwarte den Schuldigen dieser illegalen Waldrodung ein Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro. „Das Vorliegen einer Straftat wird zurzeit noch geprüft.“
Eigentümer Lemke sagt dazu, dass er sich auch juristisch beraten lasse, ob die Forderungen der Unteren Forstbehörde rechtmäßig und angemessen seien. Im Januar beteuerte Lemke noch: „Die Schuld liegt eindeutig bei uns. Das ist komplett schiefgelaufen, eine echte Katastrophe. Wir werden mit Sicherheit dabei nicht auf die Kosten achten.“
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